Mach's gut, mein Sohn!
Es gibt eine Vielzahl von Krankheiten - manche "erlebt man nebenbei", für andere sind schon ein paar Tage Bettruhe oder gar Operationen nötig.
Es gibt Krankheiten, die einen das ganze Leben "begleiten" und es gibt Krankheiten, die das Leben bedrohen
Alle für sich sind schlimm - beeinträchtigen sie doch die Pläne und Hoffnungen - ob für ein paar Tage oder für immer.
Daher weiß ich nicht, ob es richtig ist, wenn ich sage: " Die schlimmste Krankheit, die ich kenne, ist Demenz ...", denn ich denke, man muss jede Krankheit "(mit-)erlebt" haben - und jeder erlebt es anders ...
Vor ein paar Tagen bin ich auf das Buch von Tony Husband "Mach's gut, mein Sohn" aufmerksam geworden.
Da meine Mutter an Alzheimer litt und an den Folgeerkrankungen verstorben ist, war ich natürlich "neugierig", wie der Autor mit dieser Krankheit "umgeht" und die Geschichte seines Vaters erzählt.
Denn Demenz ist eine Krankheit, die keiner "begreifen" kann, nicht einmal diejenigen, die ihre Angehörigen "begleitet" haben. Es ist einfach nicht vorstellbar, dass man alles vergisst, niemanden mehr erkennt, die einfachsten Dinge nicht mehr kann
Wie also soll man einem "Außenstehenden begreifbar machen" was Demenz bedeutet?
Tony Husband hat es mit wenigen Worten und Bildern geschafft
In seinem Büchlein erzählt er die Geschichte seines Vaters - oder anders gesagt: er führt ein fiktives Gespräch mit ihm, stellt ihm Fragen, die sein Vater aus seiner "Perspektive" beantwortet.
Sehr einfühlsam und sehr authentisch geschrieben, zeigt dieses Buch, dass neben dem Vergessen auch ein Erinnern vorhanden ist, dass die Betroffenen nicht nur Angst erleben, sondern auch Freude empfinden, dass zwischen all den "dunklen Augenblicken" auch ganz klare Momente sind.
So auch bei Tony Husband - denn die letzten Worte, die er von seinem Vater hörte, waren eben "Mach's gut, mein Sohn!", der sie beim letzten Besuch von Tony Husband ganz klar aussprach ...
Diese Geschichte lies mich an eine Begebenheit denken, die ich mit meiner Mutter erlebte:
Sie hatte bereits den 6. Schlaganfall "überstanden", war halbseitig gelähmt und die Demenz war schon sehr weit vorgeschritten. Sie sprach schon lange nicht mehr und selbst so alltägliche Dinge wie Essen und Trinken wurden immer schwieriger.
An einem Nachmittag wollten wir die Sonne genießen und ich setzte sie in den Rollstuhl und fuhr sie aus dem Zimmer. Auf dem Flur war ein kleiner Tumult - dem hauseigenen Esel war es wohl draußen zu kühl geworden - er stand mitten auf dem Flur. Einige Bewohner hatten Angst, andere gingen zögernd auf ihn zu - doch keiner schaffte es, ihn zum Weitergehen zu bewegen.
Aus Spaß sagte ich in die Runde: " ... na, da wird wohl jemand den Esel küssen müssen, vielleicht wird ja ein Prinz draus und der geht bestimmt gern an die Seite ..."
Meine Mutter sah sich um, lächelte dieses "Engelslächeln" und meinte mit ganz klarer Stimme: " ... ich habe in meinem Leben schon so viele Esel geküsst ..." Das waren ihre letzten Worte.
Doch zurück zum Buch
Das Buch von Tony Husband ist ein Buch der behutsamen Worte, des leisen Abschiednehmens - und doch zeigt es, dass selbst ein so "heikles" Thema wie Demenz auf ganz persönliche Weise beschrieben und durch Zeichnungen "untermalt" werden kann.
Der Autor Tony Husband
arbeitet seit 1984 hauptberuflich als erfolgreicher Zeichner. Seine Cartoons erschienen in verschiedenen Zeitschriften, Zeitungen, Büchern und auf diversen Websites, in Fernseh- und Bühnenproduktionen.
Er wurde mit mehr als 15 bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Tony Husband ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Hyde.
Tony Husband
Mach's gut, mein Sohn!
Die Geschichte meines Vaters und seiner Demenz
Erschienen im Droemer-Knaur Verlag
Umfang: 64 Seiten
Ausstattung: Hardcover,
Ausstattung: durchgehend farbig
Preis: 12,00 Euro
ISBN: 978-3-426-65372-2
Gut zu wissen:
Das vorgestellte Buch erhalten Sie im gut sortierten Handel und direkt beim Verlag - www.droemer-knaur.de/buch/machs-gut-mein-sohn