Die Flugangst überwinden

Die Uhr tickt unbarmherzig Richtung Abflug.

Die hektische Atmosphäre am Flughafen erhöht das ohnehin mulmige Gefühl.
Der Ur-Instinkt rät zur Umkehr. Die Flugangst scheint langsam über die Reiselust zu siegen. Glücklicherweise kann man diese Angstspirale stoppen, wie der „Ratgeber aus Ihrer Apotheke“ berichtet.

Rasender Puls und erhöhte Atemfrequenz, schmerzhaft angespannte Nackenmuskeln und verspannt hochgezogene Schultern, Schweißausbruch und Schwindelgefühl, Übelkeitsblässe und zitternde Hände: Die körperlichen Symptome der Flugangst sind nicht zu übersehen.

Was aber in den Menschen vor sich geht, die sich ihrem Urlaubsort voller Panik entgegen bibbern, das ist oft noch viel dramatischer: Wie eine Filmszene läuft der Flugzeugabsturz immer wieder vor dem inneren Auge ab. Die geschlossenen Kabinentüren beschwören Bilder von Enge und Gefängnis herauf. Und in den Wolken wird jedes windbedingte Wackeln gefühlt zur Bedrohung für Leib und Leben. Sich den Piloten und der Maschine auszuliefern, ist für viele Menschen der blanke Horror.

Wie die Angststörung entsteht
Das Phänomen der Flugangst ist gar nicht so selten. Nach einer Umfrage, die flugangst.de zitiert, fühlen sich nur 40 Prozent der Passagiere an Bord wirklich wohl. Und die übrigen 60 Prozent haben ein ungutes Gefühl oder sogar Panik. In anderen Umfragen nennen zwischen 15 und 20 Prozent der Teilnehmer Angst als beherrschendes Empfinden. Und das in einer Zeit, in der Fernreisen und Kurztrips mit dem Flieger zu den Hauptstädten Europas fast schon so zum Lebensstil gehören wie früher die Autofahrt über den Brenner nach Italien oder an die deutsche Ostsee.

Wer das Fliegen meidet, gerät möglicherweise unter Rechtfertigungszwang.
Zumal die Ursache der Flugangst meist nicht so leicht zu erklären ist, weil sie aus einem Bündel an persönlichen Eigenschaften und Erlebtem besteht. Eine genetische Disposition mag vorliegen oder die Erinnerung an einen unangenehmen ersten Flug. Aber auch eine langanhaltende Überlastung, die ursprünglich nichts mit einer Flugreise zu tun hat, kann zur Angststörung beitragen. 

Den Flattermann verscheuchen
Für Betroffene, die nicht für immer am Boden bleiben wollen, gibt es Mittel und Wege, die Beklommenheit zu überwinden. Manche Passagiere fühlen sich schon sicherer, wenn sie mehr darüber wissen, was rund um den Flug passiert. Gerade in leichteren und frühen Phasen der Flugangst kann die Lektüre über Sicherheitschecks am Fluggerät, über Tests aller Funktionen und über Probeläufe beruhigen.

Über die Abläufe bei Start und Landung zu lesen, bei denen mehrere Flughafenmitarbeiter die Maschine über das Rollfeld führen, und über die Situation in der Luft, wo die Piloten selbst eingreifen, den Autopiloten kontrollieren und ständig mit der Flugsicherheit am Boden in Kontakt stehen, macht aus nebulösen Gefahren sachliche Fakten.

Wer das innere Flattern so nicht ganz in den Griff bekommt, sollte es mit Ablenkung probieren. An Bord gibt es Filme und Musik. Entspannter ist das Fliegen in den vorderen Reihen, denn vor den Tragflächen werden die Bewegungen des Fliegers nicht so stark wahrgenommen. Und ein sichereres Gefühl geben Sitze am Gang und in der Nähe der Notausgänge. Schon Tage vor der Abreise kann man heute bei den Fluggesellschaften den Platz seiner Wahl buchen.

Entspannen können Unbedingt vermeiden sollte man den Griff zur Flasche.
Denn Alkohol kann die Verunsicherung steigern. Außerdem müssen Fluggesellschaften Passagiere mit Alkoholfahne nicht mitnehmen. Sinnvoller sind Entspannungsübungen vor dem Abflug. Ob Yoga oder Muskelentspannung nach Jacobsen, Meditation oder autogenes Training: Es gibt für die meisten Menschen eine passende Entspannungstechnik.

Oder das passende Entspannungsmittel.
In der Apotheke gibt es natürliche Präparate, die helfen, nervöse Unruhezustände zu überwinden. Passionsblume und Baldrian, Hopfen und Melisse, Johanniskraut und Lavendel enthalten Stoffe, die auf unterschiedliche Weise beruhigend wirken. Am besten lässt man sich dazu beraten.

Wer das Übel an der Wurzel packen will, es alleine aber nicht schafft, sollte sich psychologischen Beistand gönnen. So bieten Fluggesellschaften wie die Lufthansa in Kooperation mit Seminaranbietern Kurse gegen Flugangst an. Je nach Länge und Preis sind nach dem faktenreichen Tag auch der Besuch im Cockpit oder der gemeinsame Probeflug gegen die Angst Teil des Seminars.

Beim betreuten Fliegen wird das Studierte und im Kursraum Ausprobierte an der Realität gemessen. Zu streng mit sich selbst sollte aber niemand sein. Denn Flugangst ist nicht in wenigen Stunden zu erledigen. Erst wiederholtes und bewusstes Fliegen bringt wirkliche Gelassenheit.

Gut zu wissen:
Weitere interessante Themen finden Sie im Ratgeber aus Ihrer Apotheke, Ausgabe 6A/2017, der ab dem 1.Juni kostenlos in der Apotheke bereitliegt.