Neues Screening soll Frühgeburtenrate senken

Schwangere können besser vorsorgen

Jährlich werden in Deutschland etwa 700.000 Kinder geboren.

Die Frühgeburtenrate liegt bei rund 10 Prozent und ist damit auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Studien zufolge ist es jedoch möglich, das Frühgeburtsrisiko zu senken, indem sowohl medizinische Risikofaktoren wie zum Beispiel bakterielle Infektionen als auch nicht medizinische verhaltensbedingte Risikofaktoren berücksichtigt werden.

 „Deshalb haben wir die Vereinbarung „Gesund schwanger“ geschlossen, die an den relevanten Risikofaktoren für eine Frühgeburt ansetzt. Unser gemeinsames Ziel lautet, durch besondere ambulante Maßnahmen die Frühgeburtenrate zu senken“, erklärt Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).   

Teilnahmeberechtigt an dem Programm, das über die üblichen Vorsorgeuntersuchungen hinausgeht, sind Schwangere, deren Krankenkassen der Vereinbarung beigetreten sind. Interessierte sollten sich bei ihrer Kasse erkundigen, ob sie teilnehmen können.  

Zu dem Programm gehört ein 45-minütiges Risikoscreening inklusive einer ausführlichen Beratung, die über verhaltensbedingte Risikofaktoren einer Frühgeburt aufklären soll.

Vor Beginn der 9. Schwangerschaftswoche kann ein vaginaler Frühultraschall Aufschluss über eine intakte Schwangerschaft geben.

Zwischen der 16. und 24. Schwangerschaftswoche erfolgt ein Infektionsscreening, um mögliche bakterielle- oder pilzbedingte Infektionen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Frühgeburten – das sind die Ursachen
Von einer Frühgeburt spricht man, wenn das Kind vor Vollendung von 37 Schwangerschaftswochen geboren wurde oder bei der Geburt weniger als 2.500g wog.  

Die Hauptursache für Frühgeburten sind vaginale Infektionen, die von den Schwangeren meist gar nicht bemerkt werden. Die Infektionen können jedoch Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung auslösen.

In einer Studie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien mit über 4.000 teilnehmenden Schwangeren hatten 20 Prozent der Frauen eine vaginale Infektion.

Durch ein einfaches Screening auf vaginale asymptomatische Infektionen im frühen 2. Schwangerschaftsdrittel und eine anschließende Therapie und Nachsorge konnte in der Studie die Frühgeburtenrate um rund 50% gesenkt werden.

Weitere mögliche Ursachen für eine Frühgeburt sind:
Mehrlingsschwangerschaften, Fehlbildungen der Gebärmutter, schwangerschaftsbedingte Erkrankungen wie Bluthochdruck, Präeklampsie oder Diabetes, Leistungsschwäche des Mutterkuchens, psychische Belastung, ein mütterliches Alter unter 20 oder über 35 Jahre sowie ein hoher Nikotin- oder Alkoholkonsum.

Kindliche Ursachen für eine Frühgeburt sind beispielsweise Chromosomenstörungen oder Fehlbildungen.  

Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen direkt beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. unter www.dgk.de


Quellen:
(1) Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Pressemitteilung vom 30. Juni 2016: Frühgeburten verhindern: Vereinbarung „Gesund schwanger“ nutzt neue gesetzliche Möglichkeiten  www.kbv.de/html/2016_23336.php

(2) Weichert, A. et al.: Einflussfaktoren auf die Frühgeburt in Deutschland – Analyse der für Deutschland repräsentativen KiGGS-Daten; Geburtshilfe Frauenheilkd. 2015 Aug; 75(8): 819– 826.

(3) Herbert Kiss, Ljubomir Petricevic, Peter Husslein: Prospective randomised controlled trial of an infection screening programme to reduce the rate of preterm delivery; BMJ, doi:10.1136/bmj.38169.519653.EB (published 4 August 2004)