MS, Kopfschmerzen und Migräne
Multiple Sklerose (MS) tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf.
Damit hat sie eine Gemeinsamkeit mit einer anderen neurologischen Erkrankung: der Migräne.
Untersuchungen zeigen, dass Migräne bei MS-Patientinnen und -Patienten häufiger als erwartet auftritt. Dabei wurde eine Migräne einerseits als mögliche Nebenwirkung mancher Medikamente zur Behandlung der MS berichtet.
In den meisten Fällen bleibt der ursächliche Zusammenhang im Dunkeln, wobei möglicherweise Nervenschädigungen im Gehirn oder entzündliche Prozesse eine Rolle spielen.
In einer multizentrischen Studie in Deutschland wurden 150 MS-Patientinnen und -Patienten untersucht. Insgesamt litten 67 % aller Teilnehmenden unter Kopfschmerzen.
Besonders häufig waren Menschen mit einem klinisch-isolierten Syndrom von Kopfschmerzen betroffen (78%).
Patientinnen und Patienten mit Kopfschmerz waren im Schnitt jünger, waren erst seit kürzerer Zeit an der MS erkrankt und waren weniger körperlich beeinträchtigt.
So litten Betroffene ohne krankheits-modifizierende Medikamente häufiger unter Kopfschmerz als jene mit einer medikamentösen MS-Therapie.(1)
Kanadische Neurologinnen und Neurologen untersuchten in einem systematischen Review, welche (unspezifischen) Symptome oder Erkrankungen häufig vor oder zu Beginn der MS-Diagnose auftraten (Prodromalphase).
Solche Prodrome könnten als Warnsignale auf eine sich entwickelnde MS hinweisen und so zur Früherkennung genutzt werden.
In 29 Studien mit insgesamt 83.590 MS-Erkrankten und 396.343 Kontrollpersonen zeigten sich vor oder zu Beginn der MS besonders häufig Ängste, Depression, Migräne und Einbußen in der Denkleistung (2)
Bei häufigen Kopfschmerzen und Migräne in jüngerem Alter sollte eine MS differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden.
Als mögliche Verbindung beider Erkrankungen werden systemische Zytokine und das Darmmikrobiom diskutiert.(3)
Manchmal können auch krankheitsmodifizierende Medikamente zu vorübergehenden Kopfschmerzen führen.
Dieses Symptom kann meist durch allmähliches Aufdosieren von Behandlungen abgemildert werden und bessert sich typischerweise im Verlauf der Therapie.(4)
Wenn Kopfschmerzen oder eine Migräne bei einer MS plötzlich neu oder häufiger auftreten als zuvor, sollte dies immer mit einem Neurologen besprochen werden.
Individuell kann dann beurteilt werden, ob die MS oder ihre Behandlung eine Rolle bei der Entstehung spielen und welche therapeutischen Schritte sinnvoll sind.
Weitere Informationen zur MS finden Sie unter https://www.ms-gateway.de/
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Referenzen
1. Gebhardt M, Kropp P, Hoffmann F, Zettl UK. Headache in the course of multiple sclerosis: a prospective study. J Neural Transm (Vienna). 2019 Feb;126(2):131-139. doi: 10.1007/s00702-018-1959-0. Epub 2018 Nov 30. PMID: 30506270. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30506270/
2. Yusuf, Fardowsa L.A., Bryan C. Ng, José M.A. Wijnands, Elaine Kingwell, Ruth Ann Marrie, and Helen Tremlett. “A Systematic Review of Morbidities Suggestive of the Multiple Sclerosis Prodrome.” Expert Review of Neurotherapeutics, May 18, 2020, 1–21. https://doi.org/10.1080/14737175.2020.1746645.
3. Moisset X, Giraud P, Dallel R. Migraine in multiple sclerosis and other chronic inflammatory diseases. Rev Neurol (Paris). 2021 Sep;177(7):816-820. doi: 10.1016/j.neurol.2021.07.005. Epub 2021 Jul 27. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34325914/
4. Gebhardt M, Kropp P, Hoffmann F, Zettl UK. Headache in Multiple Sclerosis – Pharmacological Aspects. Curr Pharm Des. 2022;28(6):445-453. doi: 10.2174/1381612827666210922114100. PMID: 34551691. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34551691/