Begleiterkrankungen bei MS: Welche Rolle spielen Diabetes, Osteoporose & Co.?
Nicht selten sind Menschen mit der chronischen Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) auch von Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) betroffen.
Welche Erkrankungen häufiger bei MS als bei anderen Menschen auftreten und welche Rolle dies für MS-Therapie und Lebensqualität spielt, untersuchten mehrere Studien.
Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Menschen mit MS gehäuft die folgenden Begleiterkrankungen aufweisen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- psychische Erkrankungen, wie Depression und Ängsten, und
- weitere Autoimmunerkrankungen.
Im Vergleich zu Kontrollgruppen ohne MS traten zudem häufiger Migräne, das Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Epilepsie auf.
Für metabolische Erkrankungen, wie Typ 2 Diabetes, Hyperlipidämie und Insulinresistenz, gab es Hinweise, dass erhöhte Blutzuckerspiegel und Insulinresistenz mit dem Behinderungsgrad bei MS und einer Erhöhung von Entzündungsmarkern im Blut zusammenhängen könnten.
Bei Vorliegen weiterer Autoimmunerkrankungen, wie z.B. Schuppenflechte (Psoriasis) und rheumatischen Erkrankungen (rheumatoide Arthritis), zeigte sich zudem ein erhöhtes MS-Schubrisiko.1
Komorbiditäten im höheren Alter
Das Alter der Patientinnen und Patienten spielt eine wichtige Rolle, da mit zunehmendem Alter verschiedene Begleiterkrankungen häufiger auftreten. Daher analysierten Forschende gezielt medizinische Daten zu Begleiterkrankungen von Personen mit MS über 60 Jahren.
Als Vergleichsgruppe dienten Personen ähnlichen Alters ohne MS. Menschen mit MS litten am häufigsten unter Schmerzen, gefolgt von Herzerkrankungen, Depression, Bluthochdruck, Dyslipidämie und Adipositas. Verglichen mit Kontrollpersonen ohne MS, wurden bei den von MS-Betroffenen Depressionen und Osteoporose häufiger diagnostiziert. Insgesamt waren ältere Menschen mit MS stark durch Begleiterkrankungen belastet. 2
Wie sich eine solche Belastung auswirkt, untersuchten Forscherinnen und Forscher in einer Befragung von Menschen mit MS. Studienteilnehmer füllten Fragebögen zu Begleiterkrankungen und ihrer persönlich eingeschätzten Gesundheit aus. Dabei wurde auch mit Hilfe einer Symptomstärke-Skala die Stärke einer eventuellen Fatigue erfasst.
Zusätzlich erfragten die Forschenden die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Teilnehmenden mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens.
Knapp die Hälfte der Befragten (48,7 %) gaben mindestens eine Begleiterkrankung an. Besonders häufig wurden Bluthochdruck (19,1 %), Depression (16,5 %) und Ängste (14,8 %) genannt. Personen mit Begleiterkrankungen hatten durchschnittlich eine stärkere Fatigue und niedrigere Lebensqualität.
Die effektive Behandlung solcher Begleiterkrankungen ist demnach auch besonders mit Blick auf die Lebensqualität wichtig. 3
Umfassende Behandlung könnte die Lebensqualität verbessern
Begleiterkrankungen treten bei MS, insbesondere im höheren Alter, häufig auf und können Betroffene stark beinträchtigen.
Neben Herz-Kreislauferkrankungen ist bei der MS auch das Risiko für RLS, Fatigue, Depression, Ängste und Osteoporose im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen erhöht. Diese zusätzlichen Erkrankungen können die Lebensqualität einschränken und teils sogar den Verlauf der MS beeinflussen. Es ist somit wichtig, die Therapien der Begleiterkrankungen bei der MS-Behandlung zu berücksichtigen.
Mit dem behandelnden Neurologen bzw. der behandelnden Neurologin sollten daher alle gesundheitlichen Probleme – auch diejenigen, die scheinbar nicht mit der MS in Verbindung stehen – besprochen werden, um die Behandlung sowohl der MS als auch der Begleiterkrankungen individuell zu optimieren.
Weitere Informationen zur MS finden Sie unter https://www.ms-gateway.de/
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Original Titel:
Comorbidity in multiple sclerosis: Emphasis on patient-reported outcomes.
Autor:
Diržiuvienė B, Mickevičienė D. Comorbidity in multiple sclerosis: Emphasis on patient-reported outcomes. Mult Scler Relat Disord. 2022 Jan 31;59:103558. doi: 10.1016/j.msard.2022.103558. Epub ahead of print. PMID: 35123292. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35123292/
Referenzen
1. Hauer L, Perneczky J, Sellner J. A global view of comorbidity in multiple sclerosis: a systematic review with a focus on regional differences, methodology, and clinical implications. J Neurol. 2021 Nov;268(11):4066-4077. doi: 10.1007/s00415-020-10107-y. Epub 2020 Jul 27. PMID: 32719975; PMCID: PMC8505322. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32719975/
2. Hua L H, Hersh C M, Tian F et al. Clinical characteristics of a large multi-center cohort of
people with multiple sclerosis over age 60. Mult Scler Relat Disord, 2020. 47:102637 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33276238/
3. Diržiuvienė B, Mickevičienė D. Comorbidity in multiple sclerosis: Emphasis on patient-reported outcomes. Mult Scler Relat Disord. 2022 Jan 31;59:103558. doi: 10.1016/j.msard.2022.103558. Epub ahead of print. PMID: 35123292. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35123292/