Rückenleiden im Alter
Ursachen und Behandlungen von Osteoporose, Arthrose und Co.
Viele ältere Menschen leiden unter Rückenschmerzen.
Meist entstehen die Beschwerden durch Verschleißerscheinungen und werden für Betroffene zum ständigen Begleiter.
„Senioren leiden häufig unter Rückenschmerzen, da Muskelschwäche und die natürliche Abnutzung zu Verletzungen und Verformungen der Wirbelsäule führen, die wiederum Schmerzen hervorrufen.
Im Alter kommt es aber auch zu Veränderungen und Abbau von Gewebe und Organen, sodass die Wirbelsäule einen Teil ihrer Funktionalität verliert, als Stützgerüst an Kraft einbüßt und letztlich die Beweglichkeit eingeschränkt wird“, erklärt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin.
Er ergänzt: „Bei älteren Menschen steht im Falle eines Rückenleidens die Selbstständigkeit auf dem Spiel. Schon bei ersten Anzeichen sollten Senioren diese von einem Arzt prüfen lassen.“
Der Facharzt erläutert Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von häufigen Beschwerden wie Osteoporose, Wirbelsäulenarthrose und Bandscheibenverschleiß.
1. Wenn die Knochen schwinden – Osteoporose
Ursachen: Im Zuge des Alterungsprozesses nimmt die Knochendichte immer mehr ab. Im Normalfall verringert sich die Dichte ab einem Alter von 35 jährlich um etwa ein Prozent. Baut sich die Knochenmasse schneller oder bereits früher ab, sprechen Ärzte von Knochenschwund oder auch Osteoporose.
Symptome:
Häufig entwickelt sich die Krankheit unbemerkt und die Diagnose erfolgt erst, wenn poröse Knochen brechen, ein sogenannter Rundrücken entsteht, Patienten verstärkt unter Rückenschmerzen oder Schwächegefühlen in diesem Bereich klagen.
Manche Symptome, zum Beispiel Druckschmerzen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule, ähneln auch einem Hexenschuss, weshalb viele nicht zum Arzt gehen.
Therapieansatz:
Frühe Diagnosen können den Verlauf der Krankheit stark begünstigen und ihren Fortschritt verlangsamen.
Betroffene sollten deshalb bereits bei ersten Anzeichen eine ärztliche Meinung einholen. Um den Knochenschwund aufzuhalten oder die Schmerzen zu lindern, lassen sich Medikamente und Physiotherapie einsetzen. Letztere fördert den Muskelaufbau, stärkt die Knochen und kann auch das Sturzrisiko verringern.
Kommt es doch zu einem Wirbelbruch oder reichen konservativen Methoden nicht mehr aus, lassen sich operative Maßnahmen wie eine Kyphoplastie – ein minimalinvasives Verfahren, bei dem durch eine Kanüle ein spezieller Zement in den Wirbelkörper eingeführt wird – oder ein Wirbelkörperersatz vornehmen.
Dadurch lassen sich eine weitere Verschlechterung der Statik und neurologische Defizite vermeiden und Patienten können ihre Aktivitäten im Alltag schneller wieder aufnehmen.
2. Wenn die Wirbelsäule altert – Wirbelsäulenarthrose
Ursachen: Durch den Alterungsprozess verlieren Knorpelgewebe und Bänder an Elastizität.
Etwa 75 Prozent aller über 50-Jährigen und fast 90 Prozent aller über 70-Jährigen leiden deshalb unter Arthrose. Da auch die Muskulatur im Alter abnimmt und ihre stabilisierende Wirkung damit schwächer ausfällt, steigt die Belastung der Gelenke.
So verschwindet der Knorpel zwischen zwei Knochenenden im schlimmsten Fall sogar vollständig.
Als Reaktion entstehen knöcherne Erweiterungen, sogenannte Knochensporne, die in das Gewebe hineinragen und von der Wirbelsäule ausgehende Nerven beeinträchtigen.
Häufig betrifft Arthrose das Knie oder die Hüfte, aber auch an der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule kann diese Gelenkerkrankung auftreten.
Symptome:
Beschwerden reichen von sehr starken, tiefsitzenden Rückenschmerzen – die auch blitzartig entstehen können – bis zu Blockaden. Zudem kommt es zu einer Steifheit der Gelenke, vor allem nach einer Ruhepause, und einer damit verbundenen Einschränkung der Beweglichkeit.
Therapieansatz:
Regelmäßige Bewegung verzögert den Abbau der Muskulatur und hat eine bessere Nährstoffversorgung des Knorpels zur Folge.
Zudem fördert körperliche Betätigung den Transport von Abfallstoffen aus dem Gelenk. Darum sollten Senioren im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen aktiven Lebensstil pflegen.
Wenn konservative Behandlungsmethoden wie Spritzen, Tabletten und Physiotherapien nicht mehr helfen, bietet sich mit der Thermodenervation ein minimalinvasives Verfahren an. Hier werden die Nervenenden mit einer Hitzesonde stillgelegt, um so die Schmerzkette zu durchbrechen und die Schmerzwahrnehmung zu stoppen.
3. Verschleiß der Bandscheiben – Degeneration
Ursachen: Mit zunehmendem Alter kommt es ebenfalls zu Verschleiß und Abnutzung der Bandscheiben. Geschieht dies über das natürliche Maß hinaus, sprechen Mediziner von einer Degeneration.
Wichtige Flüssigkeit kann nicht mehr gespeichert werden, Bandscheiben verlieren ihre Elastizität, Risse entstehen und können Bandscheibenvorfälle zur Folge haben.
Symptome:
Bei degenerativen Veränderungen handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der sich häufig durch Rücken- und Nackenschmerzen bemerkbar macht.
Besonders schmerzhaft sind das Heben von schweren Lasten und lange Tätigkeiten im Sitzen. Schmerzausstrahlungen in Beine oder Arme, Kribbeln und Taubheitsgefühl sind möglich.
Therapieansatz:
Als erster Behandlungsansatz gelten konservative Methoden. Liegt ein leichter Bandscheibenvorfall vor, kann eine minimalinvasive perkutane Laser-Diskus-Dekompression helfen. Überstehendes Gewebe lässt sich dabei präzise und schnell mit Verdampfung entfernen.
Bei schwereren Vorfällen helfen weitere moderne Verfahren, Beschwerden zu lindern, ohne zwangsläufig eine große Operation vornehmen zu müssen. So entfernen Fachärzte bei der Mikrochirurgie das ausgetretene Gewebe unter Vollnarkose.
4. Enge im Wirbelkanal – Spinalkanalstenose
Ursachen: Im Laufe des Lebens kommt es bei vielen Senioren zu einer Verengung des Spinalkanals – er bildet eine Art Tunnel für das Rückenmark, welches Reize vom Gehirn an den Körper weiterleitet.
Grund sind Ablagerungen von Kalk oder Verdickungen der Gelenkkapseln und der umliegenden Bänder. Doch auch ein Verschleiß der Bandscheiben kann den Wirbelkanal zusammendrücken und die gesamte Wirbelsäule destabilisieren.
Symptome:
Anhaltender Druck im Wirbelkanal auf das Rückenmark äußert sich durch Kribbeln, Taubheitsgefühl, Schwäche und Schweregefühl im Bein bis hin zu heftigen Rückenschmerzen und beziheungsweise oder Beinschmerzen, vor allem nach längerem Gehen.
Betroffene neigen oft dazu, sich zu schonen, was aber zu Muskelschwächungen und einer Verschlimmerung der Beschwerden führen kann.
Therapieansatz:
In vielen Fällen lässt sich eine Stenose mittels gezielten Trainings verlangsamen oder gar aufhalten. Wer die Bauch- und Rückenmuskulatur regelmäßig trainiert, stützt die Wirbelsäule und kann so einer Verengung des Spinalkanals vorbeugen.
Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung lassen sich mit einem mikrochirurgischen Eingriff eingeklemmte Nerven durch die Erweiterung des Spinalkanals entlasten.
Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter www.avicenna-klinik.de