Harnwegsinfekte erfolgreich kurieren
Blasenentzündungen machen vielen Frauen zu schaffen.
Oft verschreiben Ärzte dann Antibiotika.
Jedoch:
Zwei von drei Frauen werden auch ohne antibiotische Behandlung wieder gesund, berichtet der Ratgeber aus Ihrer Apotheke.
Schmerzen im Unterbauch, häufiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen
Viele Frauen kennen Harnwegsinfekte aus leidvoller Erfahrung. Üblicherweise wird eine Blasenentzündung mit Antibiotika behandelt, um die Beschwerden zu lindern und Folgeerkrankungen zu verhindern.
Doch ist eine antibiotische Therapie tatsächlich immer erforderlich?
Die Ergebnisse einer deutschen Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und in der medizinischen Fachzeitschrift „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde, sprechen dagegen. In der Untersuchung konnte nämlich gezeigt werden, dass die Entzündung bei unkomplizierten Harnwegsinfekten häufig auch ohne Antibiotika wieder abklingt und entzündungshemmende Wirkstoffe für die symptomatische Behandlung ausreichen können.
„Es ist bekannt, dass viele Frauen, die an einem Harnwegsinfekt erkranken, ein Interesse an Alternativen zur üblichen antibiotischen Behandlung haben“, sagt Dr. Ildikó Gágyor. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin, die die Studie an der Universitätsmedizin Göttingen geleitet hat, nennt damit einen Grund, warum so viele Patientinnen bereit waren, an der wissenschaftlichen Untersuchung teilzunehmen.
Insgesamt 495 Frauen mit Harnwegsinfekten wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Behandlungsgruppen zugeteilt: Eine Gruppe erhielt sofort ein Antibiotikum, die andere bekam ein Medikament, das Schmerzen lindert und die Entzündung hemmt. Die Frauen wurden gebeten, sich bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden wieder in der Praxis vorzustellen.
Fit ohne Antibiotika
Das zentrale Studienergebnis lautet: Insgesamt wurden zwei Drittel aller Patientinnen, die nur mit dem Schmerzmittel behandelt wurden, ohne Antibiotika-Therapie wieder gesund. „Die Ergebnisse unserer Studie sind eine Grundlage, um mit Patientinnen bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt zu überlegen, ob sie zunächst auf Antibiotika verzichten möchten“, so Dr. Jutta Bleidorn, Studienleiterin am Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover.
Die Studienautoren erwarten, dass ihre Erkenntnisse die zukünftigen Therapieempfehlungen beeinflussen werden.
„Die Studienergebnisse sprechen dafür, dass die nicht antibiotischen Therapiemöglichkeiten mehr genutzt werden sollten“, sagt Koautor Dr. Guido Schmiemann vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen. Inwiefern der Einsatz eines pflanzlichen Präparates als Alternative zum Antibiotikum geeignet ist, wird derzeit in einer Folgestudie geprüft. Erste Ergebnisse werden 2019 erwartet.
Impfung gegen Blasenentzündung?
Mittlerweile gibt es die Möglichkeit, sich gegen Bakterien, die häufig Blasenentzündungen hervorrufen, impfen zu lassen. Die Impfung, die allerdings nur vor einem Teil der Erreger schützt, kann für Frauen hilfreich sein, die immer wieder von Blaseninfekten geplagt werden.
„Für Frauen in den Wechseljahren, die aufgrund eines eventuellen Östrogenmangels häufiger zu Harnwegsinfekten neigen, kann die Impfung Erleichterung bringen“, sagt Dr. Reinhold Schaefer, Urologe vom Ärztenetzwerk UroGmbH Nordrhein. Für wen die Impfung außerdem infrage kommt, ist mit dem Urologen zu besprechen.
Pflanzliche Unterstützung
Dass pflanzliche Präparate die Therapie einer Blasenentzündung sinnvoll unterstützen können, ist schon lange bekannt. Bewährt haben sich beispielsweise harntreibende Heilpflanzen wie Birken- und Orthosiphonblätter, Brennnessel- und Goldrutenkraut. Bei einfachen Harnwegsinfekten kommen sie in Form von Tee zum Durchspülen der Blase infrage. Auch antibakterielle und entzündungshemmende Naturheilmittel sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich. Neben Blasen- und Nierentees gibt es hier auch Fertigarzneimittel wie Tabletten und Kapseln zum Einnehmen. Gut ist es, wenn sich Frauen in der Apotheke beraten lassen.
Ist die Blasenentzündung erst da, ist es wichtig, den Unterleib warm zu halten und sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Eine erhöhte Trinkmenge von mindestens zwei Litern täglich hilft, die Keime wieder loszuwerden. Patientinnen mit Herzschwäche sollten allerdings erst mit dem Arzt klären, wie viel Flüssigkeit pro Tag erlaubt ist.
Starke Abwehrkräfte beugen vor
Damit eine Harnwegsinfektion erst gar nicht entsteht, kommt es vorbeugend darauf an, die körpereigenen Abwehrkräfte durch gesunde Ernährung, Bewegung und genug Schlaf zu stärken. Denn: Ein starkes Immunsystem kann einen drohenden Infekt besser bekämpfen. Wichtig ist es jetzt im Sommer zudem, eine Unterkühlung des Unterleibs – etwa durch nasse Badekleidung – zu verhindern.
Für die Intimhygiene sind Wasser und eine für die sensible Körperzone geeignete, milde Waschlotion aus der Apotheke völlig ausreichend. Intimsprays und Scheidenspülungen sollten nicht benutzt werden, da sie die bakterielle Besiedlung der Scheide verändern und dadurch Blaseninfekte begünstigen können.
Weitere interessante Themen finden Sie im Ratgeber aus Ihrer Apotheke, Ausgabe 8 A/2017, der ab dem 1. August kostenlos in der Apotheke bereitliegt.
Wichtige Informationen erhalten Sie auch direkt beim Deutschen Grünen Kreuz e.V. unter www.dgk.de