Wenn der Druck im Körper fällt

Seltenes Phänomen zeigt sich in Form von Alltagsbeschwerden

Schlimme Kopfschmerzen, Schwindel und Beeinträchtigung des Sehens oder Hörens – diese Beschwerden hat fast jeder mindestens teilweise schon einmal erlebt.

Die Ursachen können dabei sehr banal und vielfältig sein.

„Oft handelt es sich bei den Ursachen um Verspannungen, Fehlhaltungen, Blutdruckschwankungen, Kreislaufproblem oder Folgen von Verletzungen“, verrät Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin und ergänzt: „In seltenen Fällen können diese Volkskrankheitssymptome aber auch auf ein Leck im Körper hinweisen.“

Er verrät, was es damit auf sich hat, wie ernsthaft so etwas ist und was dagegen unternommen werden kann.

Ein Leck im Körper – der Druck fällt

Bei dem Phänomen handelt es sich um das Liquorverlustsyndrom. Liquor ist eine Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es besser bekannt als Nervenwasser.

Es schützt diese hochsensiblen Bereiche vor Erschütterungen und puffert sie ab. Die flüssige Schicht ist dabei ganz dünn. Nur 150 Milliliter Liquor enthält der menschliche Körper.

Wie ein Wasserbett ist die Flüssigkeit dabei von den Hirn- und Rückenmarkhäuten umgeben, die besonders dicht sind und einen Austritt verhindern.

Doch altersbedingter Verschleiß in Form eines Knochensporns oder Traumata an den Knochen können zu spitzen Kanten führen, die die Häute verletzen. Dann kann es zu einer Fistel und so zum Austritt des Liquors kommen.

 In der Folge entsteht in dem Liquorraum ein Unterdruck. Es kommt zu einer leichten Verlagerung des Gehirns mit Beschwerden, die den Alltag beeinträchtigen. In Erscheinung tritt dieses Phänomen häufig ab einem Alter von 40 Jahren, wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind.

Symptome erscheinen harmlos

Da viele der Symptome eines Liquorlecks auch aus zahlreichen anderen Ursachen resultieren können, erscheinen sie Betroffenen zunächst harmlos.

„Bei Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel oder Seh- und Hörstörungen geht man in der Regel nicht immer direkt zum Arzt, sondern wartet oft ab, ob die Symptome von selbst abklingen“, weiß Dr. Sabarini

Er verdeutlicht jedoch: „Bei wem jedoch vor allem in aufrechter Haltung immer wieder Schmerzen und Probleme auftreten, der sollte die Ursache einmal genau abklären lassen. Unbehandelt beeinträchtig ein Liquorleck die Lebensqualität der Betroffenen im Alltag mitunter so sehr, dass sie das Bett nicht mehr verlassen können.“

Zu den Symptomen gehören neben den genannten auch Nackensteife, Konzentrationsstörungen, Reizzustände, erhöhter Puls, Tinnitus, Lichtempfindlichkeit, Doppelsehen sowie Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen.

Leck schließen – Druck ausgleichen – Lebensqualität zurückgewinnen

Da die Verletzungen an Hirn- und Rückenmarkhaut mitunter extrem klein sind, nutzt Dr. Sabarini zur genauen Diagnose das bildgebende Verfahren mittels MRT.

„Hier kann ich kleinste Löcher oft ermitteln und entsprechend der Austrittstelle die Behandlung ganz genau und so patientenschonend wie möglich wählen“, so der Neurochirurg.

Denn bei sehr kleinen Austrittsstellen reicht bereits Bettruhe. Diese ist mindestens drei Tage lang, doch muss in diesen Fällen keine weitere Behandlung durchgeführt werden.

„Die Regenerationsfähigkeit ist enorm, nur muss der Körper die Ruhe dafür auch erhalten. 500 Milliliter Nervenwasser produziert unser Körper jeden Tag und nimmt es auch wieder auf. Diese Region unseres Körpers ist hochaktiv“, erklärt der Facharzt.

Bei größeren Lecks setzt Dr. Sabarini einen sogenannten Blutpatch.

Hierfür entnimmt er körpereigenes Blut aus der Vene und führt es mit einer sehr feinen Spitze entweder im Epiduralraum oder ganz gezielt an der Fistel ein. In seltenen Fällen wird eine Operation notwendig. Dann verschließt Dr. Sabarini die Fistel minimalinvasiv mit Mikrochirurgie.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.avicenna-klinik.com