Wenn Sodbrennen Folgen hat: der „Barett-Ösophagus“
Der krankhafte Rückfluss von Verdauungssäften in die Speiseröhre kann auf Dauer entzündliche Prozesse auslösen.
Gelegentliches Aufstoßen oder Sodbrennen, etwa nach sehr fettem oder scharfem Essen, sind kein Grund zur Sorge.
Wenn aber die Beschwerden so häufig und ausgeprägt sind, dass sie das tägliche Leben beeinträchtigen, oder sich die Speiseröhre durch den Rückfluss der Verdauungssäfte entzündet spricht man von einer Refluxkrankheit (lateinisch Reflux = Rückfluss). Häufiges und starkes Aufstoßen und Sodbrennen sind die typischen Symptome.
„Diese Beschwerden können enorm belastend sein, den Schlaf und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen“, sagt Andreas Waltering, stellvertretender Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
„Anders als viele glauben, ist nicht einfach zu üppiges Essen die Ursache. Vielmehr funktioniert meist der Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen nicht richtig, so dass vermehrt Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließen kann“, so Waltering weiter. Die Funktionsstörung des unteren Schließmuskels der Speiseröhre geht oft auch mit einem Zwerchfelldurchbruch einher.
Beschwerden wie Sodbrennen, auch Schmerzen hinter dem Brustbein oder Heiserkeit, verstärken sich häufig nach den Mahlzeiten sowie beim Bücken oder in der Liegeposition, wenn die Magensäure leichter in die Speiseröhre zurückfließen kann.
Wie sich die Speiseröhre verändert
Durch den jahrelangen Rückfluss der Verdauungssäfte in die Speiseröhre kann es zu chronisch entzündlichen Prozessen und schließlich auch zu Schleimhautveränderungen in der Speiseröhre (medizinisch: Ösophagus) kommen.
"Die normale Speiseröhrenschleimhaut wird dabei in eine Schleimhaut umgewandelt, die der Dünndarmschleimhaut ähnelt", erklärt Dr. Oliver Pech von den Dr. Horst Schmidt-Kliniken (HSK) in Wiesbaden. "In der endoskopischen Untersuchung sieht man dann lachsrote Schleimhautareale im unteren Bereich der Speiseröhre." Der britische Chirurg Norman Barrett hatte diesen krankhaften Veränderungsprozess 1957 als Erster beschrieben und stand deshalb Pate für die etwas sperrige Bezeichnung „Barrett-Ösophagus“.
Krebsrisiko ist nicht hoch
Einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Barrett-Ösophagus ist chronisches Sodbrennen. Eine mögliche Gewebeveränderung lässt sich mit einer Speiseröhrenspiegelung (Endoskopie) gut erkennen. Auch weitere Verfahren wie eine Färbeendoskopie kommen bei der genauen Untersuchung einer Barrett-Schleimhaut zum Einsatz, und es werden Gewebeproben entnommen. Denn das veränderte Gewebe eines Barrett-Ösophagus birgt die Gefahr, dass sich daraus ein Speiseröhrenkrebs entwickeln kann.
"Das Risiko ist zum Glück nicht sehr hoch", beruhigt Dr. Pech. "Aber dennoch empfehlen alle Fachgesellschaften, dass sich Patienten mit nachgewiesenem Barett-Ösophagus im Abstand von drei bis vier Jahren Kontroll-Endoskopien unterziehen." Durch die Kontrollen lässt sich eine bösartige Veränderung frühzeitig entdecken und im Idealfall durch einen endoskopischen – also minimal-invasiven – Eingriff entfernen.
Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen der Speiseröhre ist auch die Therapie der Refluxkrankheit sinnvoll. Das chronische Sodbrennen lässt sich meist gut mit einem Säureblocker (Protonenpumpeninhibitor, PPI) kurieren. Manche Betroffene machen zudem gute Erfahrungen mit dem Weglassen bestimmter Genussmittel wie Schokolade oder Kaffee. Oft hilft es auch, einige Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen und den Oberkörper erhöht zu lagern.
Therapie bei bösartigen Veränderungen
Wenn eine Krebsvorstufe oder ein Barrett-Karzinom festgestellt wird, sollten weitere Untersuchungen am besten in einem spezialisierten Barrett-Zentrum erfolgen. Je nach Entwicklungsstadium des Tumors kann eine endoskopische Therapie ausreichen.
Eine effektive Methode ist die Radiofrequenzablation zur Verschorfung der Barrett-Schleimhaut. Sie wird bei frühen bösartigen Veränderungen in Kombination mit einer endoskopischen Resektion mittels einer Elektroschlinge eingesetzt und ist nebenwirkungsarm.
Ist der Tumor jedoch schon fortgeschritten, wird in den meisten Fällen eine Chemotherapie oder Operation der Speiseröhre notwendig werden.
Gut zu wissen:
Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. unter www.dgk.de