Zahl der Frühgeburten in Deutschland steigt

Wasserkopf bei Neugeborenen deshalb nicht immer zu vermeiden

In Deutschland hat sich seit 1997 die Zahl der zu früh geborenen Säuglinge von sieben auf neun Prozent erhöht. Damit gibt es auch immer mehr Kinder, die mit einem Wasserkopf zur Welt kommen oder gefährdet sind, einen Wasserkopf zu entwickeln. Denn je niedriger das Geburtsgewicht, desto häufiger tritt diese Komplikation auf.

Die Betroffenen sind später nicht selten geistig und körperlich behindert. Insbesondere da die “Frühchen“-Rate hierzulande steigt, empfehlen Kinderchirurgen dringend, diesen Patienten direkt nach der Geburt die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen.

Hintergrund:
Jährlich kommen in Deutschland mehr als 60 000 Kinder zu früh auf die Welt – davon 8 000 vor der 30. Schwangerschaftswoche. Dank medizinischer Fortschritte überleben heute Säuglinge, die vor einigen Jahren keine Chance gehabt hätten.

„Doch aufgrund der extremen Unreife des kindlichen Gehirns und bestimmter Stressfaktoren nach der Geburt lassen sich Blutungen des Gehirns mitunter nicht verhindern“, erläutert Professor Dr. med. Ralf-Bodo Tröbs, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie am Marienhospital Herne.

In der Folge fließt Gehirnwasser nicht gleichmäßig ab, sammelt sich an und es bildet sich ein sogenannter Hydrocephalus – ein Wasserkopf. Die Flüssigkeit drückt auf das Gehirn und kann es dauerhaft schädigen. Äußerlich fällt zunächst auf, dass sich die Schädelnähte vorwölben, später in den Vorsorgeuntersuchungen der vergrößerte Kopfumfang. „Wird der Wasserkopf nicht behandelt, wächst der Kopf im Übermaß weiter“, so der Kinderchirurg.

Besonders gefährdet, einen Wasserkopf zu bekommen, sind Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm. „Hier liegt die Häufigkeit für Blutungen bei fast einem Drittel, bei niedrigerem Geburtsgewicht steigt das Risiko“, sagt Tröbs.

Nach der Geburt eines Frühchens gilt es also umgehend zu prüfen, ob eine Hirnblutung vorliegt, meint Tröbs. „Eine gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Neonatologen, Kinder- und Neurochirurgen erlaubt die bestmögliche Behandlung.“

Bei bis zu einem Drittel extrem kleiner Frühgeborener mit Hirnblutung kann eine Operation erforderlich werden. „In der Regel behandeln wir den Wasserkopf, indem wir einen sogenannten Liquorshunt einsetzen – ein Ableitungssystem für die Hirnflüssigkeit“, erklärt Professor Dr. med. Guido Fitze, Tagungspräsident der 52. Herbsttagung und DGKCH-Vorstandsmitglied.

Dabei schiebt der Chirurg über ein kleines Loch im Schädel einen dünnen Silikonschlauch in die Hirnkammer. Das andere Ende des Schlauchs verlegt er unter die Haut und platziert es in der Bauchhöhle, so dass überschüssiges Hirnwasser nach dorthin abfließt.

„Der Liquorshunt erlaubt den Kindern oft eine weitgehend normale Entwicklung“, sagt Tröbs. Bereits eingetretene Schäden könne er jedoch nur teilweise korrigieren. Hier setzen neue Verfahren an, bei denen der Chirurg ein sehr feines Endoskop in den Schädel einführt und mit Blut verstopfte Kanäle sucht. Mit dem Schlauch spült er Blutreste aus den Hirnkammern, um dafür zu sorgen, dass das Gehirnwasser wieder abfließen kann.

„Ob solche Methoden die Behandlung des Wasserkopfes bei Frühgeborenen verbessern, bleibt jedoch abzuwarten“, meint Tröbs.

Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen direkt unter www.dgkch.de