Darmkrebs trifft immer häufiger auch junge Menschen
UKL-Experten weisen zum Darmkrebsmonat März auf Bedeutung der Vorsorge hin/ Neue Mittel und Verfahren eröffnen auch in schweren Fällen Therapiechancen
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen, jährlich erhalten in Deutschland etwa 55.000 Menschen diese Diagnose. Dank umfassender Vorsorgeprogramme werden viele der Tumoren früh erkannt und können so gut behandelt werden.
Doch inzwischen sind zunehmend auch junge Menschen zwischen 20 und 50 von Darmkrebserkrankungen betroffen.
„Das Vorsorgescreening ist die wirksamste Maßnahme, um Darmkrebs gut behandeln und heilen zu können, das zeigt inzwischen auch eine große internationale Studie“, sagt Dr. Benjamin Kobitzsch, Facharzt für Innere Medizin am Krebszentrum des Universitätsklinikums Leipzig (UKL). „Die Darmspiegelung, in der Polypen und Krebsvorstufen entfernt und Tumoren sehr früh erkannt werden, ist damit ein sehr guter Schutz vor einer schweren Darmkrebserkrankung“, so der auf Darmkrebs spezialisierte Arzt. „Die Studie zeigt, dass die Vorsorgeuntersuchung mit 80 Prozent der wichtigste Grund dafür ist, dass heute weniger Menschen an Darmkrebs sterben als früher.“
Anspruch auf diese Vorsorgeuntersuchung haben in Deutschland alle ab dem Alter von 55, Männer bereits ab dem 50. Lebensjahr. Frauen wird ab dem 50. Lebensjahr ein jährlicher Test auf minimale Mengen Blut im Stuhl empfohlen. Auch das trägt dazu bei, dass die Zahl der Erkrankungen in höheren Altersgruppen eher rückläufig ist.
Sorgen machen den Experten hingegen die steigenden Zahlen junger Darmkrebspatient:innen: Seit einigen Jahren werden in Ländern mit hohem Einkommen wie Deutschland immer mehr Darmkrebserkrankungen bei jungen Erwachsenen diagnostiziert.
In Deutschland sind fünf Prozent der Menschen, die an Darmkrebs erkranken, jünger als 50 Jahre, in den USA sind es sogar bis zu 12 Prozent.
„Das sehen auch wir in unserer Sprechstunde“, so Dr. Kobitzsch. Inzwischen sind 12 Prozent der hier Behandelten jünger als 50 Jahre. Problematisch sei diese Entwicklung, weil Darmkrebs als Ursache von Beschwerden bei jungen Menschen oft gar nicht in Betracht gezogen wird.
„Die Folge ist, dass die Tumoren erst spät entdeckt werden und schlechter behandelbar sind“, erläutert der Darmkrebsexperte.
Ist das der Fall und greifen die vorhandenen Therapien nicht oder nicht mehr, können die Krebsmediziner am UKL seit einiger Zeit auf die Methoden der Präzisionsonkologie zugreifen.
„Dabei suchen wir nach genetischen Besonderheiten der Tumoren, für die es passgenaue Therapiemöglichkeiten gibt, die genau an den Stellen angreifen, an denen der Tumor verwundbar ist“, führt Kobitzsch aus. Werden diese gefunden, kann der Krebs sehr erfolgreich behandelt werden.
„Das trifft zwar nur auf einen sehr Teil unserer Patient:innen zu,“ schränkt Dr. Kobitzsch ein; „für diese Patienten kann die personalisierte Behandlung aber deutlich lebensverlängernd oder sogar lebensrettend sein.“
Umfassendere neue Chancen bietet ein seit Herbst zugelassenes neues Medikament in Tablettenform, mit dessen Hilfe auch fortgeschrittene metastasierte Tumoren effektiv behandelt werden können. An der Studie zur Zulassung dieses Mittels aus der Gruppe der Enzymhemmer waren die Leipziger Krebsmediziner mit beteiligt.
“Umso mehr freut es uns, dass wir jetzt diese Behandlungsoptionen unseren Patient:innen auch außerhalb einer klinischen Studie anbieten können“, sagt Kobitzsch.
Idealerweise aber würde es gar nicht so weit kommen, dank einer guten Vorsorge. „Wichtig wäre zudem, dass wir angesichts der neuen Entwicklungen stärker als bisher bei jungen Menschen mit typischen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auch an die Möglichkeit einer Darmkrebserkrankung denken und dies rechtzeitig abklären“, betont der Internist. Damit könnte auch hier für eine bessere Früherkennung und damit erfolgreichere Therapie gesorgt werden
Quelle:
Universitätsklinikum Leipzig - Mitteilung vom 17. März 2025
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