Gicht muss nicht sein!
Am Abend ist noch alles in Ordnung, doch über Nacht setzen überraschend stechende Schmerzen im großen Zeh ein ...
Das ist typisch für einen Gichtanfall.
Hervorgerufen wird er durch erhöhte Harnsäurewerte. Etwa jeder fünfte Deutsche ist davon betroffen. Oft lassen sie sich mit einer gezielten Ernährung, unterstützt durch basische Citrate, in den Griff bekommen.
In vielen Fällen bringt der jährliche Check-up beim Arzt die Gefahr an den Tag, denn Harnsäure sollte bei Standard-Untersuchungen mit erfasst werden. Ein Warnsignal sind Werte über 6,5 mg/dl; dann sprechen Mediziner von Hyperurikämie.
„Zu den häufigsten Ursachen zählt eine erbliche Veranlagung“, erklärt Dr. Rainer Stange, leitender Arzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus in Berlin.
Genetisch bedingt können die Nieren der Betroffenen weniger Harnsäure ausscheiden, diese reichert sich im Blut an.
„Die zweite wichtige Rolle spielt die Ernährung“, fügt der Experte hinzu. Denn viele Lebensmittel sind reich an sogenannten Purinen, die im Körper zu Harnsäure abgebaut werden.
Untypisches, aber häufiges Symptom: Schmerzen im Knie
Wenn die Konzentration der Harnsäure im Gewebe zu hoch wird, können sich leicht Kristalle bilden. Diese lagern sich bevorzugt in den Gelenken ab. Die Folge ist eine schmerzhafte Entzündung – es kommt zum Gichtanfall.
„Bei etwa 80 Prozent der Patienten tritt der erste Anfall im Großen Zehengrundgelenk auf“, sagt Dr. Stange.
Das Gelenk schwillt an, rötet sich und schmerzt sogar, wenn man es nur berührt.
„Doch es kommen auch andere Gelenke in Frage: Bis zu 20 Prozent der Betroffenen gehen wegen plötzlich auftretender Knieschmerzen zum Arzt“, ergänzt er. „Und selbst Gicht in den Fingergelenken ist nicht selten.“
Weil diese Stellen untypisch sind und im Anfall oft normale Harnsäurewerte vorliegen, könne die Gicht in solchen Fällen übersehen werden.
Die geschilderten Beschwerden, das Ansprechen auf Medikamente und häufig auch eine Blutuntersuchung führen laut Dr. Stange aber meist auf die richtige Spur.
Erfolg bereits nach zwei Wochen
Wird die Harnsäurebelastung des Körpers nicht verringert, kann es immer wieder und in immer kürzeren Abständen zu Gichtanfällen und zusätzlich zu Nierensteinen kommen.
„Die wichtigste Maßnahme, um die Harnsäurebelastung zu senken, ist eine purinarme Ernährung“, betont der Experte. „Sie macht sich meist sehr schnell bemerkbar: Bei vielen Patienten lassen sich bereits nach zwei Wochen niedrigere Harnsäurewerte messen.“
Besonders purinreich sind Fisch, Fleisch und vor allem Innereien – sie sollten seltener auf den Tisch kommen. Sinnvoll ist dagegen eine basische Kost, die viel Obst, Gemüse und mehr Flüssigkeit umfasst. Allerdings gibt es auch pflanzliche Lebensmittel, die viele Purine enthalten (siehe Infokasten). „Patienten mit zu hohen Harnsäurewerten sollten sich daher unbedingt von einer qualifizierten Diätassistentin beraten lassen“, betont Dr. Stange. „Die Kosten für eine solche Ernährungsberatung übernimmt die Gesetzliche Krankenversicherung.“
Basische Citrate beschleunigen die Ausscheidung
Eine Ernährung mit viel pflanzlicher Kost hat einen weiteren Vorteil für Patienten mit erhöhtem Harnsäurespiegel: Sie ist basenreich, wirkt also entsäuernd.
Eine Übersäuerung, die bei vielen unbemerkt vorliegt, fördert das Risiko für einen Gichtanfall zusätzlich, denn bei einer Übersäuerung im Stoffwechsel bilden sich eher Harnsäure-Kristalle.
Bei erhöhten Harnsäurewerten kann eine Ernährungsumstellung mit Basenpräparaten unterstützt werden. Besonders gute Ergebnisse zeigen hier Produkte auf der Basis von Citraten wie Basica. Denn diese Salze binden Harnsäure und sorgen dafür, dass sie mit dem Urin ausgeschieden wird.
In einer Studie wurden Gicht-Patienten mit dem Wirkstoff Allopurinol behandelt, einem Medikament, das die Harnsäurekonzentration im Blut senkt.
Die Hälfte der Gruppe nahm zusätzlich ein Präparat mit Citraten ein. Nach zwölf Wochen hatte sich ihre Harnsäure-Ausscheidung messbar erhöht, die Harnsäurewerte waren von durchschnittlich 7,5 mg/dl auf 6,3 mg/dl gesunken.
In der Vergleichsgruppe, die keine Citrate erhielt, reduzierten sich die Werte von im Schnitt 7,3 mg/dl auf lediglich 6,8 mg/dl.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kombination aus purinarmer Ernährung und Basenpräparaten auf Citratbasis überhöhte Harnsäurewerte senken kann.
Dies hilft, schmerzhafte Gichtanfälle zu verhindern.
Vorsicht Ernährungs-Falle!
Eine Portion Fleischkäse, dazu ein Glas Weißbier – vielen läuft alleine schon bei dem Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen. Für Menschen, deren Harnsäurespiegel erhöht ist, kann dies jedoch der Auslöser für einen Gichtanfall sein. Sie sollten statt auf Fleisch, Wurst und Fisch eher auf Obst und Gemüse setzen, um ihre Werte zu senken.
Doch Vorsicht, hier lauern Fallen:
Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen sowie Blumenkohl, Spinat und Spargel sorgen zwar für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt, sind aber reich an Purinen und daher für Patienten mit Hyperurikämie nicht ideal.
Zugreifen dürfen sie dagegen bei Kartoffeln, Gurken und Paprika sowie bei Getreideprodukten.
Außerdem ist es wichtig, viel zu trinken, um die Ausscheidung von Harnsäure zu fördern. Täglich zwei Liter sollten es sein, vor allem Wasser und Tees.
Alkoholische Getränke begünstigen einen Gichtanfall – das gilt sogar für alkoholfreies Bier.
Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen direkt unter http://naturheilkunde.immanuel.de/einrichtung/team/aerzteteam/stange-dr-med-rainer/