Endokrinologen starten Informationskampagne
„Hormongesteuert?!“ klärt über Hormone und Stoffwechsel auf
Von Diabetes, Osteoporose oder Schilddrüsen-Erkrankungen sind in Deutschland Millionen von Menschen betroffen. Allen diesen Erkrankungen liegt eine Störung des Hormonstoffwechsels zugrunde.
Um diese zielgerichtet zu behandeln, ist ein Experte aus dem Fachbereich der Endokrinologie, der Lehre von Hormonen und Stoffwechsel, gefragt.
Dennoch ist die Endokrinologie in der Bevölkerung wenig bekannt. Mit einer Informationskampagne will die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) dies nun ändern. Auf der Pressekonferenz ihrer 58. Jahrestagung am 18. März 2015 in Lübeck informieren Experten über Hormone und Stoffwechselstörungen und geben den Startschuss für die Kampagne „Hormongesteuert?!“.
„Was eine Kardiologe, ein Gynäkologe oder ein Urologe ist, weiß in Deutschland fast jeder. Nur der Begriff des Endokrinologen ist im Allgemeinen wenig bekannt“, beklagt Professor Dr. med. Martin Reincke, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsident der DGE.
Das liege nicht daran, dass es nur wenige Menschen mit Hormonstörungen gebe. Das Gegenteil sei der Fall, so der Experte. In Deutschland leben etwa sieben Millionen Menschen mit Diabetes.
16 Millionen sind schwer übergewichtig und haben ein metabolisches Syndrom, das heißt sie leiden unter verschiedenen Krankheiten wie einem gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel, Bluthochdruck und haben damit ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Von Schilddrüsen-Erkrankungen ist fast ein Drittel der Bevölkerung betroffen, über sieben Millionen vor allem ältere Menschen haben Osteoporose, also Knochenschwund. Und eine Million Frauen im gebärfähigen Alter hat ein Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS), das für Zyklusstörungen, Zysten in den Eierstöcken und ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich ist.
„Die Endokrinologie befasst sich auch mit eher seltenen Erkrankungen, die jedoch zusammengenommen sehr viele Menschen in Deutschland betreffen und die fachärztlich versorgt werden müssen“, ergänzt Professor Reincke.
„Die Aufgaben der Endokrinologie gehen heute jedoch noch weiter“, merkt DGE-Mediensprecher Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz aus Bochum an. „Es ist ein integratives Kernfach, das innere Medizin, Gynäkologie und Kinderheilkunde miteinander verbindet. Hinzu kommen Bereiche wie die Sportmedizin, wenn es sich beispielsweise um die Leistungsstimulation durch Doping handelt“, ergänzt der Mediensprecher.
Von besonderem Interesse seien auch das Gebiet der „Lifestyle-Medikamente“ wie beispielsweise das „Kuschelhormon“ Oxytocin und zukünftig wohl auch der Zusammenhang zwischen Mikrobiom (Darmbakterien) und Hormon- und Stoffwechselsystem, so Professor Schatz.
Am 18. März 2015 startet die Fachgesellschaft die Informationskampagne „Hormongesteuert?!“.
Ziel ist es, der Bevölkerung zu erklären, warum die Endokrinologie für jeden wichtig ist, wie Hormone und Stoffwechsel unser Leben bestimmen und so auch ein Bewusstsein für bestimmte Erkrankungen zu schaffen. Auf der Kampagnen-Website www.hormongesteuert.net werden die häufigsten endokrinen Erkrankungen vorgestellt. Vertiefend können sich interessierte Laien zudem auf der Homepage der Fachgesellschaft unter www.endokrinologie.net noch ausführlicher informieren.
Eine Plakat- und Postkarten-Aktion mit bekannten Motiven aus Filmklassikern wie „Titanic“, „Baywatch“, „Terminator“ und „Blechtrommel“ und dem Slogan „Hormongesteuert?!“ flankiert die Kampagne auf humorvolle Weise.
Endokrinologie
ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet.
Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben.
Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen direkt unter www.endokrinologie.net