Orthorexia nervosa: Wenn gesundes Essen krank macht

... diese Essstörung nimmt leider zu

Statt Familie oder Freunde auf einem Schnappschuss abzubilden, hat es sich seit kurzem zum Trend entwickelt, seine Mahlzeiten zu fotografieren – und diese dann mittels diverser Social Media Kanäle mit der Öffentlichkeit zu teilen. Unter dem Hashtag „#cleaneating“ findet man zahllose Einträge auf Foto-Sharing-Plattformen.

Doch der Zwang, sich gesund ernähren zu wollen, kann auch ins Gegenteil schlagen und krankhaft werden.

Die sog. Orthorexia nervosa (orthos= richtig; orexis = Appetit) bezeichnet eine Essstörung, deren Häufigkeit laut Experten immer weiter zunimmt.

Du bist, was du (nicht) isst
Während den meisten von uns die Begriffe Anorexia nervosa (Magersucht) und Bulimia nervosa (Bulimie) geläufig sind, hat man von der sog. Orthorexia nervosa hierzulande noch wenig gehört.

Die Bezeichnung wurde erst 1997 von dem amerikanischen Arzt Dr. Steve Bratman geprägt, der sie in seinem Buch „Health Food Junkies“ als eigenständiges Krankheitsbild mit klar definierten Symptomen beschrieb.

Die Betroffenen meiden stark industriell verarbeitete Nahungsmittel.
Für sie steht nicht Genuss, sondern der ernährungsphysiologische Wert an erster Stelle. Dabei wird immer mehr Zeit dafür aufgewendet, individuelle Ernährungspläne bereits im Voraus zu erstellen, um diese in den kommenden Tagen oder Wochen stets einzuhalten.

Dazu berechnen sie den Nährstoffgehalt der einzelnen Lebensmittel. Das kann bisweilen extreme Formen annehmen. So hat sich Steve Bratman selbst eine Zeit lang nur noch von ungekochtem Obst und Gemüse ernährt.
 
„Weniger isst mehr“
Der unstete Informationsfluss über gute und schlechte Nahrungsmittel reißt einfach nicht ab: In scheinbar immer kürzeren Abständen stehen unterschiedliche Lebensmittel auf dem Index: Was gestern noch gesund war, macht heute schon krank.

Auch in Deutschland ist es fast unmöglich geworden, einer Fokussierung auf Lebensmittel zu entgehen. Untersuchungen zufolge neigen weltweit etwa 1,6 % Menschen zu orthorektischem Verhalten.

Doch einige Forscher sind sich sicher, dass nicht allein die Absicht, sich besser zu ernähren und seinen allgemeinen Gesundheitszustand zu verbessern hinter der Erkrankung steckt.

Das Krankheitsbild der Orthorexie ist daher umstritten. Einige Ärzte sehen in dem Leiden vielmehr ein Teilsymptom einer bereits bestehenden Essstörung. Daher wird die Orthorexie den Essstörungen zugeordnet.

Als mögliche Ursache dafür nennen sie das Bedürfnis nach Kontrolle, die ihnen in anderen Lebensbereichen abhanden gekommen ist. Betroffenen kann mit einer Therapie geholfen werden.
 
Test:
Neigen Sie zu orthorektischem Verhalten? Der Bratman Test für Orthorexie:

Wer 4 oder 5 Fragen mit "Ja" beantwortet, sollte seine Ernährungsweise kritisch in Frage stellen.

Wer alle Fragen bejaht, hat bereits eine Besessenheit für gesunde Lebensmittel entwickelt.

  • Denken Sie mehr als 3 Stunden am Tag über Ihre Ernährung nach?

  • Planen Sie Ihre Mahlzeiten bereits mehrere Tage im Voraus?

  • Ist Ihnen der ernährungsphysiologische Wert Ihrer Mahlzeit wichtiger als die Freude am Verzehr?

  • Hat die Steigerung der angenommenen Lebensmittelqualität zu einer Minderung Ihrer Lebensqualität geführt?

  • Sind Sie in letzter Zeit strenger mit sich geworden?

  • Führt eine gesunde Ernährung zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl?

  • Verzichten Sie auf Lebensmittel, die Sie früher gerne gegessen haben, um nun „richtige“ Lebensmittel zu essen?

  • Haben Sie durch Ihre Essensgewohnheiten Probleme auszugehen und distanzieren sich dadurch von Freunden und Familie?

  • Fühlen Sie sich schuldig, wenn Sie von Ihrer Diät abweichen?

  • Fühlen Sie sich glücklich und unter Kontrolle, wenn Sie sich gesund ernähren?

Quelle Text:
medicalpress.de

Quelle Bratman Test:
http://www.eufic.org