In sechs Schritten Ängste überwinden und bewältigen

Menschen in Krisensituationen

Alltagsleben bedeutet für die einen Langeweile, für die anderen spendet der routinierte Tagesablauf Sicherheit. Krisen hingegen erschüttern die vorhersehbaren, festen Strukturen und überrollen Betroffene wie eine Lawine.

„Zu den häufigsten Auslösern zählen niederschmetternde Krankheitsdiagnosen, Kündigungen, Trennungen oder Todesfälle. In diesen psychischen Ausnahmesituationen, egal ob privaten oder beruflichen Ursprungs, empfinden Betroffene ihre Lage als aussichtslos. Die üblichen Bewältigungsstrategien versagen“, erklärt Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos.

Bestimmte Techniken helfen jedoch, das emotionale Gleichgewicht wiederzufinden.

Stärkung liegt in den Kinderschuhen

Aus evolutionsbiologischen Gründen setzen sich Menschen ungern Veränderungen aus. Doch belastende Lebensereignisse zwingen Betroffene, das gewohnte Terrain zu verlassen und sich unbekannten Situationen entgegenzustellen.

„Manche Menschen reagieren darauf mit Flucht und Rückzug, andere mit Angriff. Dritte bleiben hingegen handlungsfähig und versuchen, das Problem zu lösen. Letzteres ist das Ziel“, betont Dr. Häfner.

Doch warum scheinen manche Menschen einfacher mit einem Schicksalsschlag fertigzuwerden, während andere fast daran zerbrechen?

„Ein entscheidender Faktor sind tragfähige Beziehungen. Vor allem bei Kindern. Denn eine enge und liebevolle Beziehung zu den Eltern oder zu einem Erwachsenen sowie ein starkes und soziales Netzwerk sind wichtige Voraussetzungen für die spätere psychische Gesundheit der Heranwachsenden. Leider profitiert nicht jeder von dieser glücklichen Familienkonstellation“, weiß der Arzt und betont: „Es ist dennoch für jeden möglich, Wege aus der belastenden Situation zu finden. Dabei spielen Bewältigungsstrategien, auch als ‚Coping‘ bezeichnet, eine entscheidende Rolle, denn sie aktivieren individuelle Ressourcen und ermöglichen Betroffenen, Hilfe anzunehmen."

Prekäre Lebenslagen überwinden

Krisen lösen sich nicht immer von alleine. Umso wichtiger ist es, in belastenden Situationen den Überblick zu bewahren. Wie das gelingt, das verrät Dr. Häfner in den folgenden sechs Coping-Strategien.

1. Selbstreflexion:
„In Krisensituationen teilt uns der Körper bereits wichtige Warnhinweise, wie ein Engegefühl in der Brust oder ein zugeschnürter Hals, mit. Wer lernt, auf diese somatischen Marker zu hören, dem gelingen gute Entscheidungen, wie beispielsweise eine Auszeit zu nehmen, immer besser.“

2. Strategien zurechtlegen:
„Sobald Betroffene das Problem erkennen, können sie gezielt nach Lösungen suchen. Das vermittelt ein Gefühl der Handlungsfähigkeit. Egal ob die kurzfristige Lösung darin besteht, im Wald spazieren zu gehen oder Entspannungstechniken anzuwenden.“

3. Unterstützung suchen:
„Oftmals hilft es bereits, mit jemandem zu reden und das Problem zu verbalisieren. Das kann eine vertraute Person, in einer Selbsthilfegruppe oder in einer Psychotherapie sein.“

4. Ausgewogen leben:
„Auch in Krisen ist ein ausgewogener Lebensstil wichtig. Denn wie gut wir durch eine Krise kommen, hängt unter anderem davon ab, wie gut es uns geht. So gehören ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, Pausen und gesunde Ernährung zu wichtigen Säulen einer routinierten Selbstfürsorge.“

5. Humor:
„Manchen Menschen hilft es tatsächlich, sich mit Ironie oder Sarkasmus emotional vom Problem zu lösen. Zudem baut Lachen bekanntlich Stress ab. Natürlich gelingt das nicht immer.“

6. Optimismus:
„Es hilft, wenn man der Krise etwas Positives abgewinnen kann, indem man sie neu bewertet. Angenommen der Partner oder man selbst wäre fast an einem Herzinfarkt gestorben. Das Erlebte kann als Weckruf gedeutet werden, der einen dazu veranlasst, seinen bisherigen Lebensstil zu überdenken und das Leben zu genießen.“

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