Gicht-Therapie als ergänzende Hilfe bei manischen Symptomen?

Meta-Analyse deutet auf eine mögliche Wirksamkeit von Allopurinol

Eine Meta-Analyse der bisherigen Forschung deutet auf eine mögliche Wirksamkeit von Allopurinol als ergänzendes Mittel zur Reduktion akut manischer Symptome bei der Bipolaren Störung (Typ 1). Die Wirkung könnte aber abhängig von der jeweils eingesetzten Phasenprophylaxe sein.

Weitere Studien mit größeren Patientengruppen sollen nun genauer die beste Anwendungschance und Dosierung ermitteln.

Allopurinol ist ein sogenannter Xanthinoxidase-Hemmer, der üblicherweise zur Behandlung von Gicht eingesetzt wird. Kürzlich zeigten Studien aber auch, dass diese Substanz eventuell als ergänzende Behandlung bei der Bipolaren Störung nützlich sein könnte.

Speziell bei Patienten mit Typ 1 der Bipolaren Störung, also mit deutlichen Manien, könnte das Mittel akute manische Symptome lindern. Der genaue Wirkmechanismus ist bisher nur hypothetisch.

Die Wirksamkeit schien zudem bisher im Vergleich über verschiedene Studien hinweg eher inkonsistent zu sein. Daher führten Forscher nun eine genauere Analyse (Metaanalyse) der bisherigen Forschungsergebnisse durch, um die tatsächliche Wirksamkeit zu bestimmen.

Gicht-Therapie mit Chance für manische Symptome?

Für diese Analyse ermittelten sie bereits veröffentlichte kontrollierte Studien, in denen die Wirksamkeit von Allopurinol mit einem Scheinmedikament (Placebo) verglichen wurde.

Die Studien wurden aus der medizin-wissenschaftlichen Datenbank PubMed herausgesucht mit folgenden Kriterien: der Placebo-Kontrolle, zufälliger Zuordnung der Teilnehmer zu entweder Placebo oder Allopurinol (randomisierte Studie) und dem Doppelblind-Verfahren.

Dabei waren also weder die Teilnehmer noch die behandelnden Ärzte informiert, ob jeweils das Medikament oder das Placebo gegeben wurde. Die Patienten litten alle unter der Bipolaren Störung mit Manien (Typ 1). Ihre manischen Symptome wurden mit der Young-Manienbewertungsskala (Young Mania Rating Scale) eingeschätzt.

Vergleich von Placebo und Allopurinol als ergänzende Therapie im Doppelblindverfahren

Die Forscher fanden 5 Studien aus den Jahren 2006 bis 2014, die diesen Ansprüchen genügten.

Drei der fünf Studien erfolgten innerhalb einer Klinik in der stationären Behandlung, eine Untersuchung wurde mit Patienten in ambulanter Betreuung durchgeführt, und eine Studie untersuchte Teilnehmer sowohl in der stationären als auch ambulanten Behandlung.

Bei allen Untersuchungen wurde Allopurinol ergänzend zur Behandlung akuter Manien eingesetzt. In vier der Untersuchungen zeigte sich dieser Ansatz auch wirksam: die Stärke der manischen Symptome (Young-Manienbewertungsskala) waren messbar reduziert.

In einer Studie fand sich dagegen kein klarer Effekt der ergänzenden Behandlung im Vergleich zum Scheinmedikament. Der wahrscheinliche Nutzen stand dabei einem offenbar eher geringen Risiko gegenüber: keine der Studien fand messbar mehr Nebenwirkungen mit Allopurinol als mit dem Placebo.

Gute Hinweise auf Wirksamkeit gegen manische Symptome bei Bipolarer Störung Typ 1

Die Ergebnisse deuten auf eine mögliche Wirksamkeit von Allopurinol als ergänzendes Mittel zur Reduktion akut manischer Symptome bei der Bipolaren Störung. Die Wirkung könnte aber abhängig von der jeweils eingesetzten Phasenprophylaxe sein. Entsprechend sind weitere kontrollierte Studien, also im Vergleich zu alternativen Mitteln oder Scheinbehandlungen, mit größeren Patientengruppen nötig, um genauer die beste Anwendungschance und Dosierung zu ermitteln.

© Alle Rechte:
DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

Original Titel:
Allopurinol augmentation in acute mania: A meta-analysis of placebo-controlled trials

Autor:
Chen AT, Malmstrom T, Nasrallah HA. Allopurinol augmentation in acute mania: A meta-analysis of placebo-controlled trials. J Affect Disord. 2018;226:245-250. doi:10.1016/j.jad.2017.09.034.