Unglücklich nach der Geburt?
Wege aus der Wochenbettdepression
Babyglück, aber keine Glücksgefühle?
In den ersten Tagen nach der Geburt ein Stimmungstief zu erleben, ist bei vielen Müttern nicht ungewöhnlich.
Doch was, wenn intensive negative Gefühle dem Baby gegenüber anhalten und sich eine postpartale Depression, umgangssprachlich auch Wochenbettdepression genannt, entwickelt?
„Bleibt diese psychische Erkrankung unbehandelt, besteht das Risiko, dass die Depression chronisch wird und Betroffenen über einen langen Zeitraum zu schaffen macht. Daher ist es sehr wichtig, früh zu handeln“, betont Klaus-Dirk Kampz, Geschäftsführer der My Way Psychiatrischen Klinik in Eckenhagen.
Gewöhnlicher Babyblues oder postpartale Depression?
Nach der Geburt sind die ersten Tage oftmals körperlich und seelisch besonders schwierig und überfordernd. Einige Mütter durchleben starke Stimmungsschwankungen, weinen spontan und sind reizbar.
In der Regel vergeht ein solcher „Babyblues“ mithilfe von Verständnis, Unterstützung und Entlastung durch Angehörige nach kurzer Zeit wieder.
Dauert die niedergedrückte Stimmung jedoch länger als zwei Wochen an, weist das womöglich auf eine Wochenbettdepression hin.
„Postpartale Depressionen unterscheiden sich von einem ‚gewöhnlichen Babyblues‘ in Dauer und Intensität. Außerdem fällt es Betroffenen schwer, sich um ihr Neugeborenes zu kümmern, weshalb sie meist auch unter starken Schuldgefühlen dem Baby gegenüber leiden. Aufgrund hoher Erwartungen, Leistungsdrucks und von Versagensängsten machen sie sich enorme Sorgen, keine gute Mutter zu sein“, erläutert Kampz.
Trauer statt Freude
Aufgrund individueller Probleme und neuen Stressniveaus durch das Kind können sich das Denken und somit auch die Sorgen der Mütter wandeln.
Des Weiteren können hormonelle Veränderungen, belastende Lebensereignisse wie Beziehungskonflikte, vorhergehende Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen die Entstehung einer postpartalen Depression begünstigen.
„Entwickelt sich letztlich eine Wochenbettdepression, geht diese mit Symptomen wie tiefer Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörungen und Selbstzweifeln einher. Im Einzelfall können sogar Gedanken an Selbstverletzung aufkommen.
Aus Schamgefühl und Angst verschweigen viele Betroffene aber ihre Gefühle und isolieren sich zunehmend“, weiß Kampz und warnt: „Unbehandelt dauert die Wochenbettdepression oft vier bis sechs Monate an. Einige der Symptome bestehen manchmal auch noch nach einem Jahr und können in einen langen Leidensweg münden.“
Sich dem Baby verbunden fühlen
Für die Diagnose einer postpartalen Depression bedarf es Gespräche mit Ärzten oder Therapeuten und teilweise Untersuchungen, die körperliche Erkrankungen ausschließen. Als erste Anlaufstelle eignen sich Hausärzte, Hebammen, Gynäkologen und therapeutische Sprechstunden.
„Liegt eine leichte Wochenbettdepression vor, kann der Austausch mit anderen betroffenen Müttern, beispielsweise im Bekanntenkreis oder in Selbsthilfegruppen, viel bewirken. Denn Betroffene benötigen vor allem Mut, Unterstützung und Verständnis, um mit der schwierigen Situation zurechtzukommen“, erklärt Kampz.
Bei mittleren oder starken Depressionen bedarf es hingegen professioneller Hilfe.
„Gemeinsam mit Psychotherapeuten gilt es vor allem das Selbstwertgefühl der Mütter zu stärken und ihre Beziehung zum Kind zu verbessern. Dazu eignet sich meist die kognitive Verhaltenstherapie. In einigen Fällen können auch Paar- und Familiengespräche oder medikamentöse Therapien sinnvoll sein“, so Kampz.
Er betont: „Wochenbettdepressionen sind gut behandelbar, daher sollten Mütter keine Scheu haben, sich helfen zu lassen.“
Weitere Informationen dazu finden Sie direkt unter www.myway-klinik.de