Frauen in Chefetagen
Zwischen eigenem Anspruch und absurden Erwartungen
Die Bühnenpräsenz von Lady Gaga, das strategische Geschick von Angela Merkel, den Geschäftssinn von Heidi Klum und die Milde von Mutter Teresa. Frauen in Führungspositionen sollen alles sein: hübsch, klug, erfolgreich, tough und einfühlsam. Sie stehen häufig vor der unlösbaren Aufgabe, völlig paradoxe Rollenerwartungen erfüllen zu müssen – ein Druck, der schnell überfordern und bis in die Depression führen kann.
Sie stehen an der Spitze von Unternehmen, leiten Forschungs- und Bildungseinrichtungen und lenken die politischen Geschicke des Landes: Frauen bekleiden immer häufiger Führungspositionen. Das veränderte Geschlechterverhältnis in den Chefetagen bringt auch neue Herausforderungen mit sich. „Frauen und Männer müssen trotz Emanzipation und Gleichberechtigung immer noch mit relativ starren Rollenverständnissen leben“, sagt Dr. Peter Michael Roth. Er ist Chefarzt der Oberbergklinik Berlin/Brandenburg in Wendisch Rietz, die auf die Behandlung von Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen, Burn-out, Angst-, Panik-, Traumafolge- sowie Zwangsstörungen spezialisiert ist. Laut einer USamerikanischen Studie1 erwarten Arbeitnehmer von männlichen Chefs Macht, Autorität und Konkurrenzdenken.
Werden sie von einer Chefin geführt, rechnen sie darüber hinaus mit Einfühlungsvermögen und Kooperation.
„Wer in solchen Kategorien denkt, gibt sich dem Irrglauben hin, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Das ist völlig unrealistisch“, sagt Dr. Roth.
Erfolgreiche Frauen leiden oft unter Versagensängsten
Ursula von der Leyen inszenieren viele Medien beispielsweise als kühl kalkulierende Verteidigungsministerin und Vorzeigemutter mit tadelloser Figur. Wer solche Beispiele zu ernst nimmt und sich an ihnen messen will, tendiert schnell zur Unzufriedenheit. „Auch wenn die Politiker und Manager in den Medien gern etwas anderes vermitteln – niemand ist perfekt“, erklärt Roth. So hätten beruflich erfolgreiche Frauen zum Beispiel oft das Gefühl, nicht genug für ihre Kinder zu tun und zu versagen. „Sie geben sich irrwitzigen Vorstellungen hin und verschlimmern so ihr schlechtes Gewissen.“
In solchen Fällen vermischen sich äußere und innere Ansprüche und wiegen so schwer, dass Bertoffene irgendwann den Glauben an die eigenen Stärken verlieren. Eine Situation die zu ernsthaften Erkrankungen führen kann – etwa zu einer Depression.
„Betroffene verlieren den Bezug zu sich selbst“
Erste Anzeichen einer Depression sind oft das Gefühl einer inneren Leere, plötzlich auftauchende Ängste oder eine tiefe Selbstunsicherheit. „Betroffene verlieren oft einen realistischen Maßstab. Sie können eigenständige Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen und sich nicht mehr in andere hineinversetzen“, sagt Dr. Roth. Auch körperliche Beschwerden sind bei einer Depression nicht unüblich. Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Magenbeschwerden oder Herz-Kreislauf-Probleme können den Krankheitsverlauf begleiten.
Hilfe zur Selbsthilfe
Um zu vermeiden, dass es zu einer Erkrankung kommt, liegt für Peter Roth der Schlüssel darin, besser mit der Erwartungshaltung umzugehen.
„Altbackene Klischees von ‚Super-Weibern’ helfen nicht weiter, sondern verschlimmern das Gefühl der eigenen Fehlbarkeit nur“, sagt der Chefarzt.
In einer Therapie lernen Betroffene deshalb, wie sie auf Drucksituationen und völlig übertriebene Rollenanforderungen reagieren können, ohne ihre Gesundheit zu gefährden. Dazu erklärt Dr. Roth: „Unser Ziel ist es, das Vertrauen in die eigene Persönlichkeit zu stärken. So können Patienten äußere und innere Ansprüchen in ein gesundes Gleichgewicht bringen und wieder zu sich selbst finden.“
Die Oberbergkliniken sind Ansprechpartner für Menschen mit Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen, Burn-out, Angst-, Panik-, Traumafolgesowie
Zwangsstörungen. In den Akutkliniken wird eine intensive, individuelle und innovative Psychotherapie nach dem Oberberg-Konzept angeboten.
Im Vordergrund des Heilungsprozesses stehen das persönliche emotionale Profil und der achtsame Umgang mit den inneren Ressourcen der Patienten. Die Oberbergkliniken arbeiten nach dem Prinzip eines integrativen Konzepts, das die Bereiche Gesundheit, Medizin und Gesellschaft verbindet. Die Selbstverantwortung und die Persönlichkeitsentwicklung der Patienten werden gefördert. Das Arzt/Therapeuten-Patienten-Verhältnis ist mit 1:2 optimal und gewährleistet die dem Konzept entsprechende Therapiedichte.
Die Kliniken sind an den Standorten Wendisch Rietz in Brandenburg, Hornberg im Schwarzwald und in Extertal-Laßbruch im Weserbergland vertreten. Darüber hinaus wird an 13 zentral gelegenen Oberberg City Standorten, unter anderem in Berlin, München und Hamburg, zusätzlich eine prä- und poststationäre psychotherapeutische Behandlung angeboten.
Die Oberbergkliniken bieten Hilfe bei der Kostenklärung an. Weiterführende Informationen finden Sie unter www.oberbergkliniken.de.
Hotline:
Im Akutfall sind die Oberbergkliniken jederzeit über folgende Telefonnummer 24 h täglich erreichbar: 0800 32 22 32 2 (kostenfrei).
1 2014: Tetyana Pudrovska und Amelia Karraker, in: „Journal of Health and Social Behavior“,
http://hsb.sagepub.com/content/55/4/424.abstract .