Die kleine Holzkunde: Baumarten und ihre Verwendung
Das Material Holz begleitet den Menschen sprichwörtlich von der Wiege bis zur Bahre.
Ob Kinderspielzeug und Malstifte, Bettgestell, Schreibtisch oder Wohnzimmereinrichtung. Holz ist aus unserem Leben nicht wegzudenken. Seit einigen Jahren sind auch Massivhölzer wieder ein sehr beliebter Werkstoff für Möbel.
Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) mit Sitz in Bad Honnef bei Bonn gibt einen Überblick über die meistverwendeten Holzarten.
Nadelhölzer
Gemeine Fichte (lat. Picea abies)
Die am weitesten verbreitete Baumart in Deutschland ist die Fichte. Durchschnittlich jeder vierte Baum in den deutschen Wäldern ist eine eben solche. Ursprünglich war die Fichte im Alpenvorland beheimatet, mittlerweile findet man Sie im gesamten Bundesgebiet. Laut neuester Bundeswaldinventur III ist allerdings ein Rückgang zu verzeichnen, der Forschern zufolge auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Unter den Forstleuten wird die Baumart häufig „Brotbaum“ genannt, da sie in der Vergangenheit auch angebaut wurde, um das tägliche Brot zu bezahlen. Im Volksmund wird sie auch Rottanne genannt, obwohl sie nicht zu den Tannen gehört. Verwendung findet Fichtenholz gerade im Bau-, Konstruktions- und Möbelholzsektor. Im Bereich der Medizin setzt man die Nadeln bei Atemwegserkrankungen und bei rheumatischen Beschwerden ein.
Gewöhnliche Kiefer (lat. Pinus sylvestris)
Eine heilende Wirkung wird der Waldkiefer, süddeutsch „Föhre“ auch nachgesagt, denn die Inhaltsstoffe dieser harzreichen Nadelbaumart haben eine antibakterielle Wirkung. Flächentechnisch belegt die Kiefer mit 23 % den zweiten Platz in unseren Wäldern. Bevorzugt wächst sie auf sandigen Böden im Norddeutschland, aber auch feuchte Standorte können sie kaum am Wachsen und Gedeihen hindern. Im Bereich Konstruktion und Möbelbau wird Kiefernholz sehr geschätzt, da es durch den harzreichen Kern besonders witterungsstabil ist. Der Name der Kiefer leitet sich aus dem mittelalterlichen Wort „Kien“ ab, was Feuerholz mit Harz bedeutet. In der Vergangenheit nutzte man den Nadelbaum auch zur Gewinnung von Terpentin und harzhaltigen Klebstoffen, da das Holz den höchsten Harzanteil aller deutschen Nadelholzarten besitzt.
Europäische Lärche (lat. Larix decidua)
Früher nutzte man die Lärche vornehmlich zur Gewinnung von Harz und Terpentin. Heutzutage findet diese Nadelbaumart auch im Möbelbau und in der Innenausstattung sowie im Fensterbau Anwendung. Ursprünglich stammt diese harzreiche Baumart aus dem Alpenraum, mittlerweile ist sie bundesweit anzutreffen, wenngleich sie mit einem Flächenvorkommen von 3 % zu den seltenen Hölzern in Deutschland zählt. Die Lärche ist übrigens die einzige Nadelbaumart, die in der kalten Jahreszeit ihre Nadeln abwirft und im Frühjahr neue bildet.
Weiß-Tanne (lat. Abies alba)
Schon Sebastian Kneipp nutzte die Tannennadeln für medizinische Zwecke als Tee. Aber auch beim Möbel- und Innenausbau sowie ebenfalls für hochwertige Musikinstrumente findet man das Nadelholz wieder. Mit 2 % besitzt die Weißtanne zwar nur ein geringes Aufkommen hierzulande, sie ist allerdings nach wie vor stärker vertreten als so Mancher ihr zugetraut hatte. Eine Ursache für ihren Rückgang sahen Experten im sogenannten Nasskern. Dieser tritt auf, wenn bestimmte Bakterien in das Holz einer frisch gefällten Weißtanne eindringen. Die Folge: der Holzfeuchtegehalt im Kernbereich steigt auf bis zu 160 % an, statt der üblichen rund 40 %, den zum Beispiel auch die Fichte aufweist. Das im Kernbereich eingelagerte Wasser kann dann zu einer Fäule führen. Eine Besonderheit der Tanne ist, dass kein Harz im Inneren des Baums zu finden ist, sondern lediglich im Rindenbereich. Das Wort Tanne leitet sich aus dem altnorddeutschen Wort „tanna“ ab, was für Wald steht.
Douglasie (lat. Poseudotsuga menziesii)
Einst in Nordamerika beheimatet, findet die Douglasie mittlerweile auch in der deutschen Holzindustrie Verwendung. Ab dem 16. Jahrhundert brachten europäische Seefahrer Saatgut mit in die „Alte Welt“. Aktuell ist das Nadelholz auf rund 2 % der deutschen Waldfläche vertreten, Tendenz steigend. Der Name der Baumart leitet sich vom schottischen Botaniker David Douglas ab, der die Douglasie im 18. Jahrhundert als Erster beschrieb. Übrigens ist der höchste Baum Deutschlands mit 65 Metern Höhe eine Douglasie. Sie steht in Freiburg im Breisgau und trägt den Namen „Waltraut vom Mühlwald“. Die Douglasie ist ein geschätztes Bau- und Konstruktionsholz, welches auch im Möbelbau Verwendung findet.
Laubhölzer:
Rot-Buche (lat. Fagus sylvatica)
Das „Rot“ der Rot-Buche leitet sich aus der rötlichen Färbung des frisch geschlagenen Holzes ab. Die Fruchtkörper der Buche nennen sich Bucheckern und wurden früher gerne zur Schweinemast eingesetzt. In Zeiten von Hungersnöten und Kriegen dienten sie aber auch der einfachen Bevölkerung als Nahrungsergänzung. Das Holz der Buche findet heute im Möbel- und Innenausbau, vereinzelt auch bei Bahnschwellen Verwendung. Der Bausektor zeigt mittlerweile ebenfalls Interesse an der Rot-Buche, da es als Furnierschichtholz gute statische Eigenschaften aufweist. Mit rund 16 % der deutschen Waldfläche belegt die Buche den dritten Platz unter den heimischen Holzarten im Wald, sowie den ersten Platz unter den Laubbaumarten. Vorwiegend ist die Baumart in Mittelgebirgslagen zu finden, vor allem in den letzten drei Jahrzehnten hat sie sich hierzulande stark ausgebreitet.
Ahorn (lat. Acer)
In Kanada ist der Zucker-Ahorn wohl einer der häufigsten Holzarten, was sich auch in der Staatsflagge des zweitgrößten Landes der Welt wiederspiegelt. Aus dem Zucker-Ahorn wird Ahornsirup gewonnen, der gerne in Kombination mit American Pancakes serviert wird. Allgemein ist die Familie des Ahorns auf der kompletten Nordhalbkugel vertreten. Die Farbe des Ahornholzes reicht von weißlich bis hellgelb. Für die deutsche Forstwirtschaft sind drei weitere Unterarten relevant: Feldahorn (Acer campestre), Spitzahorn (Acer platanoides) und Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Ahornholz findet im Möbel- und Innenausbau sowie bei hochwertigen Musikinstrumenten Verwendung. Durch sein äußeres Erscheinungsbild wird der Ahorn gerne mit der Platane verwechselt, da sich vor allem ihre Blätter sehr ähneln. In der Medizin werden die Blätter des Feldahorns zur Kühlung bei Insektenstichen oder Schwellungen eingesetzt.
Echte Walnuss (lat. Juglans regia)
Die Walnuss erlangte ihre Verbreitung in ganz Europa erst dank des römischen Reichs, denn ursprünglich stammt der Baum aus dem vorderarabischen Raum. Legenden zufolge schätzten die Römer dieses witterungsbeständige Holz als Stützpfahl für den Anbau von Weinreben, sodass es vermehrt in den Weinbaugebieten gepflanzt bzw. gesetzt wurde. Besonders im hochwertigen Möbelbau, im Innenausbau sowie beim Musikinstrumentenbau wird das bräunlichschwarze Holz gerne eingesetzt. Der Begriff „Walnuss“ stammt übrigens von der „welschen Nuss“ ab, was so viel wie „gallische Nuss“ bedeutet. In einigen Ländern steht die „Echte Walnuss“ unter Nuturschutz – gerade in der Schweiz darf nur ein Nussbaum gefällt werden, sofern ein neuer gepflanzt wird.
Eiche (lat. Quercus)
Für Religionen wie das Christentum oder die Mythologien aus dem Reich der Römer und Germanen ist diese Baumart seit jeher ein wichtiges Symbol. Heute noch ist die „Deutsche Eiche“ in Gedichten und Liedtexten der vergangenen Jahrhunderte zu finden. Dank eines bundesweiten Zuwachses insbesondere in Mittelgebirgslagen, stieg ihr Flächenaufkommen mittlerweile auf 11 % an. Die forstwirtschaftlich genutzten Eichen entsprechen meist einer von drei verschiedenen Arten, die für den Laien nur schwer zu unterscheiden sind. Die Stieleiche (Quercus robur) und die Traubeneiche (Quercus petraea) sind traditionelle europäische Arten, während die Rot-Eiche (Quercus rubra) vor einigen Jahrhunderten aus Nordamerika „eingeschleppt“ wurde. Botaniker unterscheiden die Familie der Eichen sogar in 400 bis 600 Arten. Durch den hohen Gerbstoffanteil im Inneren des Holzes eignen sie sich im Außen- und Innenbereich als Bau- und Möbelholz sowie für Bahnschwellen und Furniere. Aufgrund seiner Gerbsäure riecht das Holz immer ein wenig säuerlich. Im Mittelalter nutzte man die Säure auch zum Gerben von Fellen.
Gemeine Esche (lat. Fraxinus excelsior)
Werkzeugstiele und Sportgeräte machen die Esche heute wie früher zu einem allseits beliebten Holz. Dank ihrer Zähigkeit kann dieses europäische Holz jegliche Krafteinwirkung ausgleichen und bricht nicht so schnell. Auch im Möbel- und Innenausbau lässt sich das Laubholz wieder finden. Schon die alten Germanen verehrten den Baum und stellten die sogenannte Weltenesche „Yggdrasil“ ins Zentrum ihrer Weltanschauung. Das süßliche Aroma des Holzes sorgt für einen angenehmen Duft bei der Bearbeitung. Seit einigen Jahren macht allerdings ein Pilz der Esche zu schaffen. Dieser bringt die Blätter vorzeitig zum welken, sodass die Bäume schon im Sommer kahl in der Landschaft stehen. In der Medizin werden ihre Blätter bis heute zur Behandlung von Gicht und Rheuma eingesetzt. HDH/RS
Quelle:
Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige e.V.