Fragwürdige Früchte - Erdbeeren im Winter

Heute scheint es normal, dass auch im Winter schöne rote Erdbeeren in den Ladenregalen leuchten.

Dabei hat dieses Obst in unseren Breitengraden im Winter keineswegs Saison.

Woher also kommen die Früchte jetzt?

Oft aus Israel, Ägypten oder Marokko.
Dort können Erdbeeren wachsen, weil der Winter weniger streng ist. Zu uns kommen sie per Schiff, Flugzeug und Lastwagen, wobei große Mengen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid (C02) freigesetzt werden. Doch nicht nur beim Transport entsteht C02, denn auch in den Herkunftsländern müssen die Plantagen mit den empfindlichen Erdbeerpflanzen zeitweise beheizt werden, was Energie verbraucht und C02 entstehen lässt.

Andere Früchte kommen aus Europa:
Damit wir im Winter nicht auf das süße Obst verzichten müssen, wird in Südspanien der Anbau von Erdbeeren das ganze Jahr über betrieben. Die Erdbeerkulturen in den trockenen Gebieten verschlingen Unmengen an Grundwasser, was mittlerweile zu großen Umweltproblemen führt.

Dem berühmten Nationalpark Coto de Doñana, einem der wichtigsten Feuchtgebiete der Welt, in dem zweimal jährlich sechs Millionen Zugvögel rasten, wird langsam aber sicher das Wasser abgegraben. Zudem reifen die Erdbeeren in Folientunneln, wie anderes Obst und Gemüse dort auch.

Die industrielle Landwirtschaft sorgt mittlerweile dafür, dass große Teile Südspaniens im Satellitenbild so aussehen, als hätte jemand eine gigantische Plastiktüte darüber gestülpt: Plastikfolie statt Natur, soweit das Auge blickt.

Wegen der großen Nachfrage bauen auch in Deutschland immer mehr Landwirte Winter-Erdbeeren an – in Folientunneln oder Gewächshäusern.

Doch der Aufwand, Erdbeeren in der dunklen und kalten Jahreszeit zum Reifen zu bringen, ist beträchtlich. Der Stromverbrauch, vor allem für die künstliche Beleuchtung, ist enorm. Das schlägt sich nicht nur in der Ökobilanz, sondern auch im Preis nieder.

Bleiben noch Erdbeeren aus der Tiefkühltruhe als Ausweg.
Die meisten Tiefkühl-Erdbeeren, die wir hier bekommen, stammen aus China. Anlässlich eines großen Ausbruchs von akuten Brechdurchfällen durch Noroviren im Herbst 2012, der auf chinesische Tiefkühl-Erdbeeren zurückgeführt wurde, tauchte in der Presse die Frage auf: „Wieso holen wir Tiefkühl-Erdbeeren aus China?“ Die Antwort ist einfach: Weil sie billig und ständig verfügbar sind.

Doch die permanente Verfügbarkeit aller denkbaren Sorten von Obst und Gemüse hat einen Preis, den der Verbraucher, in erster Instanz aber die Umwelt bezahlen muss.

Dabei gibt es einen wirklich guten Ausweg:
Greifen Sie im Winter besser zu Äpfeln oder zum traditionellen Winterobst - Orangen, Mandarinen und Zitronen aus Südeuropa. Die wachsen und reifen dort zu dieser Jahreszeit immerhin ganz von allein, obwohl der Transport natürlich auch hier bewerkstelligt werden muss.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch direkt beim Deutschen Grünen Kreuz e.V. unter www.dgk.de


Quellen:
(1) Schrot & Korn: Erdbeeren: kurze Saison, lange Wege,  Ausgabe 05/2012 http://schrotundkorn.de/lebenumwelt/lesen/201205b02.html

(2) Robert Koch-Institut: Großer Gastroenteritis-Ausbruch durch eine Charge mit Noroviren kontaminierter Tiefkühlerdbeeren in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen in Ostdeutschland, 09 – 10/2012; Epidemiologisches Bulletin Nr. 41, 15. Oktober 2012

(3) Was wir essen - alles über Lebensmittel: Erdbeeren Erzeugung gestern und heute; Herausgegeben von aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.

(4) Süddeutsche.de vom 14.12. 2013: Erdbeeren aus Bayern – Fragwürdige Früchtchen http://www.sueddeutsche.de/bayern/erdbeeren-aus-bayern-fragwuerdige-fruechtchen-1.1843421