Wenn Schmerzen unerträglich werden
Experten der Oberberg Kliniken über Möglichkeiten der Schmerz(psycho)therapie
Migräne, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen: In Deutschland sind laut Deutsche Schmerzgesellschaft zwölf Millionen Menschen von dauerhaften Schmerzen betroffen.
Eine Belastung für Betroffene und deren Angehörige, die häufig mit Auswirkungen auf das gesamte Leben verbunden ist.
Dr. med. Richard Musil, Ärztlicher Direktor, und Dr. med. univ. Bettina Eberl, beide Chefärzte der Oberberg Fachklinik Bad Tölz, informieren über chronische Schmerzen und moderne Behandlungsmöglichkeiten.
Schmerz, so individuell wie der Mensch, der ihn spürt
Jeder Mensch hat ein subjektives Schmerzempfinden, da es hierfür keine „geeichte Standardeinheit“ gibt. Was für den einen nur unangenehm ist, ist für den anderen möglicherweise kaum auszuhalten.
Wie Schmerzen wahrgenommen werden, hat zum einen biologische Ursachen (z. B. Geschlecht, psychische Verfassung).
Zum anderen spielt auch der soziokulturelle Hintergrund (z. B. Umgang mit Schmerz in der Familie, Erziehung), selbst die Tageszeit, eine Rolle.
Um dennoch möglichst neutral einordnen zu können, wie intensiv der wahrgenommene Schmerz ist, und wo er genau lokalisiert ist, stehen verschiedene Schmerzskalen zur Verfügung. Diese Einordnung ist wichtig für das Schmerzmanagement, um eine Schmerzanamnese und -diagnose erstellen, eine entsprechende Schmerztherapie einleiten und eine Verlaufskontrolle durchführen zu können.
Auch ein Schmerztagebuch kann helfen, den Verlauf der Schmerzen einzuordnen und zu dokumentieren.
Risiko chronischer Schmerz
„Schmerzen aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung können sehr unangenehm sein, sollten aber in der Regel nach einer oder durch eine Behandlung wieder abklingen. Bleibt Schmerz nach Beseitigung der Ursache jedoch länger als drei bis sechs Monate bestehen, spricht man von chronischem Schmerz“, wissen die Schmerzspezialisten der Fachklinik Bad Tölz.
In diesem Fall hat sich ein Schmerzgedächtnis gebildet und der Schmerz ist zu einer eigenständigen Erkrankung geworden. Hinzu kommt, dass der Organismus aufgrund „nervaler Dauerreizung“ möglicherweise so empfindsam geworden ist, dass selbst zarte Berührungen als Schmerz wahrgenommen werden.
Schmerz und Psyche
Schmerzen können die Lebensqualität einschränken. Sie können sich auf die Psyche auswirken und die Entwicklung von Krankheiten wie einer Depression oder einer Angst- oder Belastungsstörung begünstigen.
Umgekehrt können sich auch seelische Probleme wie Überlastung oder Trauer über körperlichen Schmerz ausdrücken.
Findet die Ärztin oder der Arzt keine Ursache für den Schmerz, liegt möglicherweise eine psychosomatische Erkrankung vor.
„Egal, um welche Form von Schmerz es sich handelt, ist bei längerem Bestehen eine ärztliche Abklärung ratsam“, empfiehlt Dr. med. univ. Bettina Eberl, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Chefärztin der Oberberg Fachklinik Bad Tölz.
Was tun, wenn der Schmerz chronisch geworden ist?
Um die Lebensqualität zu verbessern oder wieder herzustellen, ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig. Akupunktur und Schmerzpsychotherapie sind zwei Therapieansätze, die bei Schmerzen gute Wirkung erzielen können. Bei der Akupunktur werden feine Nadeln an bestimmten Körperstellen oberflächlich in die Haut gesetzt. Dies soll dazu dienen, Energieblockaden aufzulösen.
Aus wissenschaftlicher Sicht können Nadelstiche auf fasziale Triggerpunkte wirken, über die Haut Nerven stimulieren und schmerzlindernde Botenstoffe ausschütten.
„Durch Akupunktur kann unmittelbar über den Körper auf das emotionale und psychische Erleben Einfluss genommen werden. Im Bereich der Schmerztherapie konnte ein positiver Effekt auf das Schmerzgeschehen wissenschaftlich nachgewiesen werden“, erklärt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit der Zusatzbezeichnung Akupunktur, Dr. Musil.[1]
„Die Spezielle Schmerzpsychotherapie richtet sich an Menschen, die dauerhaft oder wiederkehrend mit Schmerzen zu kämpfen haben, unabhängig davon, ob eine organische Ursache hierfür gefunden wurde, oder die Beschwerden trotz Beseitigung der Ursache fortbestehen. Sie alle können von dem ganzheitlichen Ansatz der Speziellen Schmerzpsychotherapie profitieren“, erklärt Dr. Bettina Eberl.
Betroffene lernen im Rahmen der Therapie u.a. schmerzbegünstigende Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen, diese schließlich durch schmerzreduzierende zu ersetzen, ihre Erkrankung zu akzeptieren und ein individuelles Konzept mit der eigenen Erkrankung zu erarbeiten (Akzeptanz- und Commitment-Therapie). Das stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und kann sich positiv auf den ganzen Organismus auswirken.
Die Oberberg Fachklinik Bad Tölz
bietet ein vollstationäres und tagesklinisch-teilstationäres therapeutisches Angebot für Menschen mit Schmerzstörungen oder somatoformen Störungen.
Das multimodale Behandlungsteam sieht dabei jede Patientin und jeden Patienten ganzheitlich und erarbeitet einen auf das jeweilig vorhandene Beschwerdebild zentrierten Therapieplan.
Weitere Informationen zur Oberberg Fachklinik Bad Tölz: https://www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/bad-toelz
Die Oberberg Gruppe
mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands.
In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt.
Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden TherapeutInnen und Selbsthilfegruppen.
Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter: www.oberbergkliniken.de