Experten antworten: Parkinson – auf lange Sicht betrachtet
... Möglichkeiten und Grenzen der Langzeittherapie
Morbus Parkinson zählt weltweit zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Allein in Deutschland leben etwa 300.000 Menschen mit der Krankheit.
Ihnen allen gemeinsam ist, dass im Gehirn Nervenzellen absterben, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Der wiederum ist zuständig für die Koordination und Kontrolle von Bewegungen. Die für Parkinson typischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsarmut sind Folgen dieses Dopaminmangels.
Die gute Nachricht:
Dank der heutigen Therapiemöglichkeiten können Betroffene über viele Jahre ohne wesentliche Einschränkungen leben, ihre Lebenserwartung ist der gesunder Menschen vergleichbar. Dennoch stellt die Langzeittherapie Ärzte und Patienten vor große Herausforderungen, denn die Wirksamkeit der Medikamente nimmt mit der Zeit ab.
Neurologen mit dem Spezialgebiet Parkinson informieren am Lesertelefon über Komplikationen und Therapieoptionen bei fortgeschrittenem Parkinson-Syndrom – und zu allen anderen Fragen rund um die Erkrankung.
Von der Flitterwochen-Phase…
In den vergangenen Jahren hat die medikamentöse Therapie von Parkinson große Fortschritte gemacht. So groß, dass viele Patienten zu Beginn der Behandlung keinerlei Symptome mehr aufweisen und sich „wie geheilt“ fühlen. Entsprechend hoch ist ihre Lebensqualität – beruflich wie privat.
Zwar ist eine Heilung von Parkinson bis heute nicht möglich, doch die Medikamente gleichen den Dopaminverlust so gut aus, dass Ärzte und Patienten von einer Honeymoon-Phase sprechen.
Diese „Flitterwochen“ können Jahre, sogar Jahrzehnte andauern.
Die Medikamente nutzen unterschiedliche Wirkweisen, zielen aber immer darauf ab, das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wieder herzustellen.
Die wichtigsten Wirkstoffgruppen sind L-Dopa und so genannte Dopaminagonisten.
Andere Medikamentengruppen gleichen Wirkungsschwankungen aus oder verringern den Abbau von Dopamin. Welche medikamentöse Therapie zum Einsatz kommt und ob eine Kombination verschiedener Wirkstoffe sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem dem Alter des Patienten.
… bis zum Wirkungsverlust
Doch ewig währen auch diese „Flitterwochen“ nicht. Grund dafür ist die weitere, kontinuierliche Abnahme der Zellen, die im Gehirn Dopamin produzieren, speichern, bei Bedarf freisetzen und wieder aufnehmen können.
Dann kommt es trotz Medikation zu Wirkungsschwankungen, die sich als frühzeitig auftretende Unbeweglichkeit, plötzlicher Wechsel von Beweglichkeit und Unbeweglichkeit oder als Gangblockade äußern.
Weil sich gleichzeitig auch die Dopamin-Rezeptoren verändern, können neue Symptome wie unkontrollierbare Überbewegungen hinzukommen.
Viele Patienten glauben, dass die Medikamente Ursache für die Verschlechterung ihres Zustands sind und lehnen die weitere Einnahme ab. In Wahrheit jedoch zeigt sich in den neuen Symptomen nur das weitere Fortschreiten der Erkrankung.
Treten solche Therapiekomplikationen auf, bedeutet das aber keineswegs, dass der Patient „austherapiert“ ist.
Je nach Art der Wirkungsschwankungen sind vielmehr neue Ansätze gefragt, zum Beispiel die Kombination mehrerer Wirkstoffe, ein Wechsel auf ein neues Medikament oder der Einsatz von Medikamentenpumpen.
Unter Umständen kommt mit der Tiefenhirnstimulation auch ein operatives Verfahren in Betracht.
Fragen zur Parkinson-Therapie - Experten antworten
- Was sind Anzeichen einer beginnenden Wirkungsschwankung?
- Verzögert es Wirkungsschwankungen, wenn die L-Dopa-Therapie möglichst spät beginnt?
- Welche Wirkstoff-Kombinationen kommen überhaupt infrage?
- Gibt es begleitende Therapieangebote, zum Beispiel zu Behandlung psychischer Probleme?
- Wann kommt ein Pumpensystem zum Einsatz und wie funktioniert es?
- Welche Erfolgsaussichten hat die Tiefenhirnstimulation?
Ob Früherkennung, Diagnose, Therapie oder die Alltagsbewältigung mit Parkinson – Antworten auf Ihre Fragen gibt es bei den Experten am Lesertelefon:
- Dr. med. Michael Barbe;
Facharzt für Neurologie, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln - Univ.-Prof. Dr. med. Richard Dodel;
Inhaber des Lehrstuhl für Geriatrie an der Universität Duisburg-Essen und ärztlicher Leiter des Geriatrie-Zentrum Haus Berge, Essen - Prof. Dr. Wolfgang Greulich;
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Geriatrie, Ärztlicher Direktor der Fachklinik für neurologische und neurochirurgische Rehabilitation, Helios Klinik Hagen-Ambrock - Prof. Dr. Rüdiger Hilker-Roggendorf;
Facharzt für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin, Leitender Arzt der Klinik für Neurologie, Paracelsus Klinik Marl - RA Friedrich-Wilhelm Mehrhoff;
Geschäftsführer der Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. (Bundesverband), Neuss - Gabriele Regina Overwiening;
Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Münster - Dr. med. Pantea Pape;
Fachärztin für Neurologie, Rehabilitationsmedizin und Verkehrswesen, Leitende Ärztin des NTC Neurologisches Therapiecentrum Köln - Prof. Dr. Dirk Woitalla;
Facharzt für Neurologie, Chefarzt der Klinik für Neurologie, St. Josef-Krankenhaus Kupferdreh, Essen
Rufen Sie an!
Am Mittwoch, den 5. April 2017 von 10 bis 17 Uhr. Der Anruf unter 0800 – 5 33 22 11 ist gebührenfrei.