Warnung vor Leberschäden durch Medikamente

Neben ihren beabsichtigten Wirkungen haben Arzneimittel oft auch unerwünschte Effekte auf den menschlichen Körper.

Etwa jede zehnte Nebenwirkung betrifft die Leber.

Angesichts einer aktuellen Studie aus Island warnt die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vor Leberschäden durch Medikamente. Diese kommen wahrscheinlich häufiger vor als gedacht und bleiben oftmals als solche unerkannt, so die Fachgesellschaft.

„Leberschäden als Nebenwirkung von Medikamenten sind ein allgemein unterschätztes Problem“, erläutert Professor Peter Galle, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Mainz und Vorstandsmitglied der DGVS. „Für Deutschland gibt es hierzu bislang zwar keine Zahlen, aber die Ergebnisse der isländischen Studie lassen vermuten, dass das Problem auch bei uns größer ist, als bislang angenommen“, so der Experte.

Forscher der Universität Island in Reykjavik hatten in ihrer Studie über zwei Jahre sämtliche Fälle von arzneimittelinduzierten Leberschäden analysiert. Dabei zeigte sich, dass im Durchschnitt 19 von 100.000 Einwohnern pro Jahr einen Leberschaden durch Medikamente erlitten.

Zu den Medikamenten, die häufig die Leber beeinträchtigen, gehörten neben Paracetamol und bestimmten Antirheumatika vor allem Antibiotika. Allein die antibakterielle Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure war für 22 Prozent der Schäden verantwortlich.

Leber-Medikamente: Beugen Sie Schäden vor

  • Einnahme-Empfehlungen der Hersteller beachten

  • Überdosierung vermeiden

  • Vorgeschriebene Therapiedauer nicht überschreiten – das gilt auch für pflanzliche Arzneimittel!

  • Werden mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen, muss überprüft werden, ob es zu Wechselwirkungen kommen kann.

Bitte beachten:
Tauchen unter einer medikamentösen Therapie Appetitlosigkeit, Erbrechen, Fieber, Schmerzen/Druck im rechten Oberbauch, Gelenk- und Muskelschmerzen, Juckreiz, Veränderungen der Hautfarbe, sowie Stuhl- und Urinverfärbungen auf sollte man an eine mögliche Leberschädigung denken und im Zweifelsfall die Leberwerte kontrollieren lassen.

Die Deutschen – Weltmeister im Pillenschlucken?
Gewicht erhalten die Ergebnisse der isländischen Studie im Hinblick auf den hohen Arzneimittelkonsum der Deutschen: Einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zu Folge hat sich der Medikamentenverbrauch der 70 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland innerhalb von nur acht Jahren fast verdoppelt.

Über 633 Millionen  Arzneimittelpackungen wurden im Jahr 2012 von niedergelassenen Ärzten verordnet, das sind etwa 37,9 Milliarden Tagesdosen.

Ein erschreckend hoher Anteil der Bevölkerung nimmt mehrere Medikamente gleichzeitig, wie die Barmer GEK in ihrem Arzneimittelreport 2013 aufzeigt. Ein Drittel der über 65-Jährigen nimmt demnach mehr als fünf Arzneimittelwirkstoffe täglich.

Leberschäden durch Medikamente
Arzneimittel werden großenteils über die Leber abgebaut. Zu Schäden kann es vor allem dann kommen, wenn die empfohlene Therapiedauer überschritten wird, bei Überdosierung oder gleichzeitiger (unkontrollierter) Einnahme verschiedener Mittel.

Die Symptome (siehe Infos oben) sind oft unspezifisch und die Diagnose schwierig. Leberschäden durch Medikamente sind insgesamt zwar nicht sehr häufig, einige Menschen scheinen jedoch auf Grund ihrer enzymatischen Ausstattung dafür besonders prädestiniert zu sein.

Tückisch ist, dass die Leber keine Schmerzsignale aussendet. Viele Leberkrankheiten werden deshalb erst spät erkannt. Für alle Erkrankungen gilt aber: Je früher die Diagnose, desto besser sind die Therapiechancen.

Unter www.lebertest.de bietet die Deutsche Leberhilfe e. V. einen kostenlosen Online-Test, mit dessen Hilfe das persönliche Risiko ermittelt werden kann.

Quellen:
- Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vom 24.06.2013: DGVS warnt vor Leberschäden durch Medikamente.

- Björnsson, E.S. et al.: Incidence, presentation, and outcomes in patients with drug-induced liver injury in the general population of Iceland, Gastroenterology. Juni 2013, 144(7):1419-1425.

- Pressemitteilung des AOK Bundesverbandes vom 17.05.13: Jeder Versicherte erhält rund 1,5 Arzneimittel am Tag.

- Pressemitteilung der Barmer GEK vom 11.6.2013: Arzneimittelreport 2013 - Ein Drittel der über 65-Jährigen nimmt mehr als fünf Arzneimittelwirkstoffen täglich.

- Leberschäden durch Arzneimittel von der Deutschen Leberhilfe e. V. unter www.leberhilfe.org

Weitere Informationen finden Sie auch beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. unter www.dgk.de