Brustkrebs: Kritik an teuren Antikörpern berechtigt?
Sie sind die Hoffnungsträger der modernen Krebstherapie: die Antikörper.
Durch aufwendige Grundlagenforschungen sind Zielstrukturen an der Oberfläche von Krebszellen bekannt, die als Angriffspunkte für therapeutische Antikörper genutzt werden können.
Im Labor werden dazu Eiweißbausteine entwickelt, die speziell auf diese Zielstrukturen passen. Zunächst wird ein Wirkstoff an künstlichen Zelllinien, dann im Tierexperiment und schließlich, bei Erfolg, in verschiedenen Phasen bei betroffenen Patientinnen getestet.
Die Testung durchläuft im Anschluss daran drei klinische Untersuchungsphasen, die dann, sollte sich der Erfolg weiter bestätigen, zu einer Zulassung des Medikaments führen.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine Reihe sehr wirkungsvoller Antikörper für die Therapie von Brustkrebs zugelassen, zumeist höchst effektiv bei überschaubaren Nebenwirkungen.
Obwohl die Entwicklung dieser Antikörper als großer Fortschritt in der Krebstherapie gesehen werden muss, werden häufig die hohen Kosten dieser Therapien kritisiert.
"In der Tat werden hohe finanzielle Ressourcen bei der Entwicklung von neuen Wirkstoffenaufgewendet, welche häufig im dreistelligen Millionenbereich liegen", sagt Prof. Dr. Wolfgang Janni, Ärztlicher Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Ulm, in der aktuellen Ausgabe des Brustkrebsmagazins Mamma Mia!.
"Allerdings ist die Entwicklung der Sterblichkeit durch Brustkrebs, die sich seit den 90er Jahren drastisch reduziert hat, ein guter Beweis dafür, dass sich dieses finanzielle Investment für unsere Patientinnen lohnt. Brustkrebs gilt heute als eine mehrheitlich heilbare Erkrankung. Eine Reihe von Faktoren haben dazu geführt, wie eben auch die Entwicklung von neuen, zwar teils teuren, aber zielgerichteten und sehr effektiven Substanzen", so Janni weiter.
"Neue Therapien werden häufig zunächst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium eingesetzt. Den Therapiekosten wird dann die zusätzlich gewonnene Lebenszeit der Patientinnen gegenübergestellt", berichtet Eva Schumacher-Wulf, Chefredakteurin des Brustkrebsmagazins. "Dann steht plötzlich die Frage im Raum, was "ein Tag Leben" kosten darf."
Dieser Ansatz, so Schumacher-Wulf, wird der Gesamtsituation nicht gerecht. Zum einen spiele auch die Lebensqualität eine große Rolle. Heutzutage können Krebspatienten auch im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium dank neuer Therapien häufig viele Jahre bei guter Lebensqualität leben. Außerdem könne man die metastasierte Situation nicht isoliert betrachten.
"Viele Medikamente, die sich bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung bewährt haben, werden nach einiger Zeit auch nach der Erstdiagnose eingesetzt und erhöhen hier die Heilungschancen der Patientinnen", so Schumacher-Wulf.
Mehr zum Thema Antikörpertherapie bei Brustkrebs: Mamma Mia! Das Brustkrebsmagazin, Ausgabe 4/2014.
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