Studie untersucht Therapieoptionen für Patientinnen und -patienten mit metastasiertem Darmkrebs
Betroffene für Teilnahme gesucht
Tumore des Dickdarms, auch kolorektale Tumore genannt, gehören zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und Männern.
Metastasiert der Tumor, ist er bislang nicht heilbar.
An der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen startet die KKE Translationale Immunologie in Zusammenarbeit mit der Abteilung Innere Medizin I jetzt eine klinische Phase I Studie, die einen in Tübingen entwickelten bispezifischen Antikörper testet.
Sie untersucht die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des bispezifischen CD276xCD3 Antikörpers CC-3 bei Menschen mit metastasiertem kolorektalen Karzinom.
Ziel der neuen Studie ist es, die Erkrankung effektiv zu behandeln und langfristig eine deutliche Verbesserung für die Patientinnen und Patienten zu erreichen.
Dazu wird das Immunsystem der Betroffenen gezielt mit einem bispezifischen Antikörper gegen die Tumorzellen aktiviert.
Bispezifische Antikörper sind Eiweißmoleküle mit zwei verschiedenen Bindungsstellen.
Im Falle des bispezifischen CD276xCD3 Antikörpers CC-3 richtet sich eine Bindungsstelle gegen das Membranantigen CD276, das von bösartigen Zellen des Dickdarmtumors präsentiert wird.
Mit dem anderen Arm aktiviert CC-3 die potentesten Zellen des Immunsystems, die sogenannten T Zellen.
CC-3 weist die Besonderheit auf, auch an die Blutgefäße des Tumors zu binden und vermittelt dadurch eine zweifache Antitumorwirkung.
CC-3 wurde von Tübinger Wissenschaftlern um Prof. Gundram Jung (Abteilung Immunologie) und Prof. Helmut Salih (Ärztlicher Direktor der Klinischen Kooperationseinheit Translationale Immunologie am Universitätsklinikum und Professor für Translationale Immunologie im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung DKTK) entwickelt und produziert.
„Bisher profitiert nur ein kleiner Teil der an Darmkrebs erkrankten Menschen von den Fortschritten, die mit Immuntherapien bei anderen Krebsarten erreicht werden konnten. Insbesondere für die Patientinnen und Patienten, welche unter einer fortschreitenden Erkrankung leiden, ist der Start dieser Phase I Studie mit dem Antikörper CC-3 eine gute Nachricht“, führt Prof. Salih an.
Eigene Antikörperentwicklung und Erprobung
CC-3 wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen entwickelt. Die klinische Evaluation des bispezifischen Antikörpers erfolgt gemeinsam mit der Abteilung Innere Medizin I (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Nisar Malek) in der KKE Translationale Immunologie, einer deutschlandweit einmaligen Einrichtung im Department Innere Medizin des Tübinger Universitätsklinikums.
Die KKE Translationale Immunologie wurde etabliert, um innovative Immuntherapiekonzepte möglichst rasch in klinischen Studien erproben zu können, damit Patienten und Patientinnen schnellstmöglich von neuen Erkenntnissen der Forschung profitieren.
Diese Phase I Studie wird aus Mitteln des Helmholtz Validierungsfonds und des DKTK finanziert.
Ablauf der Behandlung
CC-3 wird einmal pro Woche als intravenöse Kurzinfusion verabreicht. Die Behandlung beginnt stationär, bevor sie im Verlauf ambulant durchgeführt werden kann.
Die Behandlung der Patientinnen und Patienten startet am Tübinger Zentrum, bevor sie im weiteren Verlauf auf zusätzliche Zentren an den DKTK Standorten Berlin, München, Freiburg, Mainz und Heidelberg ausgeweitet wird.
Wer kann teilnehmen?
Erwachsene Patientinnen und Patienten mit einem kolorektalen Tumor, der auf die bisherige Therapie nicht mehr anspricht, die bereits drei vorhergehende Therapien erhalten haben, können an der Studie teilnehmen. Vor Beginn der Antikörpertherapie wird untersucht, ob alle Voraussetzungen für eine Studienteilnahme erfüllt werden.
Ärztinnen und Ärzte und an der Studie interessierte Betroffene können sich per E-Mail an kketi(at)med.uni-tuebingen.de wenden.
Quelle:
Universitätsklinikum Tübingen - Mitteilung vom 9. Januar 2024