Zum Tag des Schlafes 2016
... ein Experteninterview mit PD Dr. Dr. Kai Spiegelhalder, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg
Nach einem langenTag abzuschalten, gelingt uns immer seltener. Und so passiert es oft, dass wir uns statt zu schlafen, unruhig im Bett wälzen und sorgenvoll zum Wecker schauen, denn ruck-zuck ist die Nacht zu Ende und ein langer, arbeitsreicher Tag wartet wieder auf uns.
Gibt es eine Lösung für dieses Problem?
Medicalpress führte mit PD Dr. Dr. Kai Spiegelhalder, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg ein interessantes Interview, das wir Ihnen gern vorstellen
Dr. Spiegelhalder, etwa 10 % der Bevölkerung leiden an hochgradigen Schlafproblemen. Was sind die häufigsten Erscheinungen von Schlafstörungen?
Dr. Kai Spiegelhalder: „Die häufigsten Schlafstörungen sind die sogenannten Insomnien. Dabei klagen die Betroffenen darüber, dass sie Schwierigkeiten mit dem Ein- oder Durchschlafen haben und diese Probleme zu einer Beeinträchtigung ihrer Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit am Tag führen.“
Forscher der University of Helsinki haben herausgefunden, dass bereits ein Schlafdefizit, das eine Woche andauert, die Gesundheit gefährden kann. Wie gefährlich sind Schlafstörungen wirklich?
Dr. Kai Spiegelhalder: „In der Tat haben Menschen mit einer chronischen Insomnie eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür, eine Depression oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Eine gute Antwort auf die Frage „Wie gefährlich sind Schlafstörungen wirklich?“ sollte meines Erachtens aber auch beinhalten, wie stark Schlafstörungen die Gesundheit gefährden. Die bisherigen Daten legen dabei nahe, dass z.B. Rauchen etwas gefährlicher für die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist als eine Insomnie.“
Kann man Schlaf „nachholen“?
Dr. Kai Spiegelhalder: „Ja, das können wir, was Sie gut selbst feststellen können, indem Sie heute Nacht gar nicht schlafen und schauen, ob Sie morgen Nacht länger schlafen als sonst. Ob Sie gesundheitliche Folgeschäden vermeiden können, indem Sie nach einer Phase mit gestörtem oder verkürztem Schlaf versuchen, mehr zu schlafen, würde ich aus wissenschaftlicher Sicht für bislang ungeklärt halten. Willentlich für längere Zeiträume deutlich mehr zu schlafen dürfte den meisten Menschen allerdings auch schwer fallen.“
Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat zu viel Schlaf?
Dr. Kai Spiegelhalder: „Zu viel Schlaf hat insbesondere dann negative gesundheitliche Konsequenzen, wenn die Betroffenen zu viel schlafen, weil sie unter einer bekannten organischen Störung des Schlafs leiden, wie beispielsweise dem Schlafapnoe-Syndrom. Dieses ist ebenfalls ein Risikofaktor für Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Wie sinnvoll sind sog. Powernaps?
Dr. Kai Spiegelhalder: „Ein kurzer Schlaf am Tag erhöht kurzfristig die Leistungsfähigkeit, führt jedoch bei Menschen, die nachts schlecht schlafen, dazu, dass sich ihre Schlafstörung eher noch verstärkt. Insofern sind Powernaps für Menschen mit einem gesunden Schlaf sicherlich eine interessante Option, für Menschen mit einer Insomnie können sich die nächtlichen Probleme aber leicht verstärken.“
Wie bedanken uns bei medicalpress, dass wir das Interview im cityblick veröffentlichen durften