Übergewicht bei Kindern: stärker kulturell als genetisch bedingt
Forschungsergebnisse der City University und der LSE könnten bedeutende Folgen für die Gesundheitspolitik haben
Einer neuen gemeinsamen Studie der City University London und der LSE (London School of Economics) zufolge ist der Lebensstil der Eltern in höherem Maße verantwortlich für das Übergewicht ihrer Kinder als die Genetik. Dieses Ergebnis fordert die Gesundheitspolitik dazu auf, Eltern zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren.
Um das wachsende Problem der Fettleibigkeit bei Kindern zu bekämpfen, sollten die kulturellen Faktoren für die Übertragung dieses Krankheitsbildes stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Zur Unterscheidung zwischen Erbgut und Einfluss des Umfeldes in der Übertragung von Übergewichtigkeit hat das Forscherteam leibliche und adoptierte Kindern mit deren Eltern verglichen und herausgefunden, dass bei adoptierten Kindern die Wahrscheinlichkeit zum Übergewicht um 21 Prozent höher ist, wenn ihre Adoptiveltern beide übergewichtig sind, als wenn sie es nicht sind.
Bei Kindern, deren biologische Eltern beide übergewichtig sind, ist es dagegen um 27 Prozent wahrscheinlicher, es auch zu sein - nur 6 Prozentpunkte mehr als bei adoptierten Kindern -, was den relativ kleinen Einfluss der Genetik aufzeigt.
„Die gute Nachricht unserer Studie ist, dass wir gegen die Gewichtsprobleme von Kindern etwas tun können“, betont Mireia Jofre-Bonet, Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der City University London. „Auf Schulen und Kinder selbst ausgerichtete Initiativen sind zwar löblich, aber unsere Ergebnisse suggerieren, dass es wichtiger ist, die Eltern darin zu bestärken, durch gesündere Ernährung und sportliche Aktivitäten zu besseren Vorbildern zu werden.”
Anhand von Daten zwischen 1997 und 2009 aus jährlich durchgeführten Umfragen zur Messung der Gesundheit der Bevölkerung und ihrer gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen (HSE - Health Survey for England) haben die Forscher zudem herausgefunden, dass sich Übergewichtigkeit von nur einem Elternteil unterschiedlich auswirkt. Eine übergewichtige Mutter wirkt sich nicht negativ auf das Gewicht eines adoptierten Kindes aus. Dagegen war ein kleiner Einfluss zu beobachten, wenn nur der Vater übergewichtig oder fettleibig war.
Dies könne dadurch erklärt werden, dass Frauen meist immer noch für das Kochen im Haushalt verantwortlich sind und manchmal dazu tendieren, ihre Kinder und Partner zu ‚überfüttern‘, so Dr. Joan Costa-i-Font, Privatdozent für Volkswirtschaftspolitik an der LSE. Eine Politik, die erfolgreich die Lebensweise von Eltern beeinflussen will, müsse daher einen ganzheitlichen Ansatz haben und sich sowohl an die Mütter als auch an die Väter wenden.
Weiter ergibt die Studie, dass extreme Fettleibigkeit im Gegensatz zu einfachem Übergewicht stärker durch die Gene beeinflusst wird als durch die Lebensweise. Zudem steht die durch den Lebensstil von den Eltern übertragene Übergewichtigkeit oder Fettleibigkeit auf die Kinder nicht im Zusammenhang mit einer ganztägigen Berufstätigkeit der Mutter.
Die Forscher haben eine Vielzahl von Faktoren in ihrer Analyse berücksichtigt, u. a. Ausbildung und Alter der Eltern sowie Alter und Geschlecht der Kinder. Ebenso haben sie potentielle Eigenschaften von adoptierten Kindern in Betracht gezogen, aufgrund derer sie mehr oder weniger zu Übergewicht oder Fettleibigkeit tendieren könnten als biologische Kinder.
Über die City University London
Die City University London ist eine internationale Universität zentral in der Londoner City gelegen. Sie hat sich akademischer Exzellenz verschrieben und richtet ihren Schwerpunkt auf Forschung und Bildung für die Arbeitswelt.
Laut den Times Higher Education World University Rankings 2013/14 zählt sie weltweit zu den Top fünf Prozent der Universitäten und gemäß der Times Higher Education Table of Tables 2012 zu den dreißig besten Universitäten Großbritanniens.
Außerdem gehört sie zu den Top Ten in Großbritannien, was die Beschäftigungsperspektiven ihrer Absolventen betrifft (The Good University Guide 2014), und zu den Top Five in Bezug auf die Einstiegsgehälter (Lloyds Bank).
Die Universität zählt über 17.000 Studenten (darunter 35 % Postgraduierte) aus mehr als 150 Ländern sowie Lehrkräfte aus mehr als 50 Ländern.
Das akademische Angebot ist breit gefächert und genießt weltweite Anerkennung in den folgenden Disziplinen: Business, Recht, Gesundheitswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Mathematikwissenschaften, Informatik, Sozialwissenschaften sowie Kunst, Journalismus und Musik. Die Geschichte der Universität geht zurück auf das Jahr 1894, als das Northampton Institute auf dem Hauptgelände des heutigen City-Campus gegründet wurde.
1966 erhielt City durch Königliche Satzung den Universitätsstatus. Gleichzeitig wurde Lord Mayor of London, der Bürgermeister der City of London, zum Kanzler ernannt, eine einzigartige Vereinbarung, die auch heute noch gilt. Professor Paul Curran ist seit 2010 Vizekanzler der City University London.