Psychosomatische Erkrankung
Wenn die Seele durch den Körper spricht
Weisen anhaltende unspezifische Beschwerden keine eindeutigen Ursachen auf, ist die Ratlosigkeit und der Frust bei Betroffenen häufig groß.
Was viele jedoch nicht bedenken: Trotz körperlicher Symptome kann der Besuch eines Psychotherapeuten sinnvoll sein, denn die Psyche hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit.
Ungelöste Konflikte, Stress, Trauer oder Ängste können diese erheblich verschlechtern.
Hans-Peter Schmoll, leitender Psychotherapeut der Akutklinik Bad Saulgau, erklärt: „Mittlerweile wissen wir, dass Krankheiten nicht nur rein organische oder rein psychische Ursachen aufweisen. In der psychosomatischen Medizin gehen wir auf die sensible Wechselwirkung von Psyche und Körper ein.“
Gesundheit aus der Balance
Stress schlägt auf den Magen – das ist nicht nur eine Redensart, sondern für viele Menschen belastende Realität.
Wenn finanzielle, berufliche oder familiäre Sorgen lange anhalten, ungesunde Prägungen nie aufgearbeitet werden und Ängste sich chronifizieren, kann dies körperliche Auswirkungen haben.
Symptome wie Rücken- und Gelenkschmerzen, Herzrasen, Hautausschlag, Tinnitus oder Atemnot werden ebenfalls durch seelische Belastung hervorgerufen oder verstärkt.
Dabei reichen die Beschwerden von leichter Intensität und einem kurzzeitigen Verlauf bis hin zu einer chronischen Ausprägung.
Hans-Peter Schmoll veranschaulicht: „Für Patienten, die bereits eine lange Ärzte-Odyssee ohne Ergebnis hinter sich haben, stellt dies häufig eine zusätzliche Belastung dar und befeuert die Sorge, an einer folgenschweren Erkrankung zu leiden. Wer sich darin wiedererkennt, sollte unbedingt bei seinem Hausarzt mögliche seelische Ursachen ansprechen.“
Von Erleichterung bis Stigma
Bis heute hält sich die Vorstellung hartnäckig, dass eine psychosomatische Diagnose lediglich das Ergebnis eines Ausschlussverfahrens sei. Dabei bedarf es gezielter Untersuchungen, um seelisches Leiden als Auslöser zu identifizieren.
Psychosomatische Mediziner setzen auf einen ganzheitlichen Fokus.
Sie analysieren nicht nur eingehend alle vorhandenen körperlichen Befunde, sondern führen auch eine umfassende psychologische Diagnostik mithilfe von Gesprächen und Fragebögen durch.
„Dies erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, denn weder Röntgenbilder noch Blutwerte erlauben einen Blick in die Seele“, weiß der Psychotherapeut und ergänzt: „Während die einen durch die Diagnose Erleichterung verspüren, fühlen sich die anderen mit ihrem Leiden nicht ernst genommen und beharren stattdessen vehement auf organischen Ursachen. Denn psychische und psychosomatische Erkrankungen unterliegen immer noch einem hartnäckigen Stigma, selbst bei Betroffenen. Dabei sind die Beschwerden, unabhängig von ihrer Ursache, real und häufig sehr belastend.“
In den richtigen Händen
Bei der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen kommen vielfältige Methoden zum Einsatz. Psychotherapeutische Unterstützung, etwa in Form von Einzel- oder Gruppentherapien, trägt in vielen Fällen zur Linderung der Krankheitszeichen bei.
Für eine umfassende und individuelle Versorgung bietet sich auch ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik oder Rehaeinrichtung an.
Entspannungsverfahren, der Austausch mit anderen Betroffenen und feste Tagesabläufe wirken unterstützend auf dem Weg zur Genesung. „Es ist auch möglich, gegen psychosomatische Beschwerden vorzubeugen.
Emotions- und Stressbewältigungstrainings helfen vielen Menschen, belastende Situationen des Alltags besser zu erkennen und zu verarbeiten. Als wichtig erweist sich zudem ein stabiles soziales Umfeld, dass in Krisenzeiten wie ein Fallnetz wirkt“, ergänzt Hans-Peter Schmoll abschließend.
Weitere Informationen unter www.akutklinik-badsaulgau.de