Wenn es nach der Operation noch schmerzt
Neurochirurg erklärt Postnukleotomie-Syndrom und wie es verhindert werden kann
Bei Schmerzen in der Wirbelsäule oder einer Bandscheibe kann in vielen Fällen nur eine Operation helfen. Diese zielt darauf ab, die Schmerzen entweder ganz zu beseitigen oder zumindest merklich zu lindern.
In den meisten Fällen ist dies auch so.
Doch ab und an bleiben die Schmerzen auch nach dem Eingriff oder kehren nach einiger Zeit wieder zurück.
„Hierbei handelt es sich um das sogenannte Postnukleotomie-Syndrom“, weiß Neurochirurg Dr. Munther Sabarini. Er empfängt in seiner Avicenna Klinik in Berlin immer wieder PatientInnen mit diesem Problem: „Oft fürchten PatientInnen, dass es keinen weiteren Weg mehr gibt und sie mit den Schmerzen leben müssen. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten der Behandlung.“
Woher kommt der Rückfall der Schmerzen?
„Dass es trotz Operation zu weiteren Schmerzen kommt, kann verschiedene Gründe haben“, so der Facharzt: „Hierzu zählen Schäden an den Neuralstrukturen, die durch eine mitunter zu lange Zeitspanne einer Fehlhaltung, Belastung oder Reizung vor der Operation entstanden sind. Solche Schäden können auch durch einen operativen Eingriff nicht behoben werden.“
Auch wenn eine multisegmentale Beeinträchtigung vorliegt, also nicht nur ein bestimmtes Segment oder eine bestimmte Struktur betroffen ist, sondern mehrere, kann es erneut zu Schmerzen kommen.
Ebenso bei Vernarbungen.
„Unser Rücken und all seine Komponenten sind sehr fein aufeinander abgestimmt. Die Schädigung an einem Teil zieht oft eine Kettenreaktion nach sich und wirkt auch auf andere Teile wie Knochen, Gelenke, Muskeln, Bänder, Nerven und Sehnen.“
In solchen Fällen bedeutet ein operativer Eingriff nur einen Teilerfolg zum schmerzfreien Leben.
Doch der Facharzt kennt noch einen weiteren Aspekt: „Auch Unzufriedenheit oder eine negative Atmosphäre im privaten, sozialen und beruflichen Umfeld spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle und können Mitverursacher des Syndroms sein. In diesem Zusammenhang sei auch die Kraft des Schmerzgedächtnisses erwähnt. Denn eine negative und depressive Grundstimmung erleichtert auf psychischer Ebene auch das Wirken physischer Leiden.“
Betroffene sollte nicht mit dem Schmerzproblem abschließen
„Insbesondere PatientInnen, die bereits eine Operation hinter sich haben, sind oft verzweifelt, wenn die Schmerzen wiederkommen“, weiß Dr. Sabarini.
Doch er betont, dass es sich lohnen kann, erneut auf Ursachenforschung zu gehen.
Für eine genaue Ursachenermittlung ist viel Feingefühl nötig und es braucht viel Erfahrung und Fachwissen.
„Bei diesen PatientInnen ist die erste Instanz bereits genommen. Also geht es in die viel feineren Strukturen.“
Neben individuellen Gesprächen mit Fragen wie
- „Wo und wie waren die Schmerzen vor der Operation?“,
- „Wo sind sie jetzt?“,
- „Sind sie so intensiv wie vorher oder lassen sie sich durch Laufen oder Ähnliches beeinflussen?“
setzt Dr. Sabarini zur Diagnose Röntgen, Magnetresonanztomografie oder Computertomografie ein.
„Habe ich den Verdacht auf eine entzündliche Ursache der Schmerzen, dann führen wir Blutuntersuchungen durch“, erläutert der Neurochirurg.
Bestehen neurologische Ausfälle, misst Dr. Sabarini zur Abklärung die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG).
„Sofern die Ursachenerforschung komplexer ist, kombinieren wir auch unterschiedliche Optionen in einer multimodalen, interdisziplinären Diagnostik. Das bedeutet, ich arbeite eng mit Psychotherapeuten und Physiotherapeuten zusammen, um die Leiden meiner Patienten zu ergründen.“
Welche Behandlungswege gibt es?
„Je nach Anamnese und Befund arbeite ich bei dem Postnukleotomie-Syndrom mit unterschiedlichen Behandlungsformen“, so Sabarini.
Liegen die Schmerzen vorwiegend in der Hals-, Brust-, Lendenwirbelsäule oder dem Iliosakralgelenk vor, behandelt Dr. Sabarini in der Regel mit der Thermo-Denervation. Dabei werden betroffene Nerven verödet, sodass sie den Schmerz nicht mehr durch den Körper leiten.
Sind Nerven gedrückt oder sind Bereiche für sie zu eng, kann eine erneute Operation auf minimalinvasiver Basis helfen. Damit legt der Facharzt die Nerven wieder frei, sodass ihre Funktion nicht beeinträchtigt wird.
Um Gewebe und Fasern wieder zu schließen, wendet der Neurochirurg eine neue Verschlussmethode an, mit der ein erneuter Rückfall verhindert wird.
Manche Diagnose deutet auf eine Instabilität hin.
Hier festigt der Neurochirurg den entsprechenden Wirbelsäulenbereich mithilfe einer Spondylodese.
„In manchen Fällen können wir trotz intensiver Anamnese keine klare Diagnose stellen. Um meinen PatientInnen hier aber mit einer Behandlung gegen die Schmerzen zu helfen, ist die Rückenmarkstimulation eine bewährte Möglichkeit, um Schmerzen auch nach Operationen noch weiter zu reduzieren oder gar ganz schmerzfrei zu werden“, so der Facharzt abschließend.
Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter https://avicenna-klinik.com