Mehr Impfschutz im Alter 60+

... die aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Der Wissenschaftliche Beirat Infektionskrankheiten und Impfschutz des DGK informiert

Über den vielen Diskussionen bezüglich der COVID-19-Impfungen gerade für die Altersgruppe ab 60 Jahren geraten die schon lange empfohlenen Standardimpfungen manchmal in den Hintergrund. Daher sollen sie an dieser Stelle noch einmal vorgestellt werden.

Auch wenn man die 60 überschritten hat, ist man nicht aus dem Alter für Impfungen heraus, ganz im Gegenteil! Denn auch das Immunsystem macht den Alterungsprozess mit.

Es reagiert nicht mehr so effektiv auf eindringende Erreger, aber auch der Impfschutz fällt oft niedriger aus als in jungen Jahren.

Der oft gezogene Schluss daraus, man könne dann auf Impfungen ganz verzichten, ist völlig falsch und kann fatale Konsequenzen haben. Nicht weniger, sondern mehr Impfschutz ist erforderlich, um das fragiler gewordene Immunsystem zu unterstützen.

Gegen Tetanus und Diphtherie sollte man während des gesamten Lebens geschützt sein, daher werden regelmäßig alle 10 Jahre Auffrischimpfungen empfohlen. Auch wenn der Abstand zur letzten Impfung einmal länger ausfällt, muss die Impfserie nicht neu begonnen werden: Das Immungedächtnis kann sich auch nach langer Zeit noch an vergangene Impfungen erinnern, und der Impfschutz wird aufgefrischt, „geboostert“.

Keuchhusten (Pertussis) kann man mehrmals im Leben bekommen, es gibt keinen lebenslang anhaltenden Schutz, weder nach Impfung noch nach Erkrankung. Diese Zweiterkrankungen sind oft untypisch und werden häufig gar nicht mit Keuchhusten in Verbindung gebracht.

Wochenlanger quälender Husten bis hin zu Rippenbrüchen und Lungenentzündungen können vorkommen. Dies zu verhindern, ist ein guter Grund, sich gegen Keuchhusten impfen zu lassen.

Das höchste Risiko für sehr schwere und sogar tödliche Verläufe haben Neugeborene und Säuglinge, daher sollte die gesamte Familie dagegen geimpft sein, auch die Großeltern.

Es gibt Studien, die zeigen: 50 bis 70 Prozent der Infektionen bei den Kleinsten wurden von den Eltern und Großeltern auf sie übertragen. Es steht ein Kombinationsimpfstoff zur Verfügung, der gleichzeitig auch gegen Diphtherie und Tetanus schützt.

Kinderlähmung (Poliomyelitis) kommt in Deutschland seit vielen Jahrzehnten nicht mehr vor, sie ist aber weltweit immer noch nicht ausgerottet und kann daher jederzeit eingeschleppt werden. Niedrige Impfraten sorgen dann für erneute Ausbrüche. Auch Erwachsene sollten demnach ausreichend geschützt sein, eine Grundimmunisierung und mindestens eine Auffrischimpfung gehören zum Standardimpfprogramm. Wer auf Reisen geht oder ein anderweitiges Risiko hat, benötigt weitere Auffrischimpfungen.

Die nächste Grippe-Saison steht vor der Tür, und man darf gespannt sein, was sie in diesem Jahr mit sich bringt. Im vergangenen Jahr wurde ein recht früher erster Gipfel der InfluenzaErkrankungen gesehen. Auch in diesem Jahr wird die Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI das Geschehen verfolgen und zu Impfungen für die Risikogruppen aufrufen, wozu auch die Generation 60+ gehört. Grippe (Influenza) ist nicht mit einem grippalen Infekt zu verwechseln.

Es handelt sich um eine schwere Infektionskrankheit, die gerade bei älteren und bei chronisch kranken Menschen zu bedrohlichen Verläufen führen kann. Für Menschen ab 60 empfiehlt die STIKO den bei ihnen besonders gut wirksamen Hochdosisimpfstoff.

Bei der Impfung gegen Pneumokokken wird eine neue Empfehlung erwartet. Sicher ist aber, dass ab 60-Jährige weiterhin gegen diese Erkrankung routinemäßig geimpft werden sollten. Da es neuere Impfstoffe gibt, passt die STIKO ihre Empfehlungen derzeit an. Bisher gilt noch die in der Tabelle aufgeführte Empfehlung.

Die Gürtelrose (Herpes zoster) ist eine Erkrankung, die mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher wird. Ein schmerzhafter Bläschenausschlag und teils wochenlang anhaltende Nervenschmerzen kennzeichnen die Erkrankung. Der Erreger, das Varizella-Zoster-Virus, löst sowohl Windpocken als auch Zoster aus.

Nach der Ersterkrankung, den Windpocken, bleibt das Virus lebenslang im Körper, und zwar in den Schaltstellen (Ganglien) des Rückenmarks bzw. der Hirnnerven.

Bei einer Reaktivierung, z. B. durch Stress oder Medikamente, vorwiegend aber bei immungeschwächten bzw. älteren Personen, kommt es zur Gürtelrose.

Wer die Windpocken hatte, hat auch ein Risiko, einen Zoster zu entwickeln.

Eine zweimalige Impfung mit dem Zoster-Totimpfstoff schützt davor. Dieser Impfstoff kann auch verabreicht werden, wenn das Immunsystem geschwächt ist.

Auch die COVID-19-Impfung gehört seit Mitte des Jahres zu den Routine-Impfungen für alle im Alter 60+.

Der beste Zeitpunkt für die Impfung ist der Herbst, sie kann auch zeitgleich mit der Grippe-Impfung gegeben werden.

Zur vorangegangenen COVID-Impfung oder zu einerCOVID-19-Infektion sollte ein Abstand von mindestens 12 Monaten bestehen.

Standardimpfungen 60+

▪ Tetanus-Diphtherie: alle 10 Jahre

▪ Pertussis: zumindest einmalig, bei Kontakt zu Neugeborenen alle 10 Jahre

▪ Poliomyelitis: Grundimmunisierung und mind. 1 Auffrischimpfung, ggf. weitere lmpfungen, z. B. vor Reisen in Endemiegebiete

▪ Influenza: jährlich mit aktuellem quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff

▪ Pneumokokken: mit Polysaccharidimpfstoff, bei chronisch Erkrankten Wiederholung im Abstand von 6 Jahren bzw. zusätzliche Impfung mit Konjugatimpfstoff

▪ Zoster (Totimpfstoff) STIKO-Empfehlung seit Dezember 2018:  2 Impfdosen im Abstand von 2 bis 6 Monaten

▪ COVID-19: Basisimmunität bestehend aus 3 Antigenkontakten (Impfung oder Infektion, aber mindesten 2 Impfstoffdosen), gefolgt von weiteren Auffrischimpfungen – vorzugsweise im Herbst – im Abstand von mehr als 12 Monaten zum letzten Antigenkontakt

Quellen:
• STIKO-Empfehlungen 2023, Epid. Bull. 4/2023

• RKI-Ratgeber Windpocken und Gürtelrose

• Implementierung der COVID-19-Impfung in die allgemeinen Empfehlungen der STIKO, Epid. Bulletin 21/2023