SARS-CoV-2: Vierte Impfung schützt auch Krebspatient:innen
Dass Krebspatient:innen von der Drittimpfung zum Schutz vor einer SARSCoV-2-Infektion profitieren, hat ein Forschungsteam um Matthias Preusser von der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien bereits zu Beginn dieses Jahres gezeigt.
Aktuelle Untersuchungen dieser Forschungsgruppe unterstützen nun auch die Viertimpfung für diese vulnerable Gruppe. Die Daten deuten allerdings auf keine ausreichende Schutzwirkung der passiven Immunisierung mittels einer medikamentös verabreichten Antikörperkombination bei Krebspatient:innen hin.
Die Studie wurde jetzt im Top-Journal JAMA Oncology veröffentlicht.
An der Studie nahmen 72 Patient:innen mit verschiedenen Krebserkrankungen teil. 54 von ihnen erhielten eine vierte Impfung mit den derzeit zugelassenen Impfstoffen (aktive Immunisierung), bei 18 wurde eine passive Immunisierung mit der Antikörperkombination Tixagevimab/Cilgavimab durchgeführt.
Zur Analyse der Immunität verglichen die Forscher:innen die Antikörperspiegel und deren Hemmstärke gegen die SARS-CoV-2-Subvarianten Omikron BA.1 und BA.4 nach drei und vier Impfungen sowie nach Verabreichung der Antikörper Tixagevimab/Cilgavimab.
Deutlicher Anstieg der Antikörperwerte nach Impfung
Dabei zeigte sich bei Patient:innen mit soliden Tumoren und jenen mit Blutkrebs ohne Anti-BZell-Therapie ein deutlicher Anstieg der Antikörperwerte nach der vierten Dosis eines der derzeit verfügbaren Impfstoffe.
Auch nach der Untersuchung weiterer Parameter kommt Studienleiter Matthias Preusser von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien zu dem Schluss, dass die gewonnenen Daten eine Viertimpfung bei Krebspatient:innen unterstützen, auch wenn derzeit noch keine angepassten Impfstoffe verfügbar sind.
Auf die passive Immunisierung von Patient:innen trifft dies allerdings nicht zu: „Unsere Studienergebnisse legen nahe, dass die Immunisierung mit Tixagevimab/Cilgavimab unter anderem die zuletzt vorwiegend zirkulierende Omikron-Variante BA.4 nicht wirksam blockiert“, so Erstautor der Studie Maximilian Mair von der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien.
Weitere Studien sollen die Ergebnisse nun bestätigen, um die Impfempfehlungen untermauern zu können. Zudem bedürfe es noch verlässlicher Aussagen über die Schwellenwerte für die Antikörperspiegel, die einen ausreichenden Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion bieten. Diese seien nach wie vor schwer zu bestimmen.
Schutz für vulnerable Gruppe durch Gesellschaft nötig
Menschen, die an einer Krebserkrankung leiden, erhalten oft immunsupprimierende Therapien, die die eigenen Abwehrkräfte schwächen. Folglich sind Krebspatient:innen im Falle einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus besonders gefährdet für schwere COVID19-Verläufe, weshalb die Impfung für sie von großer Bedeutung ist.
„Wir empfehlen die zeitnahe Viertimpfung für die besonders vulnerable Gruppe von Menschen mit Krebserkrankungen. Zudem sind unsere Patient:innen weiterhin auf den Schutz durch eine verantwortungsbewusste Gesellschaft sowie Maßnahmen wie Isolation von Infizierten und Mund-Nasen-Schutz in Innenräumen angewiesen. Nicht zuletzt können auch leichte Verläufe von COVID-19 zu Verschiebungen von dringend notwendigen Krebstherapien führen, was die Prognose der Krebserkrankung verschlechtern kann“, betont Studienleiter Matthias Preusser vor dem Hintergrund von immer mehr außer Kraft gesetzten Corona-Regeln.
Publikation: JAMA Oncology
Inhibition of SARS-CoV-2 Omicron BA.1 and BA.4 after fourth vaccination or tixagevimab/cilgavimab in cancer patients
Maximilian J. Mair, MD, Manfred Mitterer, MD, Pia Gattinger, PhD, Julia M. Berger, Rudolf Valenta, MD, Dominic Fong, MD, Matthias Preusser, MD
doi: 10.1001/jamaoncol.2022.4226
Die Studie wurde unter der Leitung der Klinischen Abteilung für Onkologie sowie des Christian Doppler Labors für Personalisierte Immuntherapie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien in Kooperation der Hämato-onkologischen Tagesklinik am Krankenhaus „Franz Tappeiner“ in Meran (Italien) und dem Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien durchgeführt.
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