Wirbelsäule unter Druck
Drei Fragen zum Thema Bandscheibenvorfall
Bandscheiben verleihen unserem Rücken Kraft und Flexibilität. Wie Puffer zwischen den einzelnen Wirbeln federn sie Stöße sanft ab.
Um diese Funktion zu erhalten, raten Experten zu ausreichender Bewegung. Denn Bandscheiben erhalten ihre Nährstoffe über Flüssigkeitsaustausch und funktionieren dabei wie ein Schwamm. Bei Entlastung nehmen sie Wasser auf und geben es bei Belastung wieder ab.
„Wer seinen Rücken nur selten beansprucht, erhöht daher die Gefahr eines Bandscheibenvorfalls, auch Bandscheibenprolaps genannt“, weiß Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga.
Was bei diesem Krankheitsbild genau passiert und wie es sich effektiv und schonend behandeln lässt, erklärt der Experte im Folgenden.
1. Was ist ein Bandscheibenvorfall?
„Jede der 23 Bandscheiben besteht aus einem weichen Gallertkern, umgeben von einem Ring aus Faserknorpel, der die Puffer zwischen den Wirbelkörpern in ihrer Position hält. Altersbedingt sowie durch zu wenig Bewegung entstehen Verschleißerscheinungen, die zu einer Austrocknung führen. Sowohl der Gallertkern als auch der äußere Faserring bekommen feine Bruchstellen. Reißt der Ring, tritt die gallertartige Masse nach außen und drückt dort auf umliegende Nerven. In der Folge entstehen Schmerzen und Experten sprechen von einem Bandscheibenprolaps.“
2. Welche Symptome treten auf?
„Je nach Lokalisation variieren die Symptome. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kommt es bei Betroffenen häufig zu stechenden Rückenschmerzen, die sich bei Bewegung verstärken. Drückt ausgetretenes Gewebe auf den Ischiasnerv, reichen die Beschwerden oftmals bis ins Gesäß und in die Beine. Gleichzeitig können Taubheitsgefühle sowie Kribbeln auftreten.
Befindet sich die Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule, berichten Patienten hauptsächlich von Nackenschmerzen. Je nach Druckintensität strahlen sie in Arme, Hände und den Hinterkopf. Auch hier kommt es häufig zu neurologischen Ausfällen wie Taubheitsgefühlen oder Kribbeln.“
3. Gibt es schonende Behandlungsmöglichkeiten?
„Wenn konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Injektionen oder Wärmeanwendungen keine Wirkung erzielen, kommen je nach Ausprägung unterschiedliche minimalinvasive Methoden zum Einsatz.
Bei leichten Bandscheibenvorfällen lindert beispielsweise der Einsatz von Laserlicht auftretende Schmerzen. Mithilfe von energiereichen Strahlen eines modernen Diodenlasers lässt sich vorgefallenes Bandscheibengewebe schrumpfen. Zusätzlich verschließen sich kleine Risse, was für Stabilität sorgt.
Neben der Mikrolaserbehandlung besteht die Möglichkeit, unter Druck stehende Nervenwurzeln mithilfe eines speziell entwickelten elastischen Wirbelsäulenkatheters zu entlasten.
Durch den Katheter verabreichte Medikamente sorgen dafür, dass sich zum Beispiel Narben und Verklebungen lösen oder ausgetretenes Bandscheibengewebe sich zurückbildet. Um eine anhaltende Wirkung zu erzielen, wird die Einspritzung der Medikamente mehrmals wiederholt.
Bei größeren Bandscheibenvorfällen empfiehlt sich dagegen ein endoskopischer Eingriff. Dabei gelangen Spezialinstrumente durch ein millimeterdünnes Röhrchen an die betroffene Stelle.
Unter Röntgenkontrolle ermöglicht uns das mit einer Kamera ausgestattete Endoskop, überschüssiges Gewebe mit Mikroinstrumenten zu entfernen. Bei ausgedehnten Bandscheibenvorfällen mit stärkeren Schmerzen stellt die sogenannte mikrochirurgische Dekompression eine weitere Alternative dar. Bei diesem Eingriff entfernen wir unter ständiger Rundumsicht mittels Mikroskop hervorquellende Bandscheibenanteile aus dem Wirbelkanal.
Vorteil für Patienten:
Durch das schonende Vorgehen bleiben umliegende gesunde Strukturen unverletzt und die Gefahr von Narbenbildung minimiert sich.“
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