Fehlstellung der Hüfte
Hüftdysplasie durch Beckenosteotomie wieder vollständig korrigierbar
Hüftgelenke ermöglichen Menschen das Stehen und Gehen. Als Verbindung zwischen Becken und Beinen sorgen sie dafür, dass sich Ober- und Unterschenkel beugen, strecken, abspreizen, heranführen sowie einwärts- und auswärtsdrehen lassen.
Für die uneingeschränkte Mobilität und Bewegungsfreiheit übernimmt das Gelenk – das aus einer schalenförmigen Hüftpfanne im Beckenknochen und dem kugelartig geformten Hüftkopf des Oberschenkelknochens besteht – damit enorm wichtige Funktionen.
Doch akute Überlastung, Verletzungen, chronisch degenerative Krankheiten oder der natürliche Alterungsprozess können Beweglichkeit und Schmerzfreiheit des Hüftgelenks einschränken.
„Zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen des Hüftgelenkes zählt neben rheumatischen Erkrankungen, Knochenbrüchen und Hüftgelenkarthrosen auch die sogenannte Hüftdysplasie“, sagt Dr. Wolfgang Cordier, Chefarzt der Klinik für Endoprothetik, rekonstruktive Hüft- und Kniegelenkchirurgie und Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung am Krankenhaus St. Josef, Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH.
Häufigste knöcherne Fehlbildung bei Neugeborenen
Von einer Hüftdysplasie sprechen Mediziner, wenn es sich um eine Fehlstellung des Hüftgelenks oder um Störungen der Verknöcherung in früher Kindheit handelt. Der Großteil aller Hüftdysplasien in Deutschland ist angeboren und tritt bei circa 3 von 100 Säuglingen auf.
„Diese Fehlbildung der Hüftpfanne mit mangelhafter Überdachung des Hüftkopfes stellt damit die häufigste knöcherne Fehlbildung bei Neugeborenen dar und betrifft überwiegend Mädchen“, berichtet Dr. Cordier.
Bleibt eine angeborene Hüftdysplasie unerkannt oder unzureichend behandelt, kann sie sich auch noch im Erwachsenenalter bemerkbar machen – Mediziner sprechen in diesen Fällen von einer sogenannten Restdysplasie.
Unbehandelt verursacht die Fehlstellung lange Zeit keine Schmerzen, doch oft schon ab dem jungen Erwachsenenalter kann sie zu gravierenden Spätfolgen führen, beispielsweise zu Schmerzen im Leistenbereich, zur vorzeitigen Abnutzung des Hüftgelenks – die Coxarthrose –, zur Ausrenkung des Hüftkopfes aus der Gelenkpfanne oder zu schweren Gehbehinderungen.
„Die Hüftdysplasie stellt damit auch die häufigste Ursache für den künstlichen Hüftgelenkersatz bei Frauen dar. Aber auch Unfälle und Stürze mit hoher Aufprallgeschwindigkeit können bei erwachsenen Patienten zu der Gelenkerkrankung und den genannten Spätfolgen führen. Bei Fehlstellungen durch externe Faktoren sprechen Mediziner dann von einer sekundären Gelenkschädigung“, so der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Ursachen: Von genetischen Faktoren bis Platzmangel im Uterus
Bei der Entstehung einer Hüftdysplasie spielen genetische, hormonelle und mechanische Faktoren sowie Umwelteinflüsse eine Rolle. Sie gehört damit zu den multifaktoriell verursachten Erkrankungen.
Zu Risikofaktoren einer angeborenen Hüftdysplasie zählen zudem Steißlage im Mutterleib oder Platzmangel im Uterus.
„Bereits im Mutterleib wird durch das Strampeln des Fötus das Hüftgelenk in Beugehaltung gebracht und die Gelenkpartner der Hüfte geformt. Ist die Bewegungsfreiheit des Fötus jedoch eingeschränkt – etwa durch eine Mehrlingsschwangerschaft, geringe Fruchtwassermenge oder ein hohes Gewicht des Fötus –, drückt mitunter der Oberschenkelkopf über längere Zeit gegen den Pfannenrand und behindert dessen Verknöcherung“, erklärt Dr. Cordier.
Doch auch falsches Tragen des Säuglings mit Beinen in Streckstellung oder häufige Bauchlage des Babys können noch nach der Geburt zu einer Hüftdysplasie bei Kleinkindern beitragen.
Pfannendachverbessernde Eingriffe bei Kleinkindern
Trotz der Einführung des Hüftultraschalls, der seit 1996 im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U3 bei Babys stattfindet, finden sich nach wie vor im weiteren Lebensverlauf operationsbedürftige Hüftdysplasien.
Im Kleinkindalter führen Ärzte pfannendachverbessernde Eingriffe durch.
„Diese werden in der Regel in speziellen Hüftdysplasiezentren wie dem Krankenhaus St. Josef, als Deutsches Zentrum für rekonstruktive Hüftchirurgie, kurz DZH, vorgenommen. Bei erwachsenen Patienten sind hingegen meist aufwendigere pfannendachverbessernde Maßnahmen wie die 3-fach-Beckenosteotomie erforderlich, um die Fehlstellungen zu korrigieren. Solche speziellen Operationen werden nur in größeren Hüftdysplasiezentren wie im DZH am Krankenhaus St. Josef überregional angeboten“, sagt der Facharzt.
3-fach-Beckenosteotomie bei Erwachsenen
Bei der 3-fach-Beckenosteotomie handelt es sich um ein komplexes Operationsverfahren, bei dem Chirurgen die fehlgestellte Hüftpfanne aus dem Beckenverbund – an drei Punkten – lösen und in die korrekte Position über den Hüftkopf schwenken. Anschließend verschrauben die Ärzte die korrigierte Hüftpfanne dann in dieser idealen, den Hüftkopf überdachenden Einstellung.
„Diese Methode stellt ein bewährtes Operationsverfahren dar, um eine Hüftdysplasie vollständig zu korrigieren. Langzeiterfahrungen zeigen, dass sich der weitere Verschleißprozess des Gelenks so verhindern lässt“, berichtet Dr. Cordier und ergänzt abschließend: „Nach der OP und anschließender Krankengymnastik kann das Gelenk wieder voll belastet werden, auch sportliche Belastungen sind wieder möglich.“
Weitere Informationen unter www.krankenhaus-st-josef-wuppertal.de