Rückenschmerzen verstehen und behandeln
Häufige Fragen zum Iliosakralgelenk (ISG)
Viele Menschen leiden unter Rückenschmerzen, häufig verursacht durch das Iliosakralgelenk, auch Kreuz-Darmbein-Gelenk genannt.
- Doch was hat es mit dem Gelenk auf sich?
- Wieso löst es Beschwerden aus und
- mit welchen Maßnahmen lassen sich die Schmerzen beseitigen?
Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. med. Abdi Afsah, Facharzt für Neurochirurgie, aus der Neurochirurgischen Gemeinschaftspraxis Rheinmain in Wiesbaden.
Was ist das Iliosakralgelenk?
„Im hinteren Bereich des Beckens, unterhalb der Lendenwirbelsäule, befindet sich das Iliosakralgelenk, kurz ISG. Es dient als Verbindungstelle zwischen Wirbelsäule und Becken, genauer gesagt zwischen Kreuz- und Darmbein.
Das Gelenk verbindet den Rumpf mit dem Becken und leitet die enormen Kräfte, die auf den Körper einwirken, vom Rücken auf das Becken und die Beine und umgekehrt.
Um den Oberkörper zu stabilisieren und ihm Halt zu geben, ist das ISG von vielen straffen Bändern umgeben und besitzt nur einen sehr geringen Bewegungsspielraum.“
Wie äußern sich Beschwerden?
„Kommt es beispielsweise durch Stürze, plötzliche Stoppbewegungen oder Verhebungen zu einer Reizung und dadurch gegebenenfalls zu einer Blockade des ISG, verspüren Betroffene oft Schmerzen im unteren Rücken, die über die Oberschenkelrückseite bis zum Knie ausstrahlen können.
Aber auch andere Beschwerden, wie zum Beispiel Rückenschmerzen, Gefühlsstörungen und Leistenschmerzen, können durch das ISG ausgelöst werden.
Bereits einfache Tätigkeiten wie Bücken, längeres Gehen, Treppensteigen oder das Tragen schwerer Lasten können bei einem ISG-Syndrom starke Beschwerden auslösen.
Unbehandelt verstärken sich diese Schmerzen.
Da Bandscheibenvorfälle oftmals ähnliche Symptome hervorrufen, werden ISG-Erkrankungen häufig mit ihnen verwechselt und bleiben unerkannt.“
Wie lässt sich das ISG als Schmerzursache entlarven?
„Um herauszufinden, ob das ISG für Schmerzen sorgt, führen Ärzte neben Anamnesegesprächen und Bildgebungsverfahren spezielle Provokationstests durch. Dabei liegt der Patient in Rücken- und auch in Seitenlage, während an bestimmten Stellen Druck auf das Becken ausgeübt wird.
Lösen mindestens drei von fünf Tests Beschwerden im Beckenbereich aus, verstärkt sich der Verdacht eines ISG-Syndroms.
Durch Röntgen- oder CT-gestützte Injektionen von Schmerzmittel in das betroffene ISG kann die Verdachtsdiagnose gesichert werden. Stellt sich eine Linderung ein, ist das ISG als Auslöser der Beschwerden bestätigt.“
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
„Wärmebehandlungen, Physiotherapie oder Akupunktur lindern in der Regel ISG-Beschwerden.
Wenn konservative Maßnahmen keine Wirkung erzielen, kann bei entsprechendem Leidensdruck ein minimalinvasiver Eingriff durchgeführt werden.
Viele Fachärzte nutzen sogenannte iFuse-Implantate, um das Iliosakralgelenk wieder zu stabilisieren.
Patienten erhalten in einer kurzen Operation drei dreieckige Fusionsimplantate, die nacheinander in das Kreuz-Darmbein-Gelenk eingesetzt werden.
Sie verwachsen dank ihrer porösen Oberflächenbeschaffenheit mit dem umliegenden Knochen, führen zu einer Stabilisierung des Kreuz-Darmbein-Gelenks und sorgen so für neuen Halt.
Die Kosten für eine solche Fusionsbehandlung werden in vollem Umfang von allen Krankenkassen übernommen.“
Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.si-bone.de