Weisheitszahn-OP: Ja oder nein?
... was man tun sollte
Der Experte: Dr. Stephan Ziegler, leitender Zahnarzt und Gründer der KU64-Zahnarztpraxis aus Berlin gibt Antwort auf die wichtigsten Fragen
1. Wann müssen Weisheitszähne aus Ihrer Sicht gezogen werden und warum? Wann können sie erhalten bleiben?
„Heutzutage müssen Weisheitszähne nicht mehr pauschal entfernt werden. Die Entscheidung für oder gegen einen operativen Eingriff hängt von mehreren Faktoren ab. Brechen die sogenannten Achter gar nicht erst durch und bleiben ohne Folgen für das restliche Gebiss im Kiefer liegen, bedarf es keiner Entfernung. Lässt sich auf dem Röntgenbild wiederum ein bevorstehender Durchbruch erkennen, beurteilen wir zunächst den zur Verfügung stehenden Platz und die Wuchsrichtung.
Denn:
Bei kleinen Kiefern oder schräg wachsenden Weisheitszähnen besteht das Risiko, dass die Nachzügler Druck auf die benachbarten Backenzähne ausüben und die gesamte Zahnreihe verschieben. In diesen Fällen empfiehlt es sich, sie herauszunehmen.
Stimmen die Voraussetzungen, spricht nichts gegen den Durchbruch. Dieser sollte jedoch unter regelmäßiger ärztlicher Beobachtung erfolgen. Denn in einigen Fällen gelangt nur ein Teil des Weisheitszahns an die Oberfläche und er bricht nicht vollständig durch. Hierbei bilden sich leicht kapuzenförmige Zahnfleischtaschen, in denen es schnell zu einer unbemerkten Bakterienansiedlung kommt. Schmerzhafte, permanente Entzündungsherde sind die Folge.
Als Faustregel gilt:
Brechen die Achter nicht innerhalb von ein bis zwei Jahren vollständig durch, sollten Zahnmediziner sie operativ entfernen. Weisheitszahn-Operationen finden normalerweise ambulant unter örtlicher Betäubung statt. Bei besonders ängstlichen Patienten kann der Eingriff auch unter Vollnarkose erfolgen.“
2. Haben Weisheitszähne einen bestimmten Zweck? Welchen?
„Weisheitszähne stellen Überbleibsel aus der Frühgeschichte der Menschheit dar, die heutzutage allerdings keine essenzielle Funktion mehr besitzen. Brechen sie ohne Komplikationen durch und reihen sich gut in die bestehende Zahnkette ein, können sie uns aber dennoch dienen. Etwa als Ersatzzahn, falls ein Backenzahn verloren geht, oder stützender Pfeiler für eventuell notwendigen Zahnersatz wie zum Beispiel Brücken.“
3. Stimmt es, dass der Kiefer im Laufe der Evolution immer schmaler geworden ist?
„Evolution ist ein fortschreitender Prozess, bei dem sich menschliche Formen an die sich ändernden Funktionen anpassen. Durch die immer kleiner und weicher aufbereitete Nahrung muss die heutige Gesellschaft nicht mehr so viel kauen wie früher. Dadurch fehlen dem Kiefer auf Dauer die nötigen Wachstumsreize und er schrumpft nach und nach.
Im Vergleich zu unseren steinzeitlichen Vorfahren besitzt er heute eine wesentlich kleinere Form und bietet den genetisch angelegten Zähnen somit in vielen Fällen zu wenig Platz.“
4. Gibt es bestimmte Angaben, wie viele Deutsche ohne ihre Weisheitszähne leben?
„In Deutschland finden jährlich über eine Million chirurgischer Weisheitszahnentfernungen statt. Damit zählt dieser Eingriff hierzulande zu einer der häufigsten ambulant durchgeführten Operationen in der Zahnmedizin.“
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