Fünf Fakten zur Trigeminusneuralgie
Schmerzblitze im Gesicht
Ein blitzartiger, stechender Schmerz durchfährt das Gesicht – was viele zunächst auf Zahnschmerzen schließen lässt, kann einen ganz anderen Ursprung haben. Einer Studie der amerikanischen Neurologenvereinigung zufolge erkranken jährlich rund vier von 100.000 Menschen an der sogenannten Trigeminusneuralgie. Hierbei kommt es zu einer Schädigung des empfindlichen Gesichtsnervs. Dr. Thorsten Riethmann, Facharzt für Neurochirurgie und leitender Arzt des Instituts für Neuromodulation am Petrus-Krankenhaus Wuppertal, erklärt diese seltene Erkrankung:
1. Symptome – quälender Schmerz macht Alltag unmöglich
Patienten leiden unter extrem heftigen, stechenden Gesichtsschmerzen, die meist blitzartig auftreten und von wenigen Sekunden bis zwei Minuten andauern. Die Schmerzen können bis zu einhundertmal täglich spontan auftreten. Auch Trigger wie Kauen oder Sprechen lösen eine Schmerzattacke aus.
Die Schmerzen der Trigeminusneuralgie gehören zu den stärksten, die Menschen erfahren können. Diese Erkrankung schränkt Patienten sehr in ihrem Alltag ein. Häufig können sie kaum noch Nahrung zu sich nehmen. Viele Patienten neigen aus diesen Gründen zu Depressionen.
Studien ergaben, dass Betroffene den Schmerz meist in der rechten Gesichtshälfte verspüren. Die Erkrankung tritt leicht vermehrt bei Frauen auf und beginnt meist ab dem 40. Lebensjahr. Mit dem Alter steigt die Häufigkeit der Neuerkrankungen.
2. Die Ursache – wenn Gefäße auf den Nerv drücken
Mediziner unterscheiden zwischen der idiopathischen und der symptomatischen Trigeminusneuralgie. Bei einer idiopathischen Trigeminusneuralgie liegen Blutgefäße im Hirnstamm oder der Schädelbasis zu nah am sogenannten Trigeminusnerv.
Dieser Nervenstrang trägt die Verantwortung für Gefühlswahrnehmungen in Stirn, Augen und Nase sowie die Regionen um Oberkiefer, Unterkiefer und Kinn. Beeinträchtigt nun ein Gefäß die Schutzhüllen der Nerven, kommt es zu einer Reizung. Patienten spüren dadurch stechende Schmerzen im Gesicht.
Die symptomatische Trigeminusneuralgie tritt demgegenüber nur in Zusammenhang mit einer anderen Krankheit auf. Hier verursacht nicht ein Gefäß die Irritation des Nervs, sondern beispielsweise ein Tumor.
Auch Patienten mit multipler Sklerose, einer Erkrankung des zentralen Nervensystems, können an Trigeminusneuralgie leiden. Diese Form der Erkrankung betrifft allerdings nur sehr wenige Patienten.
3. Diagnostik – häufig kommt es zu Verwechslungen
Oft verwechseln Patienten eine Trigeminusneuralgie zunächst mit Zahnschmerzen und suchen einen Zahnarzt auf. Um die Schmerzen zu lindern, kommt es daher häufig zum unnötigen Ziehen von Zähnen. Viele Patienten durchleben eine monatelange Odyssee, bevor sie die richtige Diagnose erhalten.
Können andere Ursachen für den Gesichtsschmerz ausgeschlossen werden, führt ein Neurologe MRT-Scans durch. Diese zeigen deutlich, ob Gefäße und Nerven sich berühren.
Außerdem lassen sich auch andere Faktoren, wie Tumore oder Aneurysmen, hierdurch sichtbar machen.
4. Behandlungsmöglichkeiten – Symptome lindern
Patienten erhalten zunächst meist Natriumkanalblocker, eine Medikamentenart, die auch bei Epilepsie Anwendung findet. Zwar sprechen Betroffene anfangs gut auf die Behandlung an, allerdings haben viele dieser Medikamente auch Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder kognitive Einschränkungen.
Nach einiger Zeit tritt außerdem ein Gewöhnungseffekt auf, der zu immer höheren Dosierungen führt. Spätestens an dieser Stelle ziehen Ärzte operative Verfahren in Betracht.
Eine mögliche Therapie stellt die sogenannte mikrovaskuläre Dekompression dar.
Hierbei öffnen Mediziner den Schädel rund zwei Zentimeter und platzieren ein kleines Polster zwischen Gefäß und Trigeminusnerv, sodass sich diese nicht mehr berühren.
Bei Patienten, die an einer symptomatischen Trigeminusneuralgie leiden, muss allerdings eine Behandlung der ursprünglichen Krankheit erfolgen, also beispielsweise eine Entfernung des Tumors.
5. Alternativen – minimalinvasiver Eingriff bietet guten Erfolg
Eine sanfte Alternative, die umliegende Strukturen schont und minimalinvasiv erfolgt, stellt die Thermokoagulation dar. Dieses Verfahren erfolgt in drei Schritten. Bei örtlicher Betäubung führt der Neurologe zunächst die Thermokoagulationsnadel über das Gesicht bis zur Trigeminuswurzel ein. Liegt die Nadel korrekt positioniert, erhält der Patient eine Kurznarkose.
Eine Radiofrequenzsonde verödet nun durch Wärme von 60 bis 70 Grad Celsius den betroffenen Nerv punktuell. Dieses Verfahren kann auch mehrfach hintereinander erfolgen, bis es zum gewünschten Ergebnis kommt, das innovative Verfahren verspricht guten Erfolg und führt dazu, dass die meisten Patienten bereits nach einem ersten Eingriff keine Schmerzen mehr verspüren.
Weitere Informationen unter www.petrus-krankenhaus-wuppertal.de