Probanden gesucht
Forscher suchen nach Risiko- und Schutzfaktoren für die Entwicklung chronischer Rückenschmerzen
Etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet unter chronischen Rückenschmerzen. Häufig sind die Schmerzen so heftig, dass sie den Alltag der Betroffenen stark beeinflussen. Zu Beginn werden die Schmerzen häufig durch eine Verletzung oder eine hastige Bewegung verursacht. Nach einer Weile, wenn die eigentliche (körperliche) Ursache nicht mehr erkennbar ist, bleibt der Schmerz dennoch erhalten.
Für Patienten mit chronischen Schmerzen sind Tätigkeiten, die längeres Sitzen oder Stehen beinhalten, oft schwer durchführbar. Als Konsequenz leidet dann das soziale Leben, denn Aktivitäten, die den Schmerz verschlimmern könnten, werden gemieden. Oftmals beschreiben Personen mit chronischen Schmerzen einen Verlust der allgemeinen Lebensqualität - der Schmerz bestimmt den Alltag.
Der Schmerz im Kopf
Bis heute ist noch immer nicht vollständig klar, wie chronische Schmerzen eigentlich entstehen und was die Chronifizierung von Schmerzen bedingt. Die neurowissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass intensive oder lange andauernde Schmerzzustände Spuren auf allen Ebenen des Zentralnervensystems hinterlassen. Es konnte bereits gezeigt werden, dass akuter und chronischer Schmerz verschiedene Prozesse im Gehirn anstoßen. Es wird vermutet, dass Gedächtnisprozesse die Chronifizierung mitbedingen und dass Stresserleben diese Gedächtnisspuren weiter verstärkt.
Wechselwirkungen zwischen Schmerz und Psyche
Menschen mit chronischen Schmerzen können aufgrund ihrer Lernerfahrungen und strategien belohnende Aktivitäten weniger genießen, negative Ereignisse rücken dagegen verstärkt in den Mittelpunkt. Auch das führt häufig zu einer Minderung der Lebensqualität. Viele Schmerzpatienten leiden neben ihren Schmerzen außerdem auch unter Angstzuständen. Der Alltag ist nicht mehr zu bewältigen, so dass der beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachgegangen werden kann.
Schmerztherapien oft unzulänglich
Personen mit chronischen Schmerzen sind häufig sich und ihrem Leid überlassen. Obwohl ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn schon zu einer deutlichen Verbesserung der Therapie geführt hat, ist die Effektivität von Schmerztherapien noch immer nicht ausreichend, um den betroffenen Personen ihre Schmerzen wirklich zu nehmen. Dabei spielt eine Rolle, dass es erhebliche individuelle Unterschiede in der Ansprache auf Schmerztherapien gibt. Und bei nicht wenigen Patienten reicht eine alleinige medikamentöse Behandlung nicht aus.
Schmerz ist eine wichtige Warnung
Schmerz ist eine komplexe Sinnesempfindung, welche unserem Körper als ein schützendes Warnsignal dient indem es uns z. B. davor bewahrt, unsere Hand länger auf eine heiße Herdplatte zu legen. Schon die kleinste schmerzhafte oder heiße Berührung reicht aus, dass die in unserer Haut befindlichen Nozizeptoren diesen schmerzhaften Reiz registrieren und wir unsere Hand von der Herdplatte ziehen und uns nicht schlimmer verbrennen.
Wenn Schmerzen chronisch werden geht diese Warnfunktion verloren.
Schmerzen, die länger als drei Monate vorhanden sind, bezeichnet man als chronisch. Der Schmerz ist dann kein Symptom mehr, das behandelt werden kann, sondern eine Belastung für die betroffene Person.
Wie der Schmerz empfunden wird, ist dabei sehr unterschiedlich, was eine Behandlung häufig sehr schwierig macht.
Quelle:
Deutsches Grünes Kreuz e. V. - www.dgk.de
Studienteilnehmer gesucht
Welche Rolle spielen Gedächtnis und Stress?
Aus diesem Grund untersucht das Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Herta Flor in einer aktuellen Studie die Rolle von Gedächtnis und Stress bei Patienten mit Rückenschmerzen.
Für die Studie werden noch Personen zwischen 18 und 70 Jahren gesucht, die Schmerzen im unteren oder oberen Rücken haben, die weniger als drei Monate am Stück vorhanden sind oder aber mehrfach mit kürzerer Dauer auftreten. Ebenso werden gesunde Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren gesucht, die nicht an Rückenschmerzen leiden.
Die Studie zielt darauf ab, Personen mit Rückenproblemen im Verlauf zu untersuchen und somit Aussagen über die Entwicklung chronischer Schmerzen treffen zu können. Die Studienteilnehmer werden über ein Jahr lang drei Mal kontaktiert und zu zwei Untersuchungen eingeladen. Dieses Vorgehen erlaubt es am Ende, Risiko- und Schutzfaktoren für die Entwicklung chronischer Rückenschmerzen zu identifizieren.
Dabei werden Veränderungen des Gehirns mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Außerdem wird der Beitrag weiterer gesundheitlicher Beschwerden und Belastungen, wie z. B. Stress, zur Entstehung chronischer Rückenschmerzen erforscht. Nach Abschluss der Studie werden die Teilnehmer ausführlich über die Befunde und Möglichkeiten, der Chronifizierung vorzubeugen, informiert.
Für die Studie wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt.
Interessierte können sich unter Nennung des Stichwortes „Gedächtnis und subakuter Rückenschmerz“ melden bei Astrid Wolf: Telefon 0621/1703-6344 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!