Wenn der Kopf nervt
Botulinumtoxin lindert Symptome bei chronischer Migräne
Sechs bis acht Millionen Deutsche leiden laut MigräneLiga e. V. unter wiederkehrenden Migräneattacken. Frauen scheinen dabei etwas anfälliger zu sein als Männer, aber auch schon Kinder im Grundschulalter klagen über migräneartige Kopfschmerzen.
Diese Kopfschmerzart tritt in unterschiedlichsten Formen auf und variiert auch in der Dauer sehr stark. Manchmal hält ein Anfall einige Stunden, in anderen Fällen sogar mehrere Tage an.
Bei vielen Betroffenen kommt eine extreme Lichtempfindlichkeit oder starke Übelkeit hinzu.
Andere leiden unter der sogenannten Aura, einer neurologischen Beeinträchtigung, die Lichtblitze oder Störungen des Gesichtsfelds verursacht.
So unterschiedlich sich die verschiedenen Arten der Migräne auch äußern, eines haben sie aber gemeinsam:
Die Krankheit schränkt Betroffene stark ein, sodass sie oft tagelang nicht am normalen Alltag teilnehmen können und sich häufig komplett aus dem sozialen Leben zurückziehen.
„Das Nervengift Botulinumtoxin, das wir in der ästhetischen Medizin schon lange als effektives Mittel gegen Falten nutzen, erlangt seit einiger Zeit immer mehr Bedeutung als Arzneimittel bei verschiedenen Krankheitsbildern, so auch bei der Migräne-Therapie“, verrät Dr. med. Klaus G. Niermann, Facharzt für Plastische Chirurgie und Leiter der Fontana Klinik in Mainz, der ebenfalls Praxen in Wiesbaden und Nürnberg betreibt.
Nervengift legt Muskeln lahm
Ärzte setzen den Wirkstoff bisher beispielsweise schon erfolgreich bei Schielen, Muskelkrämpfen, übermäßigem Schwitzen im Bereich der Achseln, Hände oder Füße und gegen Zähneknirschen ein.
Auch bei Inkontinenz der Blase und bei Spastiken nach Schlaganfällen kommt er zum Einsatz.
Seit einiger Zeit ist Botulinumtoxin auch für die Behandlung von Migräne zugelassen.
Zwar ist die Ursache dieser Krankheit bis heute weitestgehend unbekannt, Wissenschaftler vermuten aber, dass die Schmerzen durch Druck der umliegenden Muskeln auf die Stirnnerven verursacht werden.
Da die Injektion des Nervengifts die Signalübertragung der Nerven an die Muskelfasern blockiert und so die Muskelaktivität herabsetzt, lassen sich Migräneanfälle so deutlich vermindern, die Schmerzintensität herabsetzen und die Einnahme starker Medikamente reduzieren.
„Dabei wurde die Wirksamkeit von Botulinumtoxin bei Migräne eher zufällig entdeckt, als von chronischer Migräne betroffene Frauen, die sich im Stirnbereich damit gegen Falten behandeln ließen, plötzlich feststellten, dass die Beschwerden viel besser wurden“, berichtet Dr. Niermann.
Bei der gezielten Migräne-Therapie mit Botulinumtoxin injiziert der Arzt das Mittel an genau definierten Punkten in der Stirn, der Seite, am Hinterkopf, im Nacken und an der Halsmuskulatur. Da die Wirkung des Mittels nach einigen Monaten nachlässt, ist eine regelmäßige Wiederholung der Injektionen nötig.
Operation als letzter Ausweg
Patienten, die auf die Botox-Therapie gut ansprechen, steht grundsätzlich auch noch die Alternative einer endgültigen Operation zur Verfügung. Durch die chirurgische Entfernung des Augenbrauenmuskels wird der Schmerzpunkt entlastet, der Teile des oberen Gesichtsnervs irritiert und so Migräne-Attacken verursacht.
„Dieser Muskel hat eine rein mimische Funktion für die Stirn und beeinflusst in keinster Weise die Augenlider. Auch der Gesichtsnerv bleibt bei der Operation unangetastet und erfährt lediglich die gewünschte Entlastung“, erklärt der Facharzt und ergänzt abschließend: „Um Migräne vorzubeugen oder ein bereits bestehendes Krankheitsbild zu verbessern, sollten Betroffene aber auch auf eine gesunde Lebensweise achten und für ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, regelmäßige Ruhepausen und Bewegung sowie für ausreichend Schlaf sorgen.“
Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.fontana-klinik.de