Kinder und Schlaganfall

Können auch Kinder einen Schlaganfall erleiden?

Der Schlaganfall ist keine reine „Alterskrankheit“. Er kann Menschen jeden Alters treffen - bereits ungeborene Kinder im Mutterleib.

Schätzungen von Experten gehen davon aus, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 300 Kinder einen Schlaganfall erleiden. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, da nicht alle Schlaganfälle (rechtzeitig) erkannt werden.

Bisher ist es der Öffentlichkeit und auch der medizinischen Fachwelt nur wenig bekannt, dass auch Kinder einen Schlaganfall erleiden können. Betroffene Eltern sind nach der Diagnose schockiert, fallen häufig in ein tiefes Loch.

Was sind die Ursachen für einen kindlichen Schlaganfall?

Ebenso wie bei Erwachsenen resultiert ein kindlicher Schlaganfall aus einer Durchblutungsstörung des Gehirns. Jedoch unterscheiden sich die Ursachen bzw. Risikofaktoren wesentlich.

Zu den kindlichen Risikofaktoren gehören vor allem:

  • Blutgerinnungsstörungen,
  • Herzerkrankungen (z.B. angeborene Herzfehler) und
  • Gefäßerkrankungen (z.B. Verengungen der Hirnarterien).

Darüber hinaus kommen zahlreiche andere Ursachen, wie z.B. Probleme im Zusammenhang mit der Geburt oder Infektionserkrankungen in Frage.

Wie zeigt sich ein kindlicher Schlaganfall?

Das häufigste Symptom im Neugeborenenalter sind Krampfanfälle. Dazu kommen uncharakteristische Symptome, wie Atemstörungen, Muskelschwäche und Bewegungsarmut sowie Bewusstseinsstörungen.

Je älter die Kinder werden, desto mehr treten „klassische“ Symptome für einen Schlaganfall in den Vordergrund. Am häufigsten findet sich die Lähmung einer Körperhälfte, auch kombiniert mit einer Lähmung der Gesichtsmuskulatur oder Sprachproblemen.

Vor allem bei jüngeren Kindern ist die Diagnose eines Schlaganfalls schwierig. Zum einen, weil die Symptome eher „untypisch“ sind, zum anderen, weil die Kinder nicht erkennen und mitteilen können, ob sie Beschwerden haben.

Zudem können Neugeborene noch keine willkürlichen Bewegungen ausführen. So entdecken Eltern oft erst nach vier bis fünf Monaten, dass ihr Kind z.B. nur mit links greift.

In welchem Alter treten kindliche Schlaganfälle auf?

Schlaganfälle können prinzipiell in jedem Alter auftreten. Fast ein Drittel der betroffenen Kinder sind Neugeborene.

Was sind die langfristigen Folgen eines Schlaganfalls?

Ein kindlicher Schlaganfall kann – abhängig vom individuellen Krankheitsverlauf – die unterschiedlichsten Auswirkungen haben. Obwohl die Prognose bei Kindern deutlich günstiger als bei Erwachsenen eingeschätzt wird, können die betroffenen Kinder langfristig sowohl unter körperlichen als auch unter seelisch-geistigen Einschränkungen leiden.

Die Kinder leiden häufig unter Depressionen, Aggressionen, Angstzuständen, Gedächtnis- sowie Aufmerksamkeitsstörungen. Diese „Symptome“ sorgen für Probleme der Kinder und auch der Familie. Dazu gehören z.B. Probleme im Zusammenleben der Familie oder Probleme im Schulalltag.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Klassische medikamentöse Therapien, wie z.B. die „Lyse“ sind für Kinder noch nicht getestet und offiziell zugelassen. Daher ist die Früherkennung von Risikofaktoren und die individuelle Prophylaxe sehr wichtig.

In der Rehabilitation des kindlichen Schlaganfalls werden vielfältige Therapieverfahren eingesetzt, die von verschiedenen Berufsgruppen angewandt werden.

So gibt es beispielsweise:

  • die Physiotherapie für die Diagnostik und Therapie von Bewegungsstörungen (z.B. mithilfe des so genannten Bobath-Konzeptes),

  • die Ergotherapie für die Diagnostik und Therapie von Störungen im Bereich der Selbsthilfefähigkeit (z.B. Ankleiden, Essen etc.)

  • die Logopädie für die Diagnostik und Therapie von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen,

  • die Neuropsychologie für die Diagnostik und Therapie von kognitiven und psychischen Störungen

Wie hoch ist das Schlaganfall-Risiko eines weiteren Kindes?

Gerinnungsstörungen können „vererbt“ werden. Betroffene Eltern, die Sorge haben, dass auch ihr nächstes Kind einen Schlaganfall erleidet, haben im Vorfeld die Möglichkeit, durch Bluttests eigene Gerinnungsstörungen ermitteln und das Risiko einschätzen zu lassen.

Was sind die Ziele der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe?

Seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Stiftung innerhalb eines Projektes zum Thema Kinder und Schlaganfall. Daraus entwickelte sich die Aktion Kinder Schlaganfall-Hilfe.

Die Ziele dabei sind:

  • betroffene Eltern zu unterstützen,

  • regionale Selbsthilfenetzwerke zu ermöglichen,

  • die Forschung voran zu treiben und

  • die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.

Was sind die konkreten Maßnahmen der Stiftung innerhalb der „Aktion Kinder Schlaganfall-Hilfe“?

Die Stiftung setzt auf unterschiedliche Bausteine, um ihre Ziele zu erreichen. Beim so genannten Basisseminar stehen verschiedene Experten wie Mediziner, Psychologen und Therapeuten für Fragen der Eltern zur Verfügung. In einem zweiten Teil erhalten Mediziner und andere Professionen ein fachliches Update zum kindlichen Schlaganfall.

Bei den Familiencamps der Schlaganfall-Hilfe, die jeweils ein Wochenende lang stattfinden, stehen Probleme auf psychosozialer Ebene im Vordergrund. Die Eltern entwickeln gemeinsam Lösungsansätze.

Die Seminare unterstützen auch die Bildung von Selbsthilfenetzwerken.

Zudem können die Eltern unabhängig von Ort und Zeit in einem geschützten Internetforum Fragen stellen und miteinander diskutieren. Fragen zur Diagnostik und Therapie stehen bei der medizinischen Sprechstunde im Vordergrund. Hierbei vermittelt die Stiftung den Eltern telefonischen Kontakt zu einem Ärzteteam.

Um die Forschung voran zu treiben, unterstützt die Stiftung außerdem die Universitätsklinik Münster durch die Finanzierung einer halben Arztstelle. Die Kinderklinik betreibt (Ursachen-) Forschung für den kindlichen Schlaganfall. In der weltweit größten Datenbank sind dort über 800 Kinder verzeichnet.

Ende 2012 nahm der erste Schlaganfall-Kinderlotse seine Arbeit auf. Vom Rehabilitationszentrum Bremen-Friedehorst aus berät und begleitet er Familien in ganz Deutschland. Finanziert wird die Arbeit durch die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch direkt unter www.schlaganfall-hilfe.de