Parkinson-Therapie - Die Zeit zurückdrehen
Mit der richtigen Therapie können Patienten ihre Lebensqualität deutlich verbessern
Die Diagnose Parkinson ist für fast alle Patienten zuerst ein Schock.
Sofort haben sie Bilder von Menschen im Kopf, die in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt sind: Zittern, und steife Gliedmaße, motorische Symptome genannt, sind die bekannten Beschwerden.
Aber auch Schmerzen, Verdauungsstörungen, Schlafprobleme und depressive Verstimmungen belasten die Patienten sehr. Oft sind diese sogenannten nicht-motorischen Symptome bereits erste Anzeichen für die Erkrankung.
Parkinson ist eine Krankheit, die nicht heilbar ist.
Doch mit der richtigen und vor allem frühzeitigen Therapie, kann das Fortschreiten der Krankheit verzögert und der Zustand der Patienten erheblich verbessert werden.
Beschwerden können verbessert werden
Für Parkinson-Patienten steht eine Reihe von Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Neben Tabletten und Infusionen kann z. B. auch ein Pflaster zum Einsatz kommen. Dabei wird der Wirkstoff über die Haut über 24 Stunden an den Körper abgeben.
Mit der richtigen Therapie zum Beispiel können die Patienten über einen längeren Zeitraum unter der sogenannten Baseline bleiben. Baseline nennt man den Zustand des Patienten mit allen Diagnose-Ergebnissen und Gesundheitsparametern, der beim Beginn der Behandlung festgehalten wird.
Unter der Baseline zu sein, bedeutet also, dass sich die Symptome, die zu Beginn der Behandlung auftraten, deutlich verbessern. Es ist für die Patienten sozusagen so, als würde man die Uhr um einige Jahre zurückdrehen.
- Was ist Morbus Parkinson
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es
- Und welche Therapie ist für wen geeignet?
Die Parkinson-Erkrankung ist bis heute nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die auftretenden Symptome lindern und damit die Lebensqualität der Patienten entscheidend verbessern können. Ärzte und Wissenschaftler arbeiten zudem stetig an der Erforschung der Krankheit und möglichen neuen Therapieansätzen.
Derzeit stehen für die unterschiedlichen Patienten-Typen folgende Möglichkeiten im Vordergrund.
Levodopa oder Dopaminagonisten
Was ist das?
Bei der Parkinson-Erkrankung bilden sich die Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren, immer mehr zurück. So kommt es auf Dauer zu einem Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn. Die Folge: Symptome wie Zittern der Arme und Beine in Ruhephasen, steife Gliedmaßen oder auch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt treten auf. Um den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen, werden z. B. die Medikamente Levodopa oder auch Dopaminagonisten eingesetzt. Levodopa, auch L-Dopa genannt, ist eine Vorstufe des Dopamins, Dopaminagonisten imitieren die Wirkung des Dopamins in den Gehirnzellen. Dopaminagonisten werden vor allem bei jüngeren Patienten und im Frühstadium der Erkrankung eingesetzt, um die Entstehung der motorischen Symptome der Erkrankung zu verlangsamen. Beide Wirkstoffe können in der Therapie auch miteinander kombiniert werden.
Für wen?
Parkinson-Patienten in allen Krankheitsstadien. Vor allem Patienten, die jünger als 70 Jahre sind, werden zunächst mit Dopaminagonisten behandelt, da hier tendenziell weniger Komplikationen im Langzeitverlauf entstehen. Der Arzt legt mit dem Patienten die individuelle Therapie fest. Bei der Tablettengabe kann es bei vielen Patienten aber zu Wirkstoffschwankungen kommen, da der Wirkstoffspiegel im Körper nicht konstant gehalten werden kann. Dadurch entstehen für den Patienten längere Phasen, in denen die Symptome besonders stark auftreten (Off-Phasen). In diesen Fällen sollte eine andere Darreichungsform gewählt werden, wie z. B. ein Medikamentenpflaster, das den Wirkstoff über die Haut direkt in das Blut abgibt. Dadurch kann ein konstanter Wirkspiegel erreicht werden.
Die tiefe Hirnstimulation
Was ist das?
Die tiefe Hirnstimulation ist eine Operation am Gehirn. Für den sogenannten Hirnschrittmacher wird eine Elektrode im Gehirn eingesetzt. Sie sendet elektrische Impulse an bestimmte Hirnregionen und regt diese dadurch an. Der bei Parkinson-Patienten auftretende Tremor, das plötzliche Zittern, soll so unter Kontrolle gebracht werden.
Für wen?
Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. Die Patienten haben bereits mit starken motorischen und nicht-motorischen Beschwerden zu kämpfen. Eine medikamentöse Therapie kann nicht mehr ausreichend für symptomfreie Zeiten sorgen.
Medikamentenzufuhr über eine Dosierpumpe
Was ist das?
Wenn durch die Tabletteneinnahme keine ausreichende Besserung der Symptome mehr erzielt werden kann, oder aufgrund von Schluckbeschwerden eine Tabletteneinnahme nicht möglich ist, ist es möglich, eine Pumpe einzusetzen. Bei dieser „Rescue-Strategie“ wird entweder der Wirkstoff Apomorphin über eine Kanüle unter die Haut gepumpt, oder der Wirkstoff L-Dopa durch eine Sonde in den oberen Dünndarmbereich zugeführt. Eine Pumpe sorgt von außen für die regelmäßige Wirkstoffzufuhr.
Für wen?
Nur in Ausnahmefällen für schwerkranke Patienten. Durch die Sonde bzw. die Kanüle besteht für den Patienten eine zusätzliche Einschränkung im Alltag, daher sollte diese Behandlung nur im äußersten Fall eingesetzt werden.
Wichtig: Eine Kombinations-Therapie für die ganzheitliche Behandlung
Um die bestmöglichen Erfolge zu erzielen, sollte die medikamentöse Therapie immer durch weitere Maßnahmen wie Logopädie, Ergotherapie und Krankengymnastik unterstützt werden. Durch diesen Therapie-Mix können die Patienten alle auftretenden motorischen und nicht-motorischen Probleme trainieren und so den Alltag mit ihrer Krankheit gut meistern.
Parkinson immer ganzheitlich behandeln - denn viele unterschiedliche Symptome machen Parkinson-Patienten das Leben schwer
Parkinson ist eine Erkrankung, die man nicht heilen kann.
Dennoch können Patienten mit der richtigen Therapie die typischen Symptome in den Griff bekommen und ihre Lebensqualität entscheidend verbessern. Wichtig hierfür ist eine umfassende, ganzheitliche Behandlung.
Unwillkürliche und langsame Bewegungen, steife Gliedmaßen und die dadurch entstehende Unbeweglichkeit, Zittern, obwohl man sich eigentlich im Ruhemodus befindet – das sind die typischen sogenannten motorischen Symptome für Morbus Parkinson.
Alltägliche Bewegungen können nicht mehr koordiniert und flüssig ablaufen:
Es fällt plötzlich schwer, sich die Schuhe zu binden, Telefonnummern einzutippen oder Geld abzuzählen. Durch die Erkrankung wird nicht mehr ausreichend Dopamin produziert und die Botenstoffe im Gehirn geraten dadurch ins Ungleichgewicht. Besonders im fortgeschrittenen Krankheitsstadium haben Parkinson-Patienten stark mit diesen motorischen Symptomen zu kämpfen.
Doch schon bevor ausgeprägte motorische Einschränkungen auftreten, zeigen sich sowohl im Frühstadium als auch bei fortgeschrittener Erkrankung nicht-motorische Anzeichen.
Muskelschmerzen
Ein häufiges erstes Anzeichen können unspezifische Schmerzen in den Muskeln oder ein leichtes, hin und wieder auftretendes Zittern einer Hand sein.
Schlafstörungen
Im Frühstadium können bei Parkinson-Patienten sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörungen auftreten. Der Patient durchlebt in der Nacht besonders heftige Traumphasen, bei denen es zu ruckartigen Bewegungen oder lautem Reden kommen kann. Im Krankheitsverlauf können dann Muskelverspannungen oder Verkrampfungen Gründe für die Schlafstörung sein.
Gastrointestinale Beschwerden
Die für Parkinson typische Verlangsamung der Bewegung betrifft den ganzen Körper – so auch den Darm. Er wird träge, häufige Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfungen oder auch Schluckbeschwerden erschweren den Alltag.
Eine ganzheitliche Therapie für alle Symptome
Betroffene sollten alle auftretenden Symptome mit ihrem Facharzt (Neurologen) besprechen, denn Parkinson ist eine komplexe Erkrankung und bedarf einer ganzheitlichen Behandlung. Neben wichtigen Eckpfeilern wie Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie steht für die medikamentöse Behandlung für Parkinson-Patienten eine Reihe von Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Zum Spektrum gehört neben Tabletten und Infusionen z.B. auch ein Medikamentenpflaster.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.parkinson-aktuell.de.
Quellen:
*[1] Watts et al, Neurology 2007; 68(4): 272-6.
[2] Watts et al, 17th WFN World Congress on Parkinson’s Disease and Related Disorders, Amsterdam 2007.