Neuer Therapieerfolg bei MS
Wissenschaftler aus New York berichten, dass ein Behandlungszyklus mit dem Antikörper Alemtuzumab ausreichen kann, um einen Krankheitsstillstand zu erreichen.
er Antikörper Alemtuzumab richtet sich gegen T- und B-Zellen und sorgt für ihre Zerstörung. So kann das Immunsystem bei MS-Patienten die körpereigenen Strukturen nicht angreifen und keine Nervenschäden hervorrufen. Der Antikörper wird als Infusion verabreicht.
Die Patienten erhalten Alemtuzumab im ersten Jahr für fünf Tage als Infusion, im zweiten Jahr nochmals für drei Tage. Weiter Infusionen in den Jahren danach sind möglich. Wissenschaftler aus New York haben sich angeschaut, welche Wirkung Alemtuzumab bereits nach einer Behandlungsrunde hat.
Vergleich von Daten vor und nach Behandlungsbeginn
Sie werteten dazu rückblickend die Daten von allen Patienten mit schubförmiger MS an ihrem Zentrum aus, die mit Alemtuzumab behandelt wurden und seit mindestens einem Jahr regelmäßig nachuntersucht wurden nach der ersten Alemtuzumab-Infusion. Sie sammelten die radiologischen Daten und Informationen zu behandelten Schüben der Patienten zwei Jahre vor der ersten Behandlung mit Alemtuzumab und in der Zeit seit der ersten Behandlung bis zum Zeitpunkt der Auswertung.
Nach Alemtuzumabtherapie deutlich weniger Krankheitsaktivität
Insgesamt werteten sie die Daten von 29 Menschen mit schubförmiger MS aus. Von ihnen hatten fast 83 % in den zwei Jahren vor Start der Alemtuzumabtherapie neue Läsionen, die im MRT sichtbar waren, oder einen MS-Schub. Nach der ersten Dosis Alemtuzumab hatten in den gemittelten 24,7 Monaten Nachuntersuchungszeit nur 17,2 % der Patienten eine neue Krankheitsaktivität. Insgesamt fünf Patienten erlitten einen Schub, vier von ihnen innerhalb der ersten 12 Monate nach der ersten Alemtuzumabinfusion.
Viele Patienten waren bereits nach erster Behandlungsrunde schubfrei
Von den 24 Patienten, die keinen Schub im Untersuchungszeitraum erlitten, hatten acht eine zweite Runde Alemtuzumab erhalten, 16 hatten keine weitere Alemtuzumab Behandlung erhalten. Von allen 29 Patienten, deren Daten einbezogen wurden, entwickelten fünf als Nebenwirkung der Behandlung eine Schilddrüsenerkrankung.
Eine Runde Alemtuzumab ausreichend?
Die Wissenschaftler fassen daher zusammen, dass 96 % der Patienten, die keinen Schub in den ersten 12 Monaten nach dem Beginn der Behandlung mit Alemtuzumab erlitten, schubfrei blieben auch ohne die zweite Behandlungsrunde. Daher könne man die Daten so interpretieren, dass ein Rückgang der Krankheitsaktivität für manche Patienten bereits nach einer Dosis Alemtuzumab erreicht werden kann. Weitere Studien seien notwendig, um diese Ergebnisse zu stützen. Dann könne über eine Veränderung des aktuellen Behandlungsplans für Alemtuzumab nachgedacht werden.
Alemtuzumab wird in der EU aktuell überprüft
Alemtuzumab wird in der Europäischen Union aktuell überprüft, nachdem es zu seltenen schweren, teilweise tödlichen Nebenwirkungen kam. Möglicherweise müssen mehr Faktoren während der Behandlung überprüft werden oder Patienten engmaschiger kontrolliert werden. Bis das klar ist, sollen nur noch ausgewählte Patienten auf Alemtuzumab neu eingestellt werden.
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal.de
Original Titel:
Induction of disease remission with one cycle of alemtuzumab in relapsing-remitting MS.
Referenzen:
Kocsik AS, Klein DE, Liedke M, Kaunzner UW, Nealon NM, Gauthier SA, Vartanian T, Perumal JS. Induction of disease remission with one cycle of alemtuzumab in relapsing-remitting MS. J Neurol. 2018 May;265(5):1226-1229. doi: 10.1007/s00415-018-8845-4. Epub 2018 Apr 17.
Pharmezeutische Zeitung, „Alemtuzumab – Nur noch für schwere Fälle„, vom 12.04.2019, abgerufen am 03.06.2019