Besonderheiten für MS-Patientinnen in den Wechseljahren
Die Wechseljahre, also die Phase vor und nach Einsetzen der letzten Monatsblutung (Menopause), stellen eine Zeit großer Veränderung für Frauen dar und können durch die hormonelle Umstellung verschiedene körperliche und psychische Symptome mit sich bringen.
Besonders für Frauen mit Multipler Sklerose (MS) können sich diese Symptome jedoch mit denen der MS überschneiden und somit die Behandlung erschweren.
Oft betrifft die Diagnose MS zunächst Frauen in jüngerem Lebensalter. Die Lebenserwartung von Menschen mit MS ist in den letzten Jahrzehnten jedoch deutlich gestiegen, so dass man aktuell davon ausgeht, dass sich etwa jede dritte von MS betroffene Frau in den Wechseljahren befindet.
Symptome können einerseits durch die hormonelle Umstellung im Zuge der Wechseljahre, das höhere Lebensalter, oder aber auch durch Schädigungen des zentralen Nervensystems infolge einer MS hervorgerufen werden.
Dazu zählen z. B. Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Störungen der Blasenfunktion, aber auch kognitive Veränderung. Entsprechend herausfordernd kann die Feststellung der Ursache und die Behandlung der Symptome sein.
Einige Studien deuten darauf hin, dass die Wechseljahre mit einem schnelleren Fortschreiten des Behinderungsgrades (EDSS) verbunden sein können, wobei diese Daten kontrovers sind.
In diesem Kontext wird vermutet, dass die natürliche Alterung des Immunsystems, die sogenannte Immunseneszenz, aber auch abnehmende Östrogen-Spiegel zu einem Voranschreiten der Erkrankung führen könnten.
Behandlungsansätze umfassen beispielsweise eine Hormonbehandlung, wobei eindeutige Daten über längere Behandlungszeiträume ausstehen.
Außerdem müssen bei geplanten hormonellen Behandlungen mögliche Komorbiditäten, wie z. B. eine vorherige oder aktuelle Brustkrebserkrankung ausgeschlossen werden.
Die Entscheidung trifft der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin.
Bei Symptomen, die sowohl bei MS als auch in den Wechseljahren auftreten können, wie Blasenstörung, kann ein gezieltes Beckenbodentraining unterstützen.
Bei Schlafproblemen können eine gleichbleibende Abendroutine und Entspannung helfen.
Bei anhaltenden Beschwerden entscheidet der Neurologe bzw. die Neurologin über eine weitergehende Diagnostik – im Falle einer Schlafproblematik z. B. in einem Schlaflabor – oder Therapie.
Ein wesentlicher Aspekt sind frühzeitige und umfassende Vorsorgeuntersuchungen, da verschiedene Symptome durch hormonelle Veränderungen im Klimakterium, durch das Fortschreiten der MS an sich und durch altersbedingte Komorbiditäten auftreten können bzw. durch solche parallelen Prozesse verstärkt werden können.
Es sollte unter anderem auf klassische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen geachtet werden, wie z. B. erhöhten Blutdruck, Blutzucker und Blutfette. Eine gesunde Lebensweise und die Reduktion von zusätzlichen Risikofaktoren (z. B. Rauchen) unterstützen als nichtmedikamentöse Therapieoptionen.
Eine regelmäßige Krebsvorsorge und Knochendichtemessung zur frühzeitigen Erkennung von Osteoporose sind empfehlenswert.
Wichtig für MS-Patientinnen ist, dass sie auch scheinbare Wechseljahres-Symptome ernst nehmen und sich damit an ihre betreuende neurologische Praxis wenden. Mit einer umfassenden Betreuung und nach Bedarf einer Anpassung der Therapie, kann auch diese Phase des Lebens gut gemeistert werden.
Weitere Informationen zur MS finden Sie unter https://www.ms-gateway.de/
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Original Titel:
Effects of Menopause in Women With Multiple Sclerosis: An Evidence-Based Review.
Autor:
Bove R, Okai A, Houtchens M, Elias-Hamp B, Lugaresi A, Hellwig K, Kubala Havrdová E. Effects of Menopause in Women With Multiple Sclerosis: An Evidence-Based Review. Front Neurol. 2021 Mar 19;12:554375. doi: 10.3389/fneur.2021.554375. PMID: 33815241; PMCID: PMC8017266.