Nichtalkoholische Fettlebererkrankung

... ein neuer Index zur Diagnose

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung hat sich zu einer globalen Epidemie ausgeweitet. Es besteht weltweit nicht nur ein großes Interesse die Ursachen und Folgen der Fettleberkrankung zu verstehen, sondern auch die Diagnose frühzeitig zu stellen. Unter der Leitung von Prof. Norbert Stefan haben Forscher des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) aus Tübingen und Potsdam nun aus klinischen Daten einen neuen Index generiert, der mit hoher Genauigkeit das Vorliegen einer Fettlebererkrankung vorhersagen kann. Beteiligt waren Wissenschaftler der Inneren Medizin IV des Universitätsklinikums Tübingen und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrum München sowie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Etwa jeder dritte Erwachsene in den industrialisierten Ländern hat eine krankhaft verfettete Leber. Damit erhöht sich für diese Menschen nicht nur das Risiko an fortgeschrittenen Lebererkrankungen wie Leberzirrhose und Leberkrebs, sondern vor allem an Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen zu erkranken. Um frühzeitig mit präventiven und therapeutischen Maßnahmen intervenieren zu können, muss die Fettleber rechtzeitig erkannt werden.

Hierfür sind die Ultraschalluntersuchung der Leber und die Bestimmung der Leberwerte zwar geeignet, sie können die Fettleber aber meist nur in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostizieren. Aufwändigere Untersuchungen wie die Kernspinspektroskopie sind hierfür zwar aussagekräftiger, sie sind aber wegen der relativ hohen Kosten im klinischen Alltag nicht auf breiter Ebene einsatzfähig. Daher arbeiten Wissenschaftler weltweit an einfachen und genauen Methoden, die für die Diagnose einer Fettleber besser geeignet sind. Unter verschiedenen Indizes, die dafür entwickelt wurden, hat sich der ‚Fatty Liver Index‘ (FLI) bestehend aus den Parametern Alter, Body-Mass-Index, Taillenumfang und den im Nüchternzustand im Blut gemessenen Werten für Triglyzeride (TG) und Gamma-Glutamyltranspeptidase (GGT), als recht effektiv erwiesen.

Die Forscher aus Tübingen um Prof. Stefan haben in Kollaboration mit Prof. Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), einem Partner des DZD, und ihren Kollegen aus Hamburg und Italien einen verbesserten FLI entwickelt. Hierfür haben sie zusätzlich zu den Parametern des FLI auch die TG- und die Glukosewerte aus einem oralen Glukosetoleranztest zum Zeitpunkt zwei Stunden nach Einnahme der Glucose sowie die für die Fettleber wichtigste Genvariante (rs738409 C>G in PNPLA3) verwendet. Anhand von Daten der TULIP-Studie (Tübinger Lebensstil Interventionsprogramm) konnten sie nun zeigen, dass man mit diesem neuen und erweiterten Fettleberindex nicht nur die Fettleber besser als der bekannte FLI diagnostizieren kann, sondern sich auch die Wahrscheinlichkeit für die Abnahme des Leberfettgehalts während einer Lebensstilintervention genauer vorhersagen lässt.  
Prof. Stefan hofft nun, dass „dieser Index zunehmend im klinischen Alltag eingesetzt wird, um eine Fettlebererkrankung frühzeitig zu diagnostizieren, damit Folgeerkrankungen der Fettleber verhindert werden können“.


Original-Publikation:
Kantartzis K, Rettig I, Staiger H, Machann J, Schick F, Scheja L, Gastaldelli A, Bugianesi E, Peter A, Schulze MB, Fritsche A, Häring HU, Stefan N. An extended fatty liver index to predict non-alcoholic fatty liver disease.Diabetes Metab. 2017 Jan 12. pii: S1262-3636(16)30564-X. [Epub ahead of print] doi: 10.1016/j.diabet.2016.11.006

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten.

Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.dzd-ev.de

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.helmholtz-muenchen.de

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten.

Weitere Informationen erhalten Sie auch unter www.dife.de  - Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).