Klinikum Weiden: Neue Behandlungsmethode für Prostatapatienten
Die Urologische Abteilung der Kliniken Nordoberpfalz stellt ihren Patienten mit Prostatabeschwerden eine neue Therapieoption vor:
iTind ist ein vorübergehend eingesetztes Implantat, das prostatavergrößerungsbedingte Beschwerden beim Wasserlassen ohne Operation für Jahre beseitigt.
Ein gutartiges Wachstum der Prostata ist bei Männern eine sehr häufige Alterserscheinung: Ab 50 Jahren zeigt knapp die Hälfte der Männer eine solche Prostatavergrößerung und ab dem 75. Lebensjahr sind mit 90% nahezu alle Männer betroffen. Das Organ, welches die Harnröhre ringförmig umschließt und im vergrößerten Zustand einengt, kann zu Beschwerden beim Wasserlassen führen. Die Patienten haben dann häufig einen sehr schwachen Urinstrahl, müssen pressen, um zu urinieren oder können nur mit Unterbrechungen Wasser lassen.
Da die Symptome jedoch gut behandelbar sind, sollten Betroffene keinesfalls den Weg zum Arzt scheuen. Von Medikamenten bis hin zu Laserbehandlungen und Operation stehen je nach Schweregrad verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung.
Mit iTind bietet das Klinikum Nordoberpfalz nun eine weitere an. Es handelt sich um ein kleines, vorübergehend eingesetztes Implantat aus Nitinol, einem Metalldraht mit Formgedächtnis. Das iTind wird vor dem Eingriff in einen gefalteten Zustand gebracht und als flacher Draht in die Harnröhre eingesetzt. Sobald es implantiert ist, beginnt es sich auszudehnen und präzisen Druck auf drei Punkte innerhalb der Prostata auszuüben.
In den folgenden fünf bis sieben Tagen erzeugt dieser kontinuierliche Druck eine Erweiterung der Harnröhre, so dass der Urin deutlich besser austreten kann. Das Implantat wird nach einer Woche wieder vollständig entfernt.
Mehrere Studien zeigten, dass mit dem iTind-Verfahren längerfristige Verbesserungen erzielt werden können. Dabei konnte bei allen behandelten Männern eine deutliche Verbesserung des Harnflusses festgestellt werden.
Die von den Patienten selbst eingeschätzte Beurteilung ihrer Lebensqualität stieg innerhalb des ersten Jahres von durchschnittlich Note 4 auf Note 1.
Prof. Dr. Dr. Th. Bschleipfer, einer der beiden Chefärzte der Urologischen Abteilung im Klinikum Weiden, empfiehlt iTind insbesondere Patienten, welche die medikamentöse Therapie beenden möchten, aber bisher zu wenig Leidensdruck für einen Eingriff mittels Laserbehandlung oder Operation haben.
Vorteil des Verfahrens ist insbesondere, dass keine Einschränkungen der sexuellen Funktion (Erektion und Ejakulation) zu erwarten sind. Er lädt Betroffene ein, einen Beratungstermin zu vereinbaren, um gemeinsam die individuell beste Therapieentscheidung zu treffen.
Hintergrundinformation - iTIND
Die neue Behandlungsmethode iTind ist ein neues Verfahren zur Behandlung der Symptome einer vergrößerten Prostata bei Männern, die von einer pharmazeutischen Therapie oder einer Operation profitieren würden. Dabei wird für fünf bis sieben Tage ein Implantat in die Harnröhre eingesetzt. Durch permanenten Druck an mehreren Stellen innerhalb der prostatischen Harnröhre wird diese erweitert, so dass ein signifikant besserer Urinfluss erzielt werden kann. iTind wurde von Wissenschaftlern und Ärzten der israelischen Firma Medi-Tate entwickelt und die Wirksamkeit in verschiedenen Studien belegt.
Das Hauptproblem bei gutartigem Prostatawachstum ist die Einengung der Harnröhre, was sich in Beschwerden beim Wasserlassen äußert: Ein schwacher, unterbrochener Urinstrahl, mehrmals direkt hintereinander auftretendes Bedürfnis zu Urinieren, Schwierigkeiten, das Wasserlassen hinauszuzögern und weiteres. Damit kann die vergrößerte Prostata zu einem belastenden Alltagsproblem älterer Männer werden, das sie in ihrer Lebensqualität deutlich einschränkt.
Bei Patienten deren Leidensdruck hoch ist, die aber vor einer operativen Behandlung zurückschrecken, bietet sich die vorübergehende Implantierung des iTind an, bei dem das Prostatagewebe nicht erwärmt oder entfernt wird und auch kein permanenter Fremdkörper verbleibt. Es wird in gefalteter Konfiguration eingesetzt und dehnt sich aufgrund der formerinnernden Legierung Nitinol aus, sobald es platziert ist.
Ausgeklappt üben drei Schneidstreben einen Längsdruck auf Harnröhre und Prostata in den Positionen 12-, 5- und 7-Uhr aus. Im Verlauf von 5 - 7 Tagen erzeugen Ischämie, Nekrose und Vernarbung eine Erweiterung der prostatischen Harnröhre, so dass ein deutlich stärkerer Urinfluss ermöglicht wird. Nach 5 - 7 Tagen wird das Implantat vollständig entfernt, ohne dass postoperative Harnkatheter oder langwierige Genesung erforderlich sind.
Mehrere Studien1,2 zeigten, dass das minimalinvasive Verfahren iTind langfristige Verbesserungen erzielen konnte. Dabei konnte bei allen behandelten Männern eine deutliche Verbesserung des Harnflusses festgestellt werden. Die maximale Flussrate erhöhte sich von 8,46 ml/Sek. auf 14,72 ml/Sek. Gleichzeitig sank die Bewertung der Patienten auf dem internationalen Prostata-SymptomScore von 22,47 auf 8,78. Die von den Patienten selbst eingeschätzte Beurteilung ihrer Lebensqualität stieg innerhalb des ersten Jahres von durchschnittlich Note 4 auf Note 1.
Es gab keine Komplikationen, die sexuelle Funktion (Erektion und Ejakulation) betreffend und es sind auch sonst keine Langzeitkomplikationen bekannt.
Die Urologische Abteilung der Kliniken Nordoberpfalz AG:
Seit 2014 wird die Klinik für Urologie, Andrologie und Kinderurologie im Sinne eines Kollegialsystems von den zwei Chefärzten Prof. Dr. med. Dr. phil. Th. Bschleipfer und Prof. Dr. med. Th. Klotz geleitet. Wie in diesem Jahr wurden beide auch in den vergangenen Jahren in die Focus-Ärzteliste Top-Mediziner unter die besten Mediziner Deutschlands im Fachgebiet Urologie gewählt. Prof. Bschleipfer ist darüber hinaus Vorsitzender des nationalen Expertenpanels, des Arbeitskreises Benignes Prostatasyndrom (AK BPS) der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU).
Das Leistungsspektrum der Klinik bildet die komplette Urologie von der Vorsorge über die Diagnostik bis hin zu modernsten Therapieverfahren ab. In der urologischen Funktionsdiagnostik stehen hochmoderne Ultraschallgeräte der neuesten Generation, Röntgenanlagen mit Digitaltechnik und endoskopische Instrumente mit computergestützter Bildtechnik zur Verfügung. Gerade zur Abklärung des BPS ist es in Weiden möglich, eine „Computeranalyse“ der Obstruktion, d.h. der Einengung der Harnröhre, vorzunehmen.
Therapeutisch bietet die Klinik alle konservativen, endoskopischen, minimal-invasiven (Schlüssellochtechnik) und offen-operativen Verfahren auf aktuellstem Stand. Die Therapie richtet sich dabei permanent nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Leitlinien der Fachgesellschaften. Hinsichtlich des BPS stehen neben nicht-operativen Verfahren zahlreiche Optionen der Intervention zur Verfügung. So ließe sich die Prostata beispielsweise nicht nur mit der klassischen (monopolaren oder bipolaren) Elektroresektion („Hobelung“) sondern auch mit einem Laser der neuesten Generation (Greenlight-Laser 180 W) verkleinern. Zusätzlich werden sukzessive neue Therapiemöglichkeiten eingeführt, welche mit immer weniger Aufwand und Intervention Linderung herbeiführen. Beispielhaft seien das Rezüm-Verfahren oder die temporäre (einwöchige) Implantation von iTIND zu nennen.
Generell werden in Weiden alle urologischen Krankheitsbilder behandelt. Hierzu zählen Erkrankungen der Nieren, der Harnleiter, der Harnblase, der Prostata, der Harnröhre, der männlichen Geschlechtsorgane und des weiblichen Beckenbodens. Die urologische Klinik hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Schwerpunktzentrum nicht nur für die nördliche Oberpfalz entwickelt. Besonderer Fokus wird auch auf die Diagnostik und Therapie onkologischer Erkrankungen, d.h. bösartiger Tumoren gelegt.
Seit Jahren besteht ein zertifiziertes Prostatazentrum, in welchem betroffene Patienten interdisziplinär gemeinsam mit der Klinik für Strahlentherapie betreut werden. Dieses Zentrum zählt zu den ersten zertifizierten Zentren dieser Art in Bayern. Darüber hinaus wurde 2014 ein interdisziplinäres Kontinenz- und Beckenbodenzentrum gegründet, in welchem Männer und Frauen mit Blasenspeicher- und -entleerungsstörungen, wie z.B. verstärktem Harndrang und/oder unwillkürlichem Harnverlust bzw. Frauen mit Beckenbodenschwäche und Genitalvorfall umfangreich diagnostiziert und mit verschiedensten Therapieoptionen, bis hin zu komplexen Beckenbodenrekonstruktionen, behandelt werden können.
Besonderes Augenmerk wird auch Männern geschenkt, welche an einer Inkontinenz nach Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs leiden (Postprostatektomie-Inkontinenz). Auch hier stehen unterschiedlichste diagnostische und therapeutische Optionen zur Verfügung. Weiterhin gehören die Abklärung und Therapie von männlichen Zeugungs- und Potenzstörungen zum Leistungsspektrum der Klinik. Hervorzuheben ist die hohe Kompetenz in der Genitalchirurgie, welche über Penisbegradigungen oder die Implantation von Penisprothesen hinaus auch operative Verfahren im Rahmen der Geschlechtsangleichung (Mann zu Frau) umfasst.
Die Kliniken Nordoberpfalz AG:
Die Kliniken Nordoberpfalz AG ist ein leistungsfähiger Gesundheitspartner in der nördlichen Oberpfalz. Mit sechs AkutKrankenhäusern, zwei Rehabilitationseinrichtungen, einem Aus-, Fort- und Weiterbildungszentrum, einer Pflegeeinrichtung und drei Medizinischen Versorgungszentren bietet sie koordinierte, fächerübergreifende Therapiekonzepte aus einer Hand unter dem Dach unseres Klinikverbunds.
Pro Jahr werden auf den Stationen und den Ambulanzen mehr als 100.000 Menschen geholfen. Mit rund 70 medizinischen Fachabteilungen, darunter viele hochspezialisierte, nach den höchsten Richtlinien zertifizierte Fachzentren, in acht Häusern in der gesamten nördlichen Oberpfalz bietet die Kliniken Nordoberpfalz AG umfassende medizinische Versorgung aus einer Hand.
Gleichzeitig ist die Klinikgruppe sowohl größte Arbeitgeber, als auch Ausbildungsbetrieb in der nördlichen Oberpfalz: Sie beschäftigt dauerhaft rund 3.000 Angestellte und ca. 300 Auszubildende. Um dieser doppelten Verantwortung als Arbeitgeber und Gesundheitsdienstleister gerecht zu werden, muss das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich agieren.
So ist die Kliniken Nordoberpfalz AG in der Lage, in innovative Diagnose- und Therapietechniken zu investieren, das Leistungsangebot kontinuierlich zu erweitern und wichtige bauliche Maßnahmen umzusetzen. Bei einem Klinikverbund wie der Kliniken Nordoberpfalz AG fallen sowohl auf Gesellschaftsebene sowie in den einzelnen Häusern die vielfältigsten Aufgaben an. Um diese bestmöglich zu bewältigen, arbeiten viele Menschen Hand in Hand.
Quellen:
1 Porpiglia F. et al., 2014. Temporary implantable nitinol device (TIND): a novel, minimally invasive treatment for relief of lower urinary tract symptoms (LUTS) related to benign prostatic hyperplasia (BPH): feasibility, safety and functional results at 1 year of follow-up
2 Barber, N. et al., Minimally Invasive Incision through Temporarily Implanted Nitinol Device (ITIND): A Single - Arm, Multicenter, Prospective Study for the Treatment of Lower Urinary Tract Symptoms Secondary to Benign Prostatic Hyperplasia