Vorsorgemöglichkeiten wahrnehmen – Darmkrebsrisiko senken

Darmkrebsvorsorge mit verbessertem Test: Künftig suchen Antikörper nach verstecktem Blut im Stuhl

Seit dem 1. April 2017 erstatten die Krankenkassen einen neuen Test zur Früherkennung von Darmkrebs.

Der bisherige Guajak-Test, der verstecktes Blut im Stuhl anzeigt, wird durch einen immunologischen Stuhltest ersetzt – den immunologischen fäkalen Okkultbluttest iFOBT. Dieser beruht auf einer Antikörper-Reaktion mit dem menschlichen Blutfarbstoff Hämoglobin und hat sich in Studien als noch zuverlässiger erwiesen als der Guajak-Test.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) rät Menschen ab 50 Jahren regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. Der iFOBT sollte ab dem Alter von 50 Jahren einmal jährlich durchgeführt werden. Spätestens ab 55 Jahren ist alle zehn Jahre eine Darmspiegelung empfohlen.

Dickdarmkrebs entwickelt sich in der Regel über viele Jahre hinweg aus harmlosen Vorstufen, den Darmpolypen oder Adenomen. Diese Wucherungen sind zwar meist zunächst gutartig, neigen aber eher zum Bluten als gesunde Darmschleimhaut.

„Diese Tatsache machen sich die Stuhltests zunutze“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm. Die Tests können winzige, für das Auge nicht sichtbare Blutmengen im Stuhl nachweisen. Während der Guajak-Test auf einer biochemischen Reaktion mit dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin beruht, weisen die neuen Tests das Hämoglobin mithilfe einer Antikörper-Reaktion nach.

„Weil die Antikörper nur auf menschliches Hämoglobin reagieren, ist der iFOBT deutlich weniger störanfällig als der Guajak-Test“, sagt Seufferlein.

Dieser reagiere zuweilen auch auf Blut aus der Nahrung, wenn etwa rotes Fleisch verzehrt worden sei. Die immunologischen Stuhltests, die jetzt in das Screening-Programm aufgenommen werden, haben in umfangreichen Studien bewiesen, dass sie Blutspuren im Stuhl rund zwei bis drei Mal häufiger erkennen als der bisherige Guajak-Test. Im vergangenen Jahr hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) daher beschlossen, den neuen Test in die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie aufzunehmen. Ab April 2017 sind die Tests für Versicherte ab 50 Jahren Kassenleistung.

Beim Ablauf des Screenings ergeben sich einige Änderungen: Zwar gibt der Arzt weiterhin den Test an den Patienten aus und erklärt die Durchführung. Die Auswertung wird künftig jedoch nicht mehr in den Arztpraxen, sondern in Speziallaboren stattfinden. Wie bisher wird der Patient nur bei einem positiven Befund kontaktiert.

„Eine zentrale Evaluierung der Ergebnisse wie bei der Vorsorgekoloskopie – also eine zentrale Auswertung im Hinblick auf Qualität und Nutzen – ist für den iFOBT seitens des G-BA bislang noch nicht geplant“, sagt Professor Dr. med. Wolff Schmiegel, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum. „Die DGVS empfiehlt unbedingt, dies nachzuholen: Im Sinne der Qualitätssicherung sollte eine zentrale Evaluierung der Ergebnisse erfolgen.“

An den Empfehlungen, wer am Screening teilnehmen sollte, wird der neue Test nichts ändern: „Frauen und Männern ab 50 Jahren sollten den Test einmal jährlich durchführen, die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse“, so Professor Schmiegel. Fällt dieser positiv aus, so muss zur Absicherung des Ergebnisses eine Darmspiegelung erfolgen.

Spätestens ab dem 55. Lebensjahr ist die Darmspiegelung im Rahmen der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie ohnehin empfohlen. Bei einer Darmspiegelung können Veränderungen der Darmschleimhaut wesentlich präziser erkannt werden als mit dem Stuhltest.

Die Koloskopie muss – anders als der Stuhltest – im Falle eines unauffälligen Ergebnisses nur alle zehn Jahre wiederholt werden. Sie ist nicht nur ein diagnostisches, sondern zugleich ein therapeutisches Verfahren: Auffällige Veränderungen, also Darmpolypen aus denen Krebs entstehen könnte, entfernt der Arzt in der Regel bereits im Rahmen der Untersuchung.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Mehr Informationen finden Interessierte unter www.dgvs.de