Kohlenhydratfrei = krebsfrei?

Die ketogene Diät bei Krebserkrankungen

Jedes Jahr werden allein in Deutschland fast eine halbe Million Menschen mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Aus dem Wunsch heraus, selbst aktiv zu werden und die Therapie zu unterstützen, setzen viele Patienten auf eine Ernährungsumstellung. Obwohl es bislang keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis für ihren Erfolg gibt, deutet die Fachzeitschrift „New Scientist“ darauf hin, dass eine ketogene Diät mit einer kohlenhydratlimitierten, dafür jedoch protein- und energiebilanzierten Form das Wachstum und Metastasierung von Krebszellen hemmen kann.

Alles auf Zucker
Im Stoffwechsel von Krebspatienten spielt Glukose eine herausragende Rolle. So sind die Tumorzellen von Kohlenhydraten abhängig, die eine große Energiequelle für sie darstellen. Die Zeitschrift „New Scientist“ beschreibt das Beispiel von Andrew Scarborough aus London, bei dem im Alter von 27 Jahren ein besonders maligner Hirntumor diagnostiziert wurde. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, wo festgestellt wurde, dass es bei dem jungen Mann zu einer Gefäßruptur gekommen war. Infolge der Behandlung wurde schließlich ein sog. anaplastisches Astrozytom diagnostiziert. Zudem konnten durch Scarboroughs Gefäßruptur Tumorzellen ins Gehirn gelangen. Scarborough musste sofort operiert werden. Die Prognose war sehr schlecht und der junge Mann erhielt anschließend sowohl eine Chemo- als auch Strahlentherapie. In der Regel leben Patienten mit einer derart bösartigen Form des Krebses durchschnittlich 1,5 Jahre.

Ketogene Diät bei Epilepsie
Im Internet hatte der junge Mann sich über die ketogene Diät informiert, die erfolgreich in der Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden kann. Er beschloss, seine Kohlenhydrataufnahme drastisch zu reduzieren und stattdessen auf proteinreiche Kost zu setzen. Das war vor mehr als vier Jahren. Bislang gibt es jedoch keine Bestätigung, ob hinter den positiven Auswirkungen tatsächlich die ketogene Ernährungsweise steckt. Scarboroughs Fall gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass diese Form der Ernährung das Fortschreiten einer Tumorerkrankung aufhalten oder zumindest verlangsamen könnte. So glauben Onkologen, dass es sich lohnt, die Auswirkungen der ketogenen Diät in der Krebstherapie als ergänzende Methode zu untersuchen. Eine von ihnen ist Dr. Adrianne Scheck vom Barrow Neurological Institute on Phoenix, Arizona.

Das süße Leben ist vorbei
Das Wirkprinzip der ketogenen Ernährungsweise besteht darin, dass der Körper nahezu frei von Kohlenhydraten ist und auf diese Weise gezwungen wird, Fett und nicht mehr Glukose als Energiequelle zu nutzen. So entstehen die sog. Ketonkörper, ein im Körper aufgebauter Glukoseersatz. Sie können im Fall von Epilepsie z.B. Mechanismen zur Bekämpfung der Anfälle auslösen. Im Falle einer Krebserkrankung könnten auf diese Weise Tumorzellen in ihrem Wachstum gehemmt werden. Der Effekt davon könnte die Rückbildung von Tumoren sein. Scarborough selbst nimmt täglich weniger als ein Gramm Kohlenhydrate zu sich. Onkologen vom Charing Cross Hospital in London wollen in den nächsten zwei Jahren 40 bis 80 Hirntumor-Patienten im Hinblick auf eine ketogene Diät untersuchen.

Quelle:
medicalpress.de