Schonend und effektiv - Endoskopische Tumorentfernung ermöglicht Organerhalt

Jährlich erkranken in Deutschland über 7000 Menschen an Speiseröhrenkrebs und über 50.000 an Darmkrebs.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) weist darauf hin, dass bei frühzeitiger Diagnose endoskopische Verfahren eine schonende Alternative zu großen Operationen bieten können. Diese innovativen Methoden ermöglichen es, betroffene Organe wie die Speiseröhre und den Enddarm zu erhalten und damit die Lebensqualität der Patient:innen grundlegend zu verbessern.

Früherkennung und schonende Therapie entscheidend

Die Zahl der Neuerkrankungen bei Speiseröhren- und Enddarmkrebs bleibt hoch, doch moderne endoskopische Verfahren schaffen neue Möglichkeiten für betroffene Patienten, nicht nur in der Diagnostik. „Die Lebensqualität sollte bei der Wahl der Therapie mehr Beachtung finden“, betont Professor Dr. med. Thomas Rösch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Interdisziplinäre Endoskopie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Experte der DGVS.

„Gerade bei Tumoren im Bereich der Speiseröhre und des Enddarms können die Folgen großer Operationen gravierend sein, so dass wir immer das Risiko des Eingriffs gegen das des Tumors abwägen müssen. Endoskopische Eingriffe bieten bei frühen Karzinomen eine effektive und schonende Alternative, die darauf abzielt, das Organ zu erhalten und damit langfristig die Lebensqualität zu sichern. Hier haben sich die Möglichkeiten deutlich erweitert.“

Organerhalt statt großer Operationen

Während bei fortgeschrittenen Tumoren oft umfangreiche Operationen erforderlich sind, bei denen die Speiseröhre oder der Enddarm entfernt werden, hat sich die endoskopische Tumorentfernung als vielversprechende Option bei frühen Stadien dieser Krebsarten etabliert. Durch diese minimal-invasiven Verfahren lassen sich Tumoren gezielt und präzise von innen entfernen, ohne dass das gesamte Organ operativ entnommen werden muss.

„Die endoskopische Entfernung war lange nur bei sehr oberflächlichen Tumoren möglich“, erklärt Rösch. „Doch neue Techniken und Erkenntnisse haben die Grenzen erweitert. Heute können wir auch etwas tieferliegende Tumoren endoskopisch behandeln, was den Patientinnen und Patienten eine große Operation ersparen kann; allerdings sind dann oft weitere Maßnahmen nötig.“

Multimodale Therapiekonzepte und Forschung

Trotz der Fortschritte bleibt nämlich das Risiko einer Streuung in die Lymphknoten bestehen. Daher integriert die moderne Onkologie die endoskopische Tumorentfernung in umfassende, multimodale Therapiekonzepte. Diese beinhalten eine Kombination aus Endoskopie, Chirurgie und Onkologie, um das bestmögliche Ergebnis für die Patienten zu erzielen.

„ Zusätzliche Maßnahmen wie die gezielte Entfernung von Lymphknoten oder anschließende Chemotherapien können notwendig werden, um ein optimales Resultat zu gewährleisten;“, so Rösch. „Allerdings sind hierzu natürlich noch größere
Studien notwendig.“

Die Forschung auf dem Gebiet der endoskopischen Tumorentfernung entwickelt sich also stetig weiter. Expert:innen arbeiten daran, innovative Methoden zu finden, die eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ermöglichen. Zukünftige Ansätze könnten den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Markern im Blut umfassen, um Risikopatienten präziser zu identifizieren und die jeweiligen Behandlungsstrategien individuell abzustimmen.

Ausblick: Lebensqualität als Schlüssel zur Therapieentscheidung

Die DGVS setzt sich für den weiteren Ausbau und die Erforschung endoskopischer Verfahren ein.

„Eine wichtige Aufgabe der Gastroenterologie ist es, die Patientinnen und Patienten bestmöglich durch onkologische Erkrankungen der Verdauungsorgane zu begleiten, angefangen bei Prävention über Diagnose bis hin zur möglichst schonenden Therapie“, so Professor Dr. med. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS aus Bonn. „One size fits all – das gilt in der modernen Krebsbehandlung nicht mehr. Es braucht maßgeschneiderte Lösungen, die minimal invasiv und wirksam sind, um eine bestmögliche Heilung bei gleichzeitigem Organerhalt zu erzielen.“

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet.

Heute vereint sie über 7000 in Klinik und Forschung tätige Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle der Patientinnen und Patienten.