Neue Therapien für Patienten mit Pankreaskrebs
Nach wie vor gilt der Pankreaskrebs als eine der aggressivsten Tumorerkrankungen mit einer unterdurchschnittlichen Überlebenszeit.
Doch moderne Therapiestrategien und strikt interdisziplinär ausgerichtete Versorgungszenten sorgen dafür, dass sich die Prognosen für Patienten mit einem Tumor der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) langsam aber stetig verbessern.
Am Donnerstag (19. November) machen Mediziner und Patienten anlässlich des Weltpankreaskrebstags auf die Krankheit und mögliche Therapien aufmerksam.
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzt dafür am Lingnerschloss ein farbenfrohes Zeichen. Um Patienten Solidarität zu zeigen und Hoffnung zu geben, erstrahlt das Gebäude von 16 bis 22 Uhr in kräftigem lila.
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist selten, gehört aber zu den am häufigsten zum Tode führenden Krebserkrankungen. Um die 20.000 Menschen erkranken pro Jahr in Deutschland an Pankreaskrebs. Tendenz steigend: Denn Fettleibigkeit, Rauchen und häufiger Alkoholgenuss sind entscheidende Risikofaktoren und nach wie vor in der Gesellschaft sehr präsent.
Das Karzinom an der Bauchspeicheldrüse wird oft erst spät erkannt. Denn geeignete Screeningmethoden in der Vorsorge gibt es nicht. Und die ersten Beschwerden wie Übelkeit oder Rückenschmerzen werden oft nicht sofort als Anzeichen des aggressiven Krebses erkannt. Der Tumor bleibt deshalb oft lange unerkannt, bis er sich nicht mehr oder nur schwer operieren lässt.
Für die Therapie stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Oft werden Operation und Chemotherapie kombiniert eingesetzt, um die beste Prognose zu erzielen.
So bei Christian Redo: Im Frühsommer wurde bei dem 65-Jährigen aus Pirna Pankreaskrebs diagnostiziert.
Ein Schock für den sonst aktiven Mann.
Bei ihm entschieden sich die Mediziner für eine Entfernung eines Teils des Organs (Kopfresektion). „Die chirurgische Resektion beim Pankreaskrebs bietet die einzige Chance auf Heilung“, sagt Prof. Thilo Welsch, stellvertretender Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Uniklinikum Dresden.
Nach aktuellen internationalen randomisierten Studien bietet der Eingriff, bei dem der Bauchspeicheldrüsenkopf inklusive des Tumors sowie angrenzende Lymphknoten entfernt werden, gefolgt von einer modernen Chemotherapie, die besten Überlebenschancen.
„Studienergebnisse belegen, dass durch die Kombinationsbehandlung eine Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 40 Prozent erzielt werden kann“, sagt er. Ist der Patient auch fünf Jahre nach der Therapie tumorfrei, sprechen Onkologen von einem geheilten Patienten. Diese Ergebnisse rechtfertigen einen Optimismus durchaus, wenn wir über Pankreaskrebsbehandlung sprechen“, sagt Prof. Welsch. Zurzeit sind im Körper von Christian Redo keine Tumorzellen nachweisbar.
„Gerade daher ist es wichtig, dass alle Pankreaskrebspatienten, bei denen eine OP aus medizinischer Sicht möglich ist, auch operiert werden“, betont Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie.
Eine Entscheidung darüber sollte in einem spezialisierten Zentrum erfolgen, in dem auch die Therapie stattfindet.
Die Entscheidung für oder gegen eine der möglichen Therapieformen hängt maßgeblich von der Kompetenz des behandelnden Ärzteteams ab. Das Universitätsklinikum Dresden hat für nahezu alle Krebsarten interdisziplinäre Zentren aufgebaut, die unter dem Dach des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) arbeiten. Dazu gehört auch das Viszeralonkologische Zentrum. Für das Gelingen solcher Therapieverläufe arbeiten am Uniklinikum Chirurgen der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie mit weiteren Krebsexperten zusammen.
Im Tumorboard diskutieren sie gemeinsam die Fälle und entscheiden sich für die individuell am besten geeignete Therapie. „Wir verfügen über einen großen Erfahrungsschatz in der besonders schonenden, minimalinvasiven Chirurgie aber auch in Situationen, wenn Blutgefäße vom Tumorgewebe befallen sind.
Zusätzlich haben die Kollegen der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie eine hervorragende Expertise, sodass wir viele der vor allem älteren Patienten sicher operieren können“, so der Klinikdirektor weiter.
Trotz gebündelter Expertise und Erfolgen bei der Therapie von Pankreaskrebs bedarf es weiterer finanzieller und ideeller Unterstützung. Nur so kann das ganze Potenzial moderner Krebsmedizin und -forschung auch für die Pankreaskrebs-Patienten genutzt werden.
Die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Uniklinikums setzt deshalb ein farbenfrohes Zeichen.
Erneut lässt die Klinik ein prominentes Gebäude in Dresden in lila Farbe erstrahlen: Nach der Semperoper, dem Operativen Zentrum des Uniklinikums und dem Kulturpalast können die Dresdner am 19. November von 16 bis 22 Uhr das Lingnerschloss im lila Gewand bewundern.
Anlass ist der an diesem Tag vom TEB e.V. (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse) initiierte Welt-Pankreaskrebstag. „Den Kampf gegen Pankreaskrebs führen nicht allein die Patienten mit ihren Angehörigen, sie kämpfen gemeinsam mit uns Ärzten, Pflegenden und Wissenschaftlern. Daher ist es wichtig, dass die Krankheit in der Öffentlichkeit nicht länger tabuisiert wird, sondern wir offensiv für die Patienten und ihre Familien einstehen und für eine Behandlung in spezialisierten Zentren ebenso werben wie für eine intensivierte Forschung zur besseren Früherkennung“, sagt Prof. Jürgen Weitz.
Der Chirurg hat deshalb mit seinem Team die Illumination des Lingnerschlosses zum Welt-Pankreaskrebstag am Donnerstag organisiert. Patienten wie Christian Redo machen auch den Medizinern Hoffnung. Nachdem Prof. Weitz ihn Ende Juli operierte, haben sich die zwei jetzt zur Verlaufskontrolle wiedergetroffen.
„Die Behandlung von Patienten mit der Diagnose Pankreaskrebs und die Erfolge, die wir bei der Therapie erzielen, zeigen, wie wichtig es ist, Patienten in hochdifferenzierten, interdisziplinär organisierten Zentren zu behandeln“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums.
„Für den Erfolg von komplexen Pankreasoperationen ist die Erfahrung und Ausstattung des gesamten involvierten Teams entscheidend. Wenn Chirurgen, Anästhesisten, Radiologen und die Pflege optimal geschult und auf einander abgestimmt sind, lässt sich der Anteil an schweren Komplikationen niedrig halten.“
Insgesamt werden im Dresdner Universitätsklinikum jährlich knapp über 150 Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse vorgenommen. Der daraus erwachsene Erfahrungsschatz und die enge Zusammenarbeit zu Forschern und Fachkollegen innerhalb wie außerhalb des Uniklinikums bilden die Grundlage für die exzellenten Behandlungsergebnisse.
TEB e.V. (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse)
Der Welt-Pankreaskrebstag wird in Deutschland durch den TEB e.V. (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse) initiiert: Der Verein unterstützt Menschen mit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und deren Nachbarorganen, besonders aber Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs.
„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, durch intensiven persönlichen Kontakt Erfahrungen auszutauschen, zu informieren und spezifisch zu beraten“, so die 1. Vorsitzende Katharina Stang, die selbst betroffen ist. „Dazu gehört aber auch, auf die Erkrankungen wie Pankreaskrebs aufmerksam zu machen. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Viszeralchirurgen des Dresdner Universitätsklinikums den Welt-Pankreaskrebstag unterstützen und somit in besonderer Weise auf das Leid der Betroffenen aufmerksam machen.“
Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter
https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum
http://www.welt-pankreaskrebstag.de
http://www.dresdenerchirurgie.de