Haare färben und Krebsrisiko: größte Studie bisher

Studien haben darauf hingewiesen, dass Personen die sich regelmäßig die Haare färben, ein höheres Krebsrisiko, insbesondere für Blasenkrebs sowie Brustkrebs, haben könnten.

Haarfärbemittel enthalten bestimmte Chemikalien, die für diese aufgezeigten Zusammenhänge verantwortlich gemacht wurden.

In der größten Studie bisher, die 117.200 Frauen aus den USA über 36 Jahre verfolgte, konnte dies nun allerdings nicht erhärtet werden.

Ein Forschungsteam um Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie der MedUni Wien, konnte in der spezifischen Datenauswertung einer amerikanischen Kohortenstudie von Krankenpflegerinnen zeigen, dass regelmäßiges Haarefärben keine nennenswerten Einflüsse auf die meisten Krebsarten hatte – mit einigen wenigen Ausnahmen. Die Studie wurde im British Medical Journal publiziert.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die berufliche Exposition (z.B. FriseurInnen) gegenüber Haarfärbemitteln als wahrscheinliches Karzinogen für den Menschen eingestuft, während die persönliche Verwendung von Haarfärbemitteln nicht klassifizierbar war.

Da die derzeitigen epidemiologischen Beweise jedoch bei weitem nicht schlüssig sind, besteht Sorge, was das karzinogene Potenzial der persönlichen Verwendung von permanenten Haarfärbemitteln betrifft, speziell jener, die besonders aggressiv sind und am häufigsten verwendet werden.

Kaum erhöhtes Risiko bei meisten Krebsarten – mit Ausnahmen

Die jetzt durchgeführte Studie – die bisher größte prospektive Studie zu diesem Thema –- fand keinen Zusammenhang zwischen dem persönlichen Gebrauch von permanentem Haarfärbemittel und dem Risiko der meisten Krebsarten oder der krebsbedingten Mortalität.

Allerdings fand sie einen positiven Zusammenhang für das Risiko für Basalzellkarzinome, hormonrezeptor-negativen Brustkrebs (ER-, PR- und ER-/PR-) und Eierstockkrebs.

Außerdem fand sie Hinweise auf eine Heterogenität durch die natürliche Haarfarbe – ein erhöhtes Risiko für Hodgkin-Lymphome wurde nur bei Frauen mit natürlich dunklem Haar beobachtet, ein höheres Risiko für Basalzellkarzinome wurde speziell bei Frauen mit natürlich hellem Haar beobachtet.

Eva Schernhammer: „Die vorliegende prospektive Kohortenstudie bietet eine gewisse Beruhigung gegenüber Bedenken, dass der persönliche Gebrauch von permanenten Haarfärbemitteln mit einem erhöhten Krebsrisiko oder einer erhöhten Mortalität verbunden sein könnte. Trotzdem fanden wir auch einen positiven Zusammenhang für das Risiko einiger Krebsarten.“

Die aktuellen Befunde beschränken sich auf US-amerikanische weiße Frauen und erstrecken sich möglicherweise nicht auf andere Populationen.

„Unsere Ergebnisse rechtfertigen eine weitere prospektive Validierung“, erklärt Schernhammer. „Diese richtet sich nach verschiedenen Populationen und Nationen, verschiedenen Anfälligkeitsgenotypen (z.B. NAT1 oder NAT2), Krebsarten verschiedener Genotypen und molekulargenetischer Phänotypen, verschiedenen Expositionseinstellungen (persönlicher Gebrauch vs. berufliche Exposition), verschiedenen Zeitpunkten und verschiedenen Farben der verwendeten permanenten Haarfärbemittel (dunkel gefärbt vs. hell gefärbt) mit verfeinerten Expositionsabschätzungen und sollte im Licht der Gesamtheit der Beweise interpretiert werden.“

Service: British Medical Journal
“Personal use of permanent hair dyes and cancer risk and mortality in US women: prospective cohort study.” Yin Zhang, Brenda Birmann, Jiali Han, Edward Giovannucci, Frank Speizer, Meir Stampfer, Bernard Rosner, Eva Schernhammer. DOI:
http://dx.doi.org/10.1136/bmj.m2942.

Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas.

Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen, 26 Universitätskliniken und zwei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich

Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter www.meduniwien.ac.at