Herzrhythmusstörungen ernst nehmen

Elektrophysiologie erlaubt genauere Diagnose

Jeder Mensch besitzt einen natürlichen Schrittmacher – den Sinusknoten. Er löst ein elektrisches Signal aus, das dafür sorgt, dass sich das Herz zusammenzieht und so das Blut durch den Körper pumpt.

Treten bei der Weiterleitung der Impulse Beeinträchtigungen auf, entstehen Rhythmusstörungen, auch Arrhythmien genannt: Das Herz schlägt entweder zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig.

Während manche Betroffenen Herzrasen oder -stolpern verspüren oder Aussetzer wahrnehmen, bemerken andere die Unregelmäßigkeit gar nicht. „Nicht alle Arrhythmien gelten als gefährlich, es gibt jedoch Störungen, die mit starken Symptomen wie Ohnmacht oder Vorhofflimmern einhergehen. In diesem Fall muss eine umgehende Behandlung erfolgen.

Da es bei einer Arrhythmie viele mögliche Diagnosen gibt, ist eine genaue Untersuchung sehr wichtig. Dabei kommt es nicht nur darauf an, die Art der Unregelmäßigkeit herauszufinden, sondern auch, zu wissen, wo genau die Störung entsteht“, erklärt Dr. Dinh Quang Nguyen, leitender Arzt der Elektrophysiologie, Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie im St. Vinzenz-Hospital in Köln.

Keine Störung gleicht der anderen
Es existieren verschiedene Herzrhythmusstörungen. Mediziner unterscheiden diese nicht nur nach Entstehungsort – also danach, ob diese im Vorhof oder in der Kammer des Herzens ausgelöst werden –, sondern auch danach, ob eine Störung bei der Impulsbildung oder bei der Weiterleitung vorliegt.

„Zu den weiteren Unterscheidungskriterien zählt die Herzfrequenz. Bei einer Bradykardie schlägt das Herz unter 60 Mal in der Minute, während Patienten mit einem zu schnellen Herzschlag oft einen Puls von über 100 haben. Von Extrasystolen sprechen wir, wenn zum normalen Rhythmus zusätzliche Herzschläge hinzukommen“, so Dr. Nguyen.

Technischer Fortschritt für höhere Untersuchungsgenauigkeit
Um eine Herzrhythmusstörung effektiv zu behandeln, muss zunächst einmal eine detaillierte Diagnose feststehen.

Das Problem hierbei:
Die Störung tritt nicht immer genau dann auf, wenn die Patienten sich gerade beim Arzt befinden und ein Auftreten lässt sich auch nicht immer provozieren.

„Deshalb ist es wichtig, ein umfangreiches Spektrum an diagnostischen Verfahren durchzuführen. Lässt sich beispielsweise in einem Langzeit-EKG keine Störung nachweisen, kann eine anschließende elektrophysiologische Untersuchung – kurz EPU – Klarheit bringen“, erklärt Dr. Nguyen.

Sie gilt als die genaueste Möglichkeit für eine Diagnose von Herzrhythmusstörungen.

„Hierbei punktiere ich die Leistenvene, um dann unter Röntgenkontrolle zwei bis vier sehr dünne Elektrodenkatheter in die rechte Herzhälfte einzuführen. Patienten verspüren bei diesem minimalinvasiven Vorgang in der Regel keine Schmerzen“, beschreibt Dr. Nguyen den Ablauf der Behandlung.

Die Elektroden leiten die Impulse an einen Monitor weiter. So lässt sich genau herausfinden, welche Art von Rhythmusstörung vorliegt.

Mit Strom gegen Rhythmusstörungen
Besteht Klarheit, welche Herzmuskelfasern die jeweilige Störung verursachen, kann deren Verödung erfolgen. Bei der sogenannten Katheterablation wird die Spitze des Katheters mit Hochfrequenzstrom für 60 Sekunden erhitzt und somit die elektrische Leitfähigkeit unterbrochen – eine Weiterleitung des falschen Signals ist folglich nicht mehr möglich.

Zu den weiteren Behandlungsalternativen bei Vorhofrhythmusstörungen zählen die lokalisierte Anwendung von Vereisungen – die sogenannte Kryoablation – sowie die Gewebeverschorfung durch Laserstrahlen.

„In Abhängigkeit von den individuellen anatomischen Gegebenheiten der Patienten wenden wir das passende Verfahren an. Dabei erfolgen Diagnostik und therapeutischer Eingriff  in der Regel in einem Arbeitsvorgang. Meist fühlen Patienten sich bereits kurz nach dem Eingriff wieder fit und können frühzeitig das Krankenhaus verlassen“, weiß der Elektrophysiologe.

Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.vinzenz-hospital.de